Alles In Ordnung

Autor*in
Ellis, Ann Dee
ISBN
978-3-522-20067-7
Übersetzer*in
Plorin, Eva
Ori. Sprache
Amerikanisches Engli
Illustrator*in
Hachette Group, Inc.
Seitenanzahl
187
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2010
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mazzy erzählt von dem einen Jahr, in dem die Familie zu Grunde geht. Die kleine Schwester Mazzys kam ums Leben, Mutter und Tochter werfen sich beide vor, Schuld daran zu sein. Die Mutter verfällt in tiefste Depression, Mazzy lebt in Opposition zu allem. Erst als der Vater sich die Zeit nimmt und der Katastrofe ein Ende bereiten will, statt nur an seine Karriere zu denken, bahnt sich so etwas wie eine Lösung an.

Beurteilungstext

Rund 140 der knapp 190 Seiten braucht die Ich-Erzählerin Mazzy, um den eigentlichen Grund der Geschichte zu erzählen, wenn auch Andeutungen schon vorher den Leser den Sachverhalt ahnen lassen. Aber genau das ist auch das Thema dieses merkwürdig verhaltenen Romans eines Familiendramas: Mazzy kann nicht darüber sprechen, wie sie über vieles nicht sprechen kann. Auf alle Nachfragen, ob Nachbarn, ob Fürsorger, ob der Vater fragen, sie antwortet immer “alles in Ordnung”. Eine glatte Lüge. Aber diese Floskel ist Familienusus. Immer wenn jemand sich Sorgen macht, heißt es Alles in Ordnung. Dabei besteht Grund für alle Personen, sich Sorgen zu machen. Der Vater ist Wochen lang weg, weil er eine fantastische Fernsehsendung macht, die Mutter ist zwar körperlich anwesend, schläft aber, somnambul liegt sie im Bett und zeigt nur gelegentlich menschliche Regungen, die Tochter flieht in merkwürdiges Schweigen, Ausweichen, Ausflüchte. Keiner weiß, was da in der Familie los ist, keiner aber auch setzt sich wirklich für sie ein. Mazzy ist letztlich völlig auf sich gestellt und der Situation nicht gewachsen. Die Wohnung verwahrlost, die Mutter isst praktisch nichts mehr, die Tochter träumt ebenfalls mehr, als dass sie etwas Sinnvolles tun könnte. Aber sie malt. Alle wesentlichen Kapitel bringt sie mit einem Gemälde oder einer Grafik zum Abschluss. Aber da sie ja nichts erzählt, erfährt der Leser nicht mehr als Titel und Technik. Erst am Schluss des Buches erfährt er, dass sie wirklich gemalt hat, im Buch abgebildet ist nur das Material und Strichproben. Soll er sich die Bilder selber malen? Anschaulich genug erzählt das kleine Mädchen.
Aber für wen ist ein so reduziertes Buch geschrieben? Es ist nicht spannend - wie auch, bei dem Thema. Es ist nicht unterhaltsam - wie auch, bei dem Thema. Es macht nachdenklich, es zeigt Verzweiflung auf unterschiedliche Art: Der Vater agiert weitab; die Mutter versinkt im Nichts, die Tochter erstarrt. Wer sich für derlei interessiert, liest auch weiter und kann die Auswirkungen des Dramas nachvollziehen. Wer aber die Leerstellen in Mazzys Erzählung nicht selbst füllen kann, ist alleine gelassen. Das heißt also, dass das Buch nur für geübte und geduldige Leser genießbar ist.
Umso ärgerlicher finde ich einige Anglizismen der Übersetzerin, die beim Lesen befremden: “Mom” und “Dad” etc. sind m.E. akzeptable Übernahmen, da die Geschichte ja in den USA spielt. Das Gleiche gilt für Utensilien wie MARSHMALLOWS, auch wenn nicht jeder junge Leser weiß, was das ist. Aber bei den direkt übersetzten Floskeln, die man anders besser formulieren könnte, handelt es sich um Anglizismen, die nicht nur vermeidbar sind, sondern völlig anders übertragen werden müssen: “Ich denke, ich sollte duschen.” “Ich fahre da jede verdammte Woche hin.” “Nun, ich schätze, ich sollte damit aufhören.”
Derlei klingt - zumal es sich hier meist um die Sprache 12-Jähriger handelt - einfach gestelzt. Im Englischen ist das dagegen normaler Sprachgebrauch. Eva Plorin sollte mal bei Harry Rowohlt nachlesen.
“Blau-weiß und rot. Wie die Flagge.” (Welche? die französische HAT blau-weiß-rot, die US-Flagge IST blau, weiß und rot.)
“Wir müssen nach vorne blicken.”
“Ich hasse (dieses Hemd etc.).” In der deutschen Sprache wird deutlich weniger gehasst als in der angelsächsischen.
Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Ich finde derlei umso ärgerlicher, weil das Buch selbst, besonders die inneren Monologe der 12-jährigen Ich-Erzählerin, sehr sensibel übersetzt ist. Sprachgenau versteht die Übersetzerin, die Bilder des Mädchens in unsere Sprache zu übertragen. Nur die oben genannten Floskeln fallen da heraus.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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