Aus dem Leben eines Taugenichts

Autor*in
Eichendorff, Joseph von
ISBN
978-3-257-20516-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Diogenes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der junge Sohn eines Müllers hält nicht viel von geregelter Arbeit, aber er möchte die Welt kennenlernen. So zieht er über Wien bis nach Rom, wie ihn der Zufall treibt und freundliche Mitmenschen und sein Geigenspiel es ermöglichen. Er erlebt Abenteuer und Liebesgeschichten, wird verwechselt, hofiert und wieder verjagt, bis er am Ende die Liebe seines Lebens wiederfindet.

Beurteilungstext

Neudeutsch würde man so etwas ein “Roadmovie” nennen, eine Geschichte von zielloser Reise mit zahllosen Erlebnissen und Erfahrungen, vor allem über sich selbst. Jack Kerouac hat so etwas geschrieben und “Easy Rider” vermittelte ein ähnliches Gefühl, doch bei genauerem Hinsehen gibt es wesentliche Unterschiede: Dieser junge Müllerssohn, der Ich-Erzähler und “Taugenichts”, mag sich auch vom Schicksal treiben lassen, lieber leben und erleben als “funktionieren”, aber er verzichtet auf bewusstseinverändernde Einflüsse, Drogen und Halluzinogene, etwas Wein und eine Pfeife ausgenommen. Und der “Taugenichts” hat etwas, was ihn wesentlich von seinen 70er-Jahre-Epigonen unterscheidet: Ein festes Vertrauen auf eine Sinnhaftigkeit seines Tuns und göttlichen Beistand. Zwar lässt er die anderen Leute gerne allein zur Kirche gehen, solch religiös-frömmelndes Tun ist ihm fremd, aber er lässt den Herrgott seine Dinge schon einrichten und singt in heute noch anrührenden Liedern und Gedichten von diesem Gottvertrauen. Und sein “Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt” ist Credo und Leitspruch seines gesamten Handelns. Er verhält sich ganz gemäß der Bergpredigt wie die “Vögel des Himmels”: Sie säen nicht und ernten nicht, und doch finden sie Nahrung und sind prächtig gekleidet.
Die vielfältigen Erfahrungen mit und in der Natur machen einen Hauptreiz des Buches aus, allein die Schilderungen von Morgen- und Abendstimmungen sind äußerst plastisch und nachvollziehbar. Fast jeder Leser wird bei zahllosen Szenen wünschen, er oder sie könnte einmal so schwerelos durch’s Leben gehen wie dieser Taugenichts. Das Wort vom “Taugenichts” entlarvt sich, ein hübscher Schlusseffekt des Buches, sowieso als Ironie, denn zumindest Geigenspiel und gutes Benehmen hat der junge Mann gelernt und seine Beharrlichkeit, seine Treue zu seiner angebeteten “Gräfin”, hier zahlt sie sich am Ende sogar in klingender Münze aus.
Ein sympathisches Hohelied also auf die glücklichen Zufälle des Lebens, kein Rezept, um glücklich zu werden, aber ein schöner Traum auch für ernsthafte Menschen. Und der Reichtum der etwas altertümlichen Sprache, er lässt uns erkennen, wie stromlinienförmig, aber arm mancher heutige Wortschatz geworden ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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