Alle meine Freunde

Autor*in
Denysenko, Larysa
ISBN
978-3-499-01119-1
Übersetzer*in
Piredda, Mila
Ori. Sprache
ukrainisch, englisch
Illustrator*in
Foya, Masha
Seitenanzahl
72
Verlag
Rowohlt
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
VorlesenBücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Menschenrechtsaktivistin und Autorin Larysa Denysenko aus Kiew erzählt aus der Perspektive des Mädchens Maja von den vielfältigen Familienmodellen ukrainischer Kinder.

Beurteilungstext

Die Ich-Erzählerin Maja geht zusammen mit 17 anderen Kindern in die vierte Klasse. Wir erfahren etwas über ihre Vorlieben und auch, dass sie ihre Klassenlehrerin Frau Yuliya sehr mag. Im Mittelpunkt stehen jedoch die 16 anderen Kinder der Klasse, die Maja als „alle ihre Freunde“ vorstellt. Mit diesen versteht sie sich meistens „super“, aber es kommt auch vor, dass sich gestritten und wieder vertragen wird. Da die Elternhäuser der Kinder sehr verschieden sind, wird nahezu jedem Kind ein eigenes Kapitel gewidmet, das sich über zwei bis drei Buchseiten erstreckt. Der Text ist überwiegend eingearbeitet in die farbenfreudigen und zum Teil großflächigen Illustrationen von Masha Foya. Dabei sind die Köpfe der Kinder vielfach in überproportionaler Größe wiedergegeben, und alle sind am Ende des Buches nochmals mit einer je eigenen Abbildung versammelt.

Da sind etwa die Zwillingsschwestern Sofia und Solomia, die von einer Leihmutter geboren wurden, da ihre Eltern keine eigenen Kinder bekommen konnten. Eine weitere Sofia wird vorgestellt, die eine zweite Mutter hat, da die erste nach Australien ausgewandert ist. In einer anderen Familie gibt es einen im Krieg verschollenen Vater; ein anderer ist gleich nach der Geburt verschwunden. Zwei Kinder haben im Waisenhaus gelebt. Eines wurde später adoptiert, Kyrylo hat einen Pflegevater bekommen. Hrystyna wächst bei ihrer Oma auf, da beide Elternteile im europäischen Ausland Arbeit gefunden haben. Nastia und Nazar sind Cousins und leben in einem erweiterten Familienverband mit einer Oma und zwei Müttern, die Schwestern sind.

Eine noch viel größere Familie hat Petro, der zu einem Clan – den Roma – gehört. Eine Familie kann auch von Vertreibung und Flucht betroffen sein. Dies wird gezeigt am Beispiel des Krimtataren Rais, dessen Familie ihre Heimat zum zweiten Mal aufgeben musste. Auch Diversität im Aussehen wird angesprochen. So hat Rais etwa eine Monobraue, und die Klassenlehrerin Frau Yuliya weist darauf hin, dass auch die Künstlerin Frida Kahlo eine solche hatte. Aus Majas Erzählung wird deutlich, wie sehr die Lehrerin darum bemüht ist, in ihrer Klasse für gegenseitigen Respekt und Anerkennung zu sorgen. Auch betont sie stets wieder, wie wichtig das Aufwachsen eines Kindes in Liebe und Geborgenheit ist. Dies wird etwa deutlich am Beispiel von Jeva, die einen Stiefvater hat und sich Sorgen macht, ob sie noch geliebt wird, wenn die Mutter ihr neues Baby bekommt, das dann die „echte“ Tochter des Vaters sein wird. Erst ganz zum Schluss geht Maya auf ihre eigene Familie ein: Sie hat zwei Mütter und einen anonymen biologischen Vater und „…sie lieben sich und mich“.

Diese Familienkonstellation der Ich-Erzählerin hat den Originaltitel des Buches inspiriert, das 2017 in der Ukraine unter dem Titel „Maja und ihre Mütter“ erschienen ist und das sowohl positiv gewürdigt wurde wie auch aufgrund der beschriebenen homosexuellen Partnerschaft heftige Anfeindungen erfahren hat. Die deutsche Erstausgabe basiert auf der englischen Übersetzung und entspricht mit der Titeländerung stärker der großen Vielfalt an Familienkonstellationen, wie sie hier aufgezeigt wird. Das besondere Verdienst des Buches liegt denn auch darin, diese in einer für Kinder ansprechenden Form zugänglich gemacht zu haben.

Zu hinterfragen ist hingegen die Rolle der Ich-Erzählerin, erweckt sie doch den Eindruck, offensichtlich Einblick in die Familien all ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler zu haben. Beim Vorlesen und Anschauen des Bilderbuchs sollte zudem ein Erwachsener für weitergehende Information und Begleitung hilfreich zur Seite stehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anei; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 07.02.2023

Weitere Rezensionen zu Büchern von Denysenko, Larysa

Denysenko, Larysa

Alle meine Freunde

Weiterlesen