Anatomy. Eine Liebesgeschichte

Autor*in
Schwartz, Dana
ISBN
978-3-7432-1498-9
Übersetzer*in
Röser, Cornelia
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
380
Verlag
Loewe
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Bindlach
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
16,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 17 jährige Hazel, ein Mädchen aus einer schottischen Adelsfamilie, hat den festen Plan, Ärztin zu werden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie seziert Leichen und kommt bei deren Beschaffung grausigen Menschenversuchen auf die Spur.

Beurteilungstext

Auch wenn im Titel des Romans auch „Eine Liebesgeschichte“ steht, so ist dies nicht der Hauptstrang des Romans. Vielmehr geht es um wissenschaftliche Forschungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Aufbau des menschlichen Körpers, die nicht ohne das Sezieren von Leichen möglich sind. Die 17 jährige Hazel ist vom Ziel erfüllt, Chirurgin zu werden, was für Frauen zu dieser Zeit undenkbar ist. Der zweite Protagonist ist Jack Currer, ein Auferstehungsmann, der frisch begrabene Leichen wieder ausgräbt und diese an die Fakultät verkauft.
Sehr spannend wird erzählt, wie Hazel als Mann verkleidet an den Vorlesungen der Chirurgenausbildung teilnimmt, wie sie rausgeworfen wird und sich selbstständig auf die Prüfung vorbereiten will. Da sie zur Vorbereitung auf die Prüfung zum Sezieren Leichen benötigt, lernt sie Jack Currer kennen und kommt mit ihm ins Geschäft. Später hilft sie Jack sogar beim Ausgraben der Leichen. Die beiden jungen Leute verlieben sich, obwohl Hazel schon ihrem Cousin Bernard, einem schottischen Adeligen, versprochen ist. Auch hier entstehen Spannungen und Konflikte und auch die Rolle der Frau zu Anfang des 19. Jahrhunderts in adeligen Kreisen, zu denen Hazel gehört, wird thematisiert.
Als seltsam entstellte Leichen gefunden werden und ebenso seltsam verstümmelte Lebende aus der armen Bevölkerung auftauchen, suchen Hazel und Jack nach den Hintergründen. Doch damit geraten die beiden in Gefahr. Es stellt sich heraus, dass es auf der einen Seite sehr arme Leute gibt, die für Geld einen Zahn an einen reichen Adeligen geben, der diesem wieder eingesetzt wird. Aber es kommt noch schlimmer, denn es werden auch Menschen entführt und ihnen in Narkose Körperteile entnommen. Damit thematisiert das Buch auch Fragen von Ethik und Moral, von ärztlichen Möglichkeiten und dem Wert eines jeden Lebens.
Sprachlich ist der Roman kompakt aufgebaut, die Handlung entwickelt sich zügig, gibt Einblicke in die Gefühlswelt und Beweggründe der Menschen und bewirkt damit die enge Identifikation mit den Protagonisten Hazel und Jack. Durch die häufig eingesetzte wörtliche Rede ist der Roman sehr lebendig und gut zu lesen. Außergewöhnlich sind die in jedem Kapitel eingesetzten Zitate. Sie heben sich optisch vom Roman ab, da sie in weißer Schrift auf schwarzem Grund gesetzt sind. Sie beinhalten meist Texte aus einem anatomischen Buch, welches Hazel für ihre Studien oft liest. Der Leser mutmaßt, dass es dieses Buch wirklich gegeben hat, es ist aber genau wie der Autor des Buches fiktiv. Abgedruckt sind hier auch Briefe von Hazels Mutter an sie oder Zitate eines englischen Pfarrers u.a. Diese Textpassagen beschäftigen sich mit Themen, die am Rande den Inhalt des Romans oder Hazel selbst betreffen.
Einzig das Ende mit der Auflösung bleibt ein wenig fragwürdig. Hätte sich bisher alles real so abgespielt haben können, kommt mit der Auflösung ein stark fiktiver Ansatz in den Roman, denn die Autorin bringt ein Mittel zur Sprache, mit dessen Einnahme der Mensch unsterblich werden kann. Dieses Mittel ist in den Händen des Chirurgs, bei dem Hana studiert hatte. Er hat es für sich selbst eingesetzt und zur Transplantation von Körperteilen und Organen. Da der Leser bis zu dieser Stelle des Romans nach einer realistischen Auflösung der Geschichte gesucht hat, ist er durch die nun eingesetzte Fiktion überrascht, ggf auch enttäuscht. Andererseits konfrontiert es den Leser damit auch mit der Frage, ob es sinnvoll ist, danach zu streben, für immer leben zu können. Insgesamt bietet der Roman also viele Anregungen zum Nachdenken, zum Philosophieren und Diskutieren, was ihn interessant, außergewöhnlich und auch pädagogisch wertvoll macht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von IBR; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 16.06.2023

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