Alula: Garten / Urwald

Schlagwörter

• Abenteuer
• Natur

Teaser

Egal, ob ein Garten oder ein Urwald – die Natur lädt zum Spielen und zu unerwarteten Entdeckungen ein. Zwei Kinder folgen einmal einer Katze und einem Schmetterling und werden immer tiefer in das Abenteuer Wildnis hineingezogen. So lauern Krokodile, oder waren es doch Wäscheklammern? Beim Spiel ist alles möglich und die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit werden unscharf.

Beurteilungstext

Ein Buch – zwei Geschichten? Oder ist es doch eine Geschichte?
Es ist in jedem Fall ein Buch zum Wenden, das von zwei Seiten bis zur Mitte gelesen werden kann. In der Geschichte des Gartens folgen zwei Kinder einer blauen Katze und werden auf ihrem Weg durch die Natur von ihrer Umgebung zum Spielen animiert. Mit etwas Fantasie wird dabei ein Gartenschlauch zur Schlange und die Gartengeräte bekommen geheimnisvolle Gesichter. Von der Neugier getrieben gelangen die Beiden an einen Teich, in dem sie ihr Spiegelbild entdecken und gleichzeitig in ein neues Abenteuer eintauchen. Dazu kann das Buch weitergeblättert oder aber geschlossen und gewendet werden. Denn nun beginnt das Abenteuer des Urwalds, in dem zwischen exotischen Pflanzen geheimnisvolle Tiere, aber auch Gefahren lauern. Zwischen gewundenen Farnen verstecken sich Chamäleons und wagemutig schwingen sich die Kinder über einen Fluss, aus dem Krokodile herauslugen. Nur gut, dass der Weg aus dem Urwald schließlich zu dem Teich führt, in dem die Kinder wieder ihr Spiegelbild sehen. Welches Abenteuer wohl als Nächstes lauert?
Das Buch erzählt nicht nur vom abenteuerlichen Spiel in der Natur, sondern hat auch selbst Spielcharakter. Dies fällt bereits auf, wenn man das Buch geschlossen in den Händen hält. Denn auf der Seite des roten Covers trägt es den Titel „ALULA. Garten“, während der Titel der gelben Coverseite „ALULA. Urwald“ lautet. Schon vor dem ersten Blick ins Buch muss demzufolge die Entscheidung getroffen werden, mit welcher Geschichte das Abenteuer beginnen soll. Darüber hinaus lädt das Buch mit seinem Erzählkonzept dazu ein, herauszufinden, welche Wege durch die Buchseiten zu einer Geschichte führen. Dabei können die Leser*innen das Buch nicht nur drehen und wenden, sondern auch an der Mitte einhalten oder weiterblättern, oder aber die beiden Abenteuer im Vergleich betrachten. Dann kann ihnen auffallen, dass die Abenteuer Parallelen aufweisen und somit auch auf der inhaltlichen Ebene ein Spiel stattfindet: ein Spiel mit Fantasie und Wirklichkeit, das Brücken zwischen Alltag und Abenteuer, Nähe und Ferne, Garten und Urwald herstellt. Zum Suchspiel wird das Buch, wenn zwischen gewundenen Farnen Chamäleons versteckt sind oder sich der Schmetterling perfekt in seiner Umgebung tarnt.
Mit klar abgegrenzten, kräftigen Farbflächen gelingt es Reto Crameri in seinen Drucken, vielseitige Einladungen zum Spielen und Mitgestalten zu eröffnen. Er nutzt einfache Formen und Kontraste, die trotz der Schlichtheit zu spannungsvollen Bildkompositionen führen, in denen es auch nach mehrfacher Betrachtung noch Dinge zum Entdecken gibt. Die Prinzipien der Wiederholung und Spiegelung, verbunden mit kleinen Veränderungen, regen dabei zum Vergleichen an und eröffnen humorvolle Einblicke in zwei Orte, die eigentlich sehr weit von einander entfernt, ja vielleicht sogar unerreichbar sind. Bei genauer Betrachtung gibt es jedoch mehr Gemeinsamkeiten als gedacht. Und wer sich ganz auf das Spiel einlässt, wird mit Hilfe der Fantasie spannendere Abenteuer erleben als zunächst erwartet.
Durch seinen künstlerischen Duktus und Spielcharakter auf allen Ebenen werden Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Buch auf der Suche nach einer Geschichte angeregt. Ob alleine oder im Dialog – das Buch kann immer wieder neu gelesen werden und regt zum Weiterdenken an.