Alle meine Freunde

Schlagwörter

• Diversität
• Familie
• Freundschaft
• Sexualität

Teaser

„Das Wichtigste ist, sich zu lieben und sich gegenseitig zu respektieren. Das sind die wirklich heiligen Werte“. Dieses bunt gestaltete Bilderbuch erzählt davon, wie unterschiedlich Familien sein können und welche Schicksale sich hinter den Herzen junger Kinder verbergen. Es zeigt Kindern und Erwachsenen gleichermaßen, wie vielfältig das Leben ist und wie realitätsfern die Vorstellung von einer Mutter-Vater-Kind Familie wirklich ist. Maja will zeigen: wir alle sind besonders und haben unsere eigenen Geschichten, die uns zu dem machen, was wir sind…

Beurteilungstext

Das bereits 2017 in der Ukraine erschienene Buch gibt es jetzt auch in einer deutschen Übersetzung!
Gemeinsam mit 17 weiteren Kindern besucht Maja eine kunterbunte vierte Klasse. Über sie alle weiß das Mädchen etwas zu erzählen. Da gibt es Tymko, der im Wechsel eine Woche bei seinem Vater und eine Woche bei seiner Mutter lebt. Oder Kyrlo, der erst in einem Heim untergebracht wurde und jetzt bei Borys, seinem Pflegevater wohnen kann. Oder Maja selbst, die Tochter von zwei Müttern.
Neben „regenbogenbunten“ Familienkonstellationen und Freundschaften spricht das Buch auch den Themenbereich Krieg an. Auf zwei Doppelseiten erfahren die Leser*innen von der Geschichte Sofias der Dritten, welche gemeinsam mit ihrer Mutter aus Luhansk geflohen ist. Neben einem kurzen informativen Input fällt diese hochsensible Thematik jedoch schnell wieder in den Hintergrund und dem nächsten Schicksal wird die Aufmerksamkeit zugewandt.

Denysenko schreibt so, dass ihre Botschaft bei kindlichen, wie auch erwachsenen Leser*innen ankommt. Die Sprache stellt die Hintergründe der Geschichten auf beschreibende und erklärende Weise nachvollziehbar dar und lässt viele Möglichkeiten zur Sensibilisierung für Heterogenität - das offensichtliche Ziel der Autorin ist hierin also erfüllt. Bestärkend spricht Maja die Leser*innen direkt an und macht deutlich: auch Dich geht diese Thematik etwas an!

Einen weiteren Part im Blick auf die Sensibilisierung nimmt Frau Yuliya, die Lehrerin der Klasse, ein. Sie scheint immer einen passenden und wertvollen Rat auf Lager zu haben, den Maja mit den Leser*innen teilt. Das ist sicherlich gut gemeint, wirkt in dieser Menge jedoch leider zu erzwungen und pädagogisch.

So bunt wie der Text in Inhalt und Gestaltung ist, so bunt sind die Bilder. In kräftigen Farben zieren Malereien der Kinder die Buchseiten. Teils etwas verspielt spiegeln sie Elemente der persönlichen Lebenswelt des jeweils beschriebenen Kindes wider. Ein wenig mehr Lebhaftigkeit in Ausdruck und Bewegung hätte dem Gesamtcharakter des Buches allerdings nicht geschadet.

„Alle meine Freunde“ erzählt viel. Meiner Ansicht nach zu viel und zu vermindert für ein Buch von 62 Seiten. Das Werk ist daher dann zu empfehlen, wenn die Zeit zur weiteren Besprechung gegeben ist und die kindlichen Leser*innen Möglichkeiten für Fragen und Gedanken zum Text bekommen. Im Unterricht ist es nur bedingt anzuwenden. Die Gefahr, nicht ausreichend verarbeitete Schicksale der Kinder anzusprechen und nicht genügend nachbereiten zu können ist hierbei zu groß.
Eine Empfehlung für den privaten Gebrauch, um Kinder (und Erwachsene) für Verschiedenheit zu sensibilisieren ist jedoch gegeben.

Da die Erzählungen im Detail nicht zusammenhängend sind, können die Geschichten auch nach Bedarf thematisiert werden – das kann vor allem für die Besprechung individueller Fälle von Vorteil sein.

Von meiner Seite also eine Empfehlung mit Einschränkungen.