Ayda, Bär und Hase
- Autor*in
- Kermani, Navid
- ISBN
- 978-3-423-62696-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Teich, Karsten
- Seitenanzahl
- 160
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2019
- Preis
- 7,95 €
- Bewertung
Teaser
Die märchenhafte Geschichte der kleinen Ayda, die sich mit einem Hasen und einem Bären anfreundet, erzählt auf anrührende und witzige Weise von Einsamkeit und Freundschaft, Toleranz und Vorurteilen.
Beurteilungstext
Der habilitierte Orientalist Navid Kermani ist eher für seine Sachbücher bekannt. Sein erstes Kinderbuch, welches 2006 erstveröffentlicht wurde, ist nun neu bei dtv Reihe Hanser erschienen.
Die fünfjährige Ayda ist noch recht klein und fühlt sich oft einsam. Sie ist zwar clever, kann gut rechnen und hat immer die besten Ideen, ihre eigentlichen Freunde spielen jedoch nur manchmal mit ihr und schließen sie oft aus. Eines Tages lernt Ayda Bär und Hase kennen und freundet sich mit ihnen an. Der Bär ist zwar viel größer als Ayda und der Hase, aber der Jüngste der Drei. Der Hase ist der Älteste und der Kleinste. Gemeinsam erleben Ayda und die Tiere die letzten Kindergarten- und ersten Schultage des Mädchens. Dabei erfahren sie wichtige Dinge über Freundschaft, das Glücklichsein und das Betrübtsein. Die Welt, in der Ayda mit ihrer Familie lebt, ist einerseits ganz realistisch, andererseits wundert sich niemand über sprechende Hasen und Bären; auch nicht, als diese mit in den Kindergarten kommen.
Die Geschichte spielt in Köln, genauer gesagt in Köln-Eigelstein, direkt hinter dem Dom. Köln als multikultureller Ort und Heimat des 1. FC Köln ist recht präsent in der Geschichte. So geht Aydas Vater zu jedem Spiel des 1. FC Köln, auch wenn der (fast) immer verliert. Hier, lässt sich vermuten, hat der Autor, der selbst Fan des 1. FC Köln ist, biographische Elemente einfließen lassen. Auch das Kölsch als Sprache, das Ayda neben Persisch und Deutsch spricht, wird den Lesern in der Geschichte vorgestellt. Der Roman und seine Protagonisten sind tief in Köln verwurzelt.
Doch auch das Persische (Aydas Eltern kommen aus dem Iran) spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. So wird jeder Teil mit der persischen Märchenformel „Einen gab‘s, den anderen nicht, niemand gab’s außer Gott“, die vergleichbar mit unserem „Es war einmal…“ ist, eingeleitet. Die für Aydas Namen wichtige Aussprache des A als „dunkles A“ wird öfter thematisiert und wiederholt, so dass sich zuhörende oder lesende Kinder an dieses kleine Merkmal der persischen Aussprache sicherlich lange erinnern werden.
Allgemein wird das Thema, dass Aydas Eltern nicht aus Deutschland kommen, ganz selbstverständlich behandelt. Die Familie lebt schon lange in Deutschland und spricht eben noch eine zweite Sprache.
Der auktoriale Erzähler erzählt meist aus Aydas Sicht, wendet sich bisweilen aber auch direkt an die Leser und kommentiert sein Erzähltes. Diese Zwischenbemerkungen sind oft eher flapsig und lassen daher auch die erwachsenen Leser des Öfteren schmunzeln.
Karsten Teichs schwarzweiße Illustrationen passen gut zum Ton des Buches, sind witzig, aber auch manchmal melancholisch-träumerisch.
Allgemein ein sehr schön geschriebenes, wichtiges Buch über Freundschaft und darüber, dass zu jedem Glück vielleicht auch immer ein bisschen Unglück gehört. Oder eben auch nicht.
Die Geschichte eignet sich für Kinder ab 5 Jahren zum Vorlesen, ist meines Erachtens aber auch gut zum Vor- oder Selberlesen für ältere Kinder geeignet, die die flapsigen Bemerkungen des auktorialen Erzählers sicherlich besser verstehen als Kindergartenkinder.