Alles super!

Autor*in
Doyle, Roddy
ISBN
978-3-570-17077-9
Übersetzer*in
Obrecht, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Linke, Rosa
Seitenanzahl
188
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In Dublin fallen immer mehr Erwachsene in eine schwere Depression. In Gesprächen hören die Kinder, wie über „den schwarzen Hund der Depression“ gesprochen wird, und machen sich auf, diesen zu suchen und zu bekämpfen. In dieser mit fantastischen Elementen durchzogenen Geschichte gelingt es ihnen auch. Im Hintergrund steht dabei die sehr reale Ursache für die vielen Depressionen: die schwere irische Wirtschaftskrise von 2012.

Beurteilungstext

„Der schwarze Hund kam über Nacht.“ Dieser schwarze Hund ist ein Symbol für Depression, und zwar im Englischen in beiden Bedeutungen: Depression als psychische Erkrankung und depression als Wirtschaftskrise. Die Erwachsenen sind blind für diesen bedrohlichen Hund, aber die realen Hunden und auch die Kinder nehmen ihn als gefährliches, beängstigendes Wesen wahr.
Die Kinder Gloria und Raymond machen sich eines Nachts auf die Suche nach diesem seltsamen Wesen, das ihren Onkel Ben anscheinend zur Aufgabe seines Ladens und seines Hauses gezwungen hat. Onkel Ben wohnt jetzt bei ihnen, was ihnen auf der einen Seite gefällt, denn sie lieben ihn sehr, auf der anderen Seite mit Einschränkungen und auch großer Verunsicherung einhergeht. Die Erwachsenen versuchen in Doyles Erzählung, den Kindern die Entwicklung kindgerecht zu erklären, aber es bleibt immer ein nicht verständlicher Rest, denn die Kinder hören eben auch den Erwachsenen-Gesprächen zu und entwickeln so eigene Vorstellungen. Dabei ist für den Leser lange nicht klar, ob es diesen „schwarzen Hund“ als fantastisches Wesen in der Erzählung tatsächlich gibt oder ob er eine reine Vorstellung der Kinder ist.
Doch als Gloria und Raymond nachts aus dem Haus schleichen, treffen sie nicht auf sehr viele andere Kinder, sondern auf den schwarzen Hund selber, der wie eine dunkle Wolke mal größer, mal kleiner, mal beängstigender, mal harmloser wirkt. Gloria findet heraus, dass der schwarze Hund es gar nicht verträgt, wenn man „Alles super!“ ruft, ein laut Doyle typischer Dubliner Ausspruch, und so ist dies „postive Rufen“ die Waffe der Kinder. Doch es gibt einen wirklich dramatischen Showdown am Strand, wo der schwarze Hund die Kinder in eine Falle gelockt hat, um sich danach ungestört in Dublin seinem Werk, der psychischen Zerstörung der Erwachsenen, widmen zu können. Erst in letzter Minute gelingt es den Kindern, sich zu befreien und den schwarzen Hund endgültig zu vernichten. Dadurch gelangt auch das „Narrenbein“ der Stadt Dublin wieder zurück, denn der schwarze Hund hatte es verschluckt.
In allen Familien, auf die der Blick genauer gerichtet wurde, löst sich nun ein Knoten, und die Erwachsenen packen wieder aktiver das Leben an, selbst der (ein weiteres fantastisches Element) Vampir Ernie erlebt, dass sein Vater endlich einmal nachts mit ihm „auf Arbeit“ geht. Und die Hunde Sadie und Chester, aus deren Blickwinkel in einer Art Rahmenhandlung in die Erzählung eingeführt wurde, erleben einen Neuanfang, denn Sadie erwartet Nachwuchs.
Die Erzählung hat Stärken und Schwächen. Zu den Stärken gehört die vor Fabulierlust sprühende Handlung, in der ernste politische Themen (nicht nur die Wirtschaftskrise) in eine turbulente Handlung eingearbeitet sind, ebenso die lebensnahe Darstellung des Familienalltags. Ein bisschen ein unnötiger Fremdkörper ist die Vampirfamilie, die keine tiefere Bedeutung für den Handlungsgang hat und somit so eine Art unnötiger Umweg ist.
Besonders problematisch aber sind durch die Übersetzung verloren gegangene Doppeldeutigkeiten. Das beginnt mit dem Titel und somit dem „Zauberwort“ zum Vertreiben des schwarzen Hundes. Im Original heißt beides „brilliant“, und das Wort leuchtet nun doch einfach mehr als das im Deutschen ja häufig auch ironisch gebrauchte „alles super“. Weiter geht es mit der „Depression“ – im Englischen ist „depression“ auch eine Wirtschaftskrise. Und das „Narrenbein“ ist der „Musikknochen“ – hier wäre eine Übertragung gefragt gewesen, denn auch mit dem Begriff „Musikknochen“ hätte sich in dem Buch etwas anschaulich machen lassen können. Dass der Begriff „Narrenbein“ auch vorkommt im deutschen Sprachraum, nützt nichts, denn er ist sehr selten.
Nichtsdestotrotz – eines der wenigen Bücher, die besonders kindgerecht mit einem ja wieder und immer noch aktuellen, bedrückenden und wichtigen Thema umgehen.
Der irische Autor Roddy Doyle ist vor allem durch seine Dublin-Romane für Erwachsene bekannt und hat bereits einige erfolgreiche Kinderbücher geschrieben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 16.09.2015

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