16 x zum Himmel und zurück
- Autor*in
- Slegers, Marlies
- ISBN
- 978-3-7513-0030-8
- Übersetzer*in
- Kluitmann, Andrea
- Ori. Sprache
- Niederländisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 240
- Verlag
- Dressler
- Gattung
- Erzählung/RomanBuch (gebunden)
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüre
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Wann hört Trauern eigentlich auf? Pelle und seine Mutter sind auch ein Jahr nach dem Tod des Vaters noch völlig eingesponnen in ihre Traurigkeit, bis ein Karton mit 16 Briefen die beiden dazu bringt, sich wieder dem Leben zuzuwenden.
Beurteilungstext
"Echte Jungs weinen nicht, sogar wenn ihr Vater tot im Sarg liegt." Daran hat sich Pelle bisher gehalten. Ein Jahr ist seit dem Tod vergangen und er kommt eigentlich ganz gut zurecht. Schlägt sich in der Schule durch, wo er notorisch das Licht seiner Hochbegabung unter den Scheffel stellt, geht zum Fußball und erträgt mit Befremden, dass seine vormals beste Freundin Eva offenbar in den Blödmann Stoß verknallt ist. Nur der Zustand seiner Mutter macht ihm wirklich zu schaffen. Eingepanzert in einen Trauer-Kokon wird sie mit jedem Tag grauer, "starrt nur matt auf den Fernseher, an die Wand, in ihren kalten Tee oder einfach ins Nichts". Pelle hat das Gefühl, zu Hause langsam zu ersticken.
Doch dann händigt ihm seine Mutter einen Karton mit Briefen seines Vaters aus. Es beginnt mit einem lapidaren "Hallo Pelle". Jede Woche darf er einen öffnen und sie enthalten einige überraschende Aufträge. Fast unmerklich zunächst, dann aber mit zunehmender Dynamik bringen die Briefe das Leben von Pelle in Bewegung.
Mit sehr viel Feingefühl und psychologisch klug schildert Marlies Slegers, wie groß der Wunsch verwaister Kinder ist, nach dem Tod eines Elternteils zu "funktionieren", um dem verbliebenen Elternteil nicht noch zusätzlichen Kummer zu machen. Sie werden nicht mehr gesehen und die eigene Trauer bleibt oftmals auf der Strecke. Die Briefe des Vaters bringen eine Öffnung in dieser beengten Lage. Pelle entdeckt, wie viele neue Möglichkeiten das Leben bietet, wenn er es selbst in die Hand nimmt und seine Komfortzone verlässt. Und er nimmt seine Mutter auf diesem Weg mit. Je mehr diese jedoch wieder in ein aktiveres Leben zurückfindet, desto mehr gelingt es auch Pelle, seine Trauer, seine Wut und seine Tränen, aber auch Freude zuzulassen und dem Leben zu vertrauen. Nicht alles, was er dabei erlebt, gefällt ihm, aber auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu.
Am Ende hat Marlies Slegers den Bogen für den Neuanfang vielleicht ein wenig überspannt, indem sie Pelles altes Zuhause in Flammen aufgehen lässt und dann auch noch den tot geglaubten Großvater ins Spiel bringt. Das ändert jedoch nichts daran, dass "16 x zum Himmel und zurück" eine anrührende, aber keinesfalls rührselige Geschichte ist. Sie verschweigt nicht, dass manches im Leben ungelöst bleibt und Menschen Fehler machen, die nicht wieder gutzumachen sind. Das ist eine der großen Stärken dieses Romans, der trotz aller Schwere der Thematik mit sehr viel Humor erzählt und vergnüglich zu lesen ist.
Ein Buch, das auch Erwachsene mit Gewinn lesen können, die sich in die Lage eines verwaisten Zwölfjährigen einfühlen wollen.