Ballettschuhe - Drei Kinder auf der Bühne

Autor*in
Streatfeild, Noel
ISBN
978-3-551-55562-5
Übersetzer*in
Brender, Irmela
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
268
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Adoptivkinder Pauline, Petrova und Posy Fossil leben im London der 1930er Jahre. Unter den fürsorglichen Fittichen ihres Vormundes Sylvia Brown und ihres Kindermädchens Nana entwickeln sie sich zu ganz unterschiedlichen Teenagern, denen eines gemein ist: Sie stehen füreinander ein und gehen ihren Weg in die finanzielle Unabhängigkeit.
Der Roman erschien 1936 erstmals unter dem Titel “Ballet Shoes”.

Beurteilungstext

Wer beim Titel des Buches eine kitschige Kindergeschichte um weltfremde wohlhabende Mädchen auf rosaroten Ballettwölkchen erwartet, der wird eines Besseren belehrt. Noel Streatfeilds Roman ist ein Plädoyer für die wirtschaftliche und soziale Selbständigkeit der Frau.
Der mit leidlichem Wohlstand ausgestattete Matthew Brown sammelt auf seinen Reisen erst Fossilien, später Waisenkinder, die er in die Obhut seiner Nichte Sylvia gibt. So ziehen nach und nach Pauline, Petrova und Posy Fossil in seinem Londoner Haus ein. Während Brown auf den Weltmeeren unterwegs ist, vergisst er, den Lieben daheim das nötige Kleingeld zu schicken. Die Mädchen und die beiden Frauen an ihrer Seite müssen mit Pragmatismus, Wagemut und eiserner Disziplin immer wieder neue Wege finden, ihren Alltag und die Ausbildung der Kinder zu finanzieren - und die hat es in sich. Alle drei Mädchen besuchen eine Ballett- und Schauspielschule für Kinder (weil die umsonst ist und für das einzige Fachgebiet ausbildet, bei dem man schon als Kind arbeiten kann). “Nebenbei” erhalten sie noch Privatunterricht von zwei pensionierten Lehrerinnen. Schon mit zwölf Jahren beginnen sie zusätzlich, mit Auftritten Teile des Familieneinkommens zu erwirtschaften.
Damit, dass die Autorin dem verbreiteten bürgerlichen Ideal der strebsamen, zur Selbstaufgabe bereiten Frau auch deren Streben nach finanzieller Unabhängigkeit hinzu fügt, ist sie dem Frauenbild ihrer Zeit voraus. Sie erwartet von ihren Heldinnen, sich mit harter Arbeit ihren Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Sie weist aber auch Idealen wie Nächstenliebe und uneigennützigem Verzicht zugunsten anderer, denen es noch schlechter geht, einen hohen Stellenwert zu. Die Frauen und Mädchen der ungewöhnlichen Familie gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. Nana verzichtet auf Lohn, Sylvia auf eine eigene Familie und auf ihr Erbe, Pauline und Petrova auf Selbstverwirklichung. Der Lohn dieser Disziplin ist die realistische Aussicht auf ein besseres Leben in Wohlstand, das allen wieder neue Freiräume ermöglichen wird.
Für heutige Leser sind die Einblicke in die Welt von vor fast hundert Jahren, als die Schulpflicht noch nicht erfunden war und Kleidung selbst genäht wurde, ein zusätzliches Bonbon.
Die deutsche Übersetzung des Romans ist ein gelungener Kompromiss zwischen einer modernen Sprache, die sich nahe an den Lesern bewegt, und dem nostalgischen Flair des Originals.
“Ballettschuhe” ist ein Buch von überraschender Aktualität. Es bietet unseren heutigen Mädchen, die irgendwo zwischen Konsum, Wirtschaftskrise, beruflichen Zielen und Kinderwunsch einen eigenen Lebensweg finden müssen, interessante Denkansätze und Vergleichsmöglichkeiten mit der gesellschaftlichen Situation zu Beginn der Frauenbewegung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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