Ballettschuhe

Autor*in
Streatfeild, Noel
ISBN
978-3-551-55562-5
Übersetzer*in
Brender, Irmela
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kunert, Almud
Seitenanzahl
267
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf abenteuerliche Weise kommen drei Schwestern in das Haus von Professor Brown, das von dessen Großnichte und drei Hausangestellten geführt wird. Während der Professor auf Reisen ist, wachsen die Mädchen und Frauen zu einer gut funktionierenden Gemeinschaft zusammen. Anfangs sind sie versorgt, dann bleibt der Großonkel lange fort und das Geld wird knapp. Die Frauen schaffen es, bis zu seiner Rückkehr aus eigener Kraft durchzuhalten. Die Mädchen haben sich derweil beruflich orientiert.

Beurteilungstext

Das vorliegende emanzipatorisches Mädchenbuch aus den 1930er Jahren stellt eine sehr gelungene Übersetzung des alten Mädchenbuchklassikers dar. Es liest sich sehr gut, bringt den Humor der Autorin treffend herüber und bietet auch heute noch einen lebendigen Einblick in Leben und Probleme bürgerlicher Familien Englands in den ersten Jahrzehnten nach der Jahrhundertwende. Dabei handelt es sich hier eher um die Karikatur einer bürgerlichen Familie, denn ihr männliches Oberhaupt ist ein skurriler Professor, der auf seinen Reisen Unmengen wertvoller Fossilien ausgräbt und nach Hause importiert. Sozusagen als Nebenprodukt bringt er im Laufe der Jahre auch drei weibliche Säuglinge in Not geratener Familien mit nach London, wobei er sich allerdings nach dem dritten für lange Zeit nicht mehr zu Hause sehen lässt..
Die Entwicklung dieser drei Mädchen, die charmanterweise den Nachnamen "Fossil" annehmen, steht im Mittelpunkt dieser quirligen Erzählung, die von einem wunderbaren, feinen Humor geprägt ist. Geht es zu Beginn noch recht geordnet und gutbürgerlich zu, zwingt die fortschreitende Verarmung die Frauen im Lauf der Zeit zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Erst sind es nur Kleider, die umgearbeitet werden müssen, damit sie von möglichst vielen Personen möglichst lange getragen werden können. Später müssen Mieter ins Haus genommen, noch später das Haus verkauft werden. Die Mädchen können nur dadurch weiterhin Schulunterricht erhalten, dass sie auf unterschiedliche Weise selbst Geld verdienen: Posy, die Jüngste, Tochter einer begabten Tänzerin und von dieser einst mit nichts als einem Paar Ballettschuhe in die Welt entlassen, erzielt die erwarteten Erfolge im Tanzen. Pauline, die literarisch interessierte Älteste wird Schauspielerin, erfolgreich vor allem dadurch, dass ihr literarisches Verständnis durch zwei studierte Untermieterinnen gefördert wird, so dass sie sich sehr gut in die darzustellenden Figuren hineinversetzen kann. Petrova versucht anfangs, mit den Schwestern mitzuhalten. Sie schafft es auch, bei einigen Aufführungen mitzuwirken und das Familieneinkommen zu erhöhen, doch liegen ihre Interessen auf gänzlich anderem Gebiet: Autos und Flugzeuge haben es ihr angetan, und es zeigt sich bald, dass sie ein außergewöhnlich gutes Verständnis für Technik hat. Wieder ist es ein Untermieter, der dazu beiträgt, dass eins der Mädchen Zugang zu ihren Fähigkeiten findet: Mr. Simpson lässt Petrova an der Wartung und Pflege, später auch an Reparaturen seines Automobils teilhaben.
Der emanzipatorische Charakter dieser Geschichte für Mädchen in ist kaum zu überschätzen: Nicht nur, dass die weiblichen Protagonistinnen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss in der Kinderliteratur der dreißiger Jahre eine kleine Revolution gewesen sein, sondern auch die Tatsache, dass die selbstbewusste Entwicklung eigentlich erst möglich wird, als sich die Frauen von den bürgerlichen Normen abwenden. Die Berufe im künstlerischen Milieu sowie im technischen Bereich waren für Mädchen weit entfernt von bürgerlichen Normen, ebenso wie die am Ende des Buches stehenden Aussichten. Denn als der Großonkel tatsächlich nach London zurückkehrt, sieht er sich drei jungen Mädchen gegenüber, die es in die Welt hinauszieht: Posy geht in die Tschechoslowakei um eine Ausbildung an einer berühmten Ballettschule aufzunehmen. Pauline hat es geschafft, sie wird nach Hollywood zum Film gerufen. Petrova bleibt vorerst mit dem Großonkel in London. Sie wird eine Ausbildung im Flugwesen machen und später in die Welt streben.

Ein "Happy End" also, wie es Leserinnen der Altersstufe 10 bis 14 Jahre noch sehr gerne erleben. Ob die Erzählung aber sonst heutige Leserinnen dieses Alters noch anspricht? Das muss man einfach ausprobieren. - Das Buch ist einen Versuch jedenfalls allemal wert!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bsh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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