Abgehauen

Autor*in
Poppe, Grit
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
326
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Haburg
Jahr
2015
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,30 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16 jährige Gonzo wird in den Jugendwerkhof Torgau eingewiesen, um zu einer sozialistischen Persönlichkeit umerzogen zu werden. Was sie dort an Brutalität und Willkür erwartet, ist unvorstellbar. Nach Einzelhaft und totaler Isolation soll sie in einen anderen Jugendwerkhof gebracht werden. Dabei gelingt ihr die Flucht. Gemeinsam mit Rene’ will sie in den Westen, denn in der DDR kann sie nie frei sein. Aber kann sie ihm vertrauen? Gibt es überhaupt jemanden, dem sie vertrauen kann?

Beurteilungstext

Der Schutz des Kindes und Jugendlichen ist oberste Aufgabe eines Staates. Diese Aufgabe hat die Regierung der DDR auf das gröbste verletzt. Ein Ort unvorstellbaren Leides und Menschenrechtsverletzung ist Torgau bei Leipzig. Die Geschichte der jugendlichen Insassin Gonzo und ihrer Mitgefangenen zeigt, mit welcher Willkür und Unmenschlichkeit in Einrichtungen wie diesen mit Schutzbefohlenen umgegangen worden ist.
Dass sie in diesem Ausmaß als nicht Volljährige gefangen gehalten werden konnten, zeigt die Schwäche des Systems deutlich. Das ist mit nichts zu entschuldigen.
Gonzo lebt von klein auf in Kinderheimen, hat immer schon Schwierigkeiten, sich in dem engen Korsett der Einrichtungen, ohne nennenswerten emotionalen Bezug, ein - und unter zu ordnen. Sie bekommt und macht immer mehr Schwierigkeiten, bis zu ihrer Einweisung in den sogenannten Jugendwerkhof als Jugendliche zur Umerziehung zu einer “sozialistischen Persönlichkeit”. Es darf starkt angezweifelt werden, dass auch nur ein Jugendlicher dieses Haus verließ, ohne schwerste psychische und auch physische Schäden davon getragen zu haben. Sozialistische Persönlichkeiten, was auch immer man darunter verstand, sind sicher dabei nicht heraus gekommen.
Gonzos Geschichte steht stellvertretend für die vielen Opfer und ist Mahnung, solchen Umgang mit Kindern und Jugendlichen nie mehr zuzulassen.
Wie stark ihrer psychischen Verletzungen sind , wird deutlich als sie nach erfolgreicher Flucht dem Jungen Rene begegnet. Zuerst verhält sie sich wie ein Raubtier, welches seine Freiheit verteidigt, angriffslustig und auf Nummer sicher gehend. Rene’ kann tun was er will, Gonzo ist stets mißtrauisch. Erst allmählich merkt sie, dass es Menschen gibt, die vorurteilslos auf sie zu gehen, sie mögen, so wie sie ist und sie so sein lassen, wie sie ist. Dies ist ein langer Weg und am Ende des Buches nicht zu Ende. Schön ist, dass die Autorin hoffen lässt, dass diese geschundene Seele eine Chance bekommt.
“Abgehauen” ist Aufarbeitung von Geschichte und sollte in Pädagogischen Fach -und Hochschulen zur belletristischen Wahlliteratur gehören, um ein dunkles Stück der Biografie der Heimerziehung in Ostdeutschland kennen zu lernen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.10.2015

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