Abspringen

Autor*in
Elsäßer, Tobias
ISBN
978-3-596-81002-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Paul ist fast 14, als er feststellt, dass es in seinem Kopf nur noch um Sex geht, er kommt mit nichts mehr klar, bis die Mutter die Notleine zieht: Der Psychiater stellt ADS fest und verschreibt Psychopharmaka. Paul kann wieder etwas leisten - aber die Welt besteht auch aus Anderem. Einer langer Kampf mit sich selbst, mit Drogen, seiner Freundin, seinem Freund und vor allem der Familie beginnt. Nach schmerzhaften Prozessen voller Überraschungen findet er zu sich.

Beurteilungstext

Abspringen in den Tod ist auch keine Lösung, so beginnt der turbulente Roman. Paul versucht eine kleinere Variante, die endet aber nur im Krankenhaus und keines seiner Probleme ist gelöst. Er probiert so ziemlich alle Mittel, um einen einfachen Ausweg zu finden und muss am Ende feststellen, dass er vor allem abspringen muss von allem, was nur betäubt, nur überspielt. Dass die Pubertät Kapriolen schlägt, ist dem Leser bekannt, die Literatur ist voller sublimierender Lösungen, bislang aber habe ich keine dermaßen direkte, unverblümte und immer wieder schockierende Geschichte von den Sexualnöten eines Jugendlichen gelesen. Er muss erst mühsam lernen, dass er geliebt wird, dass er seine Stärken hat, dass er anderen Menschen etwas geben kann. Seine Gegenfigur ist ein alternder Freund der Familie, eigentlich nur ein Kunde aus dem Fotogeschäft des Vaters, um den er sich absurd-intensiv kümmert - und dass er deswegen gemocht wird, obwohl der Alte das Spiel der Jungen durchschaut. Er ist voller Geschichten, die er Paul in immer neuen Varianten erzählte. Dass die mit seinem realen Leben nichts oder nur wenig zu tun haben, lernt Paul spät. Aber er erkennt, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeiten neue Leben zu entwerfen verschwindet und nun der Jüngere das übernehmen muss. Und diese Geschichten erhalten das Leben. Für sein eigenes Leben ist Paul auf der Suche nach der nackten Wahrheit, erfindet eine Kumpanin in seiner etwas älteren Schwester. Die gemeinsame Suche schweißt sie zusammen und sie planen einen Rachezug, um ihre Familie zu retten. Dass sie dabei an ihre Grenzen stoßen, schockiert sie mehr als alle Sexfantasien. Sie müssen erkennen, dass sie beide noch unerfahren sind und dass ihre Eltern eine Lebenslösung gefunden haben, die sie nur mühsam verdauen können.
In seiner Freundin Kira hat Paul einen Gegenpart gefunden, der mit Handicaps ganz anderer, viel massiverer Art zu kämpfen hat. Auch hier kommt Paul an eine Grenze, die er nicht zu überschreiten vermag - jedenfalls vorerst nicht.
Es gibt noch etliche kleinere Nebenschauplätze, die alle ihre eigene Dynamik haben und zu einem umfassenden Bild der Protagonisten beitragen.
Aber der eigentliche Hintergrund ist die Frage nach dem Griff zu Ritalin pp. Zu schnell und zu wenig überlegt wird zu Mitteln gegriffen, die ganz andere Fälle notwendig haben - wie zum Beispiel Kira, nicht aber ein als durchgeknallt erscheinender Jugendlicher wie Paul. Der hat Probleme, die er ganz alleine durchstehen kann und muss: Aber nicht ohne Familie und Freunde kann das funktionieren. cjh11.13

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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