Zwischen uns nur der Himmel

Autor*in
Johnston, Laura
ISBN
978-3-423-71647-5
Übersetzer*in
Stier, Kattrin
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
416
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sienna und Austin: sie, das Mädchen aus besserem Hause - er, der Junge aus einer Problemfamilie. Beide tragen an einer dunklen Vergangenheit. Eine gemeinsame Liebe scheint nicht möglich - oder vielleicht doch?

Beurteilungstext

"Zwischen uns nur der Himmel" ist gleichermaßen Adoleszenzdarstellung wie romantische Liebesgeschichte, wobei sich die Autorin gängiger Stereotype beider Genres bedient. Wie häufig im aktuellen populären jugendliterarischen Adoleszenzroman ist die Handlung zeitlich im Sommer zwischen dem Collegeabschluss und dem Beginn der Studienzeit an der Universität angesiedelt, also der Phase größtmöglicher jugendlich-adoleszenter Freiheit und zugleich bedeutsamer zukunftsweisender Entscheidungen. Die Liebesgeschichte folgt dem typischen Muster der verbotenen Liebe zwischen dem Jungen aus der Unterschicht und dem Mädchen aus besserem Hause. Die (zumindest für den deutschen Leser) fremde Welt der amerikanischen Südstaaten-Aristokratie, die der Liebesgeschichte sozialkritische Tiefe verleihen könnte, wird nur am Rande und eher oberflächlich präsentiert.

Die Figurenkonstellation ist stark problemorient; beide Protagonisten stammen aus schwierigen Familienverhältnissen, auch wenn Sienna sozial deutlich besser situiert ist. Dass die Autorin dabei Handlung und Figuren unnötig mit Problemen überfrachtet, sei kurz an der Darstellung der Ausgangssituation demonstriert. Die weibliche Hauptfigur Sienna lebt mit ihrer tendenziell depressiven und stark leistungsorientierten Mutter und ihrem achtjährigen Bruder zusammen, der Bruder leidet unter ADHS und einer bipolaren Störung; ein Jahr vor der Handlungsgegenwart ist Siennas Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen, bei dem sie am Steuer saß, sie selbst ist fast ertrunken. Seit dem Unfall erleidet Sienna Anfälle, die sie in (z.T. tödliche) Gefahr bringen, während derer sie jedoch schöne Situationen mit ihrem Vater wieder durchleben kann. Seither lebt Sienna einzig für die Erwartungen ihrer Mutter, die ihr Leben schon vorgeplant hat (auch hier folgt der Roman einem typischen Muster aktueller amerikanischer Darstellungen weiblicher Adoleszenz). Der männliche Protagonist Austin lebt seit einem Jahr bei seinem Onkel und seiner Tante, nachdem seine Freunde mit Drogen erwischt wurden und seine Mutter ihn von ihrem schlechten Einfluss entfernen wollte. Der Vater hat die Familie vor Jahren ‚verlassen', Austin wurde erst mit zunehmendem Alter bewusst, dass der Vater im Gefängnis sitzt, u.a. wegen Drogenhandels.

Dies wird wechselnd aus der Perspektive Siennas und Austins erzählt - dabei gelingt es überhaupt nicht, in Verwendung unterschiedlicher Sprache und Stillage, zwei individuelle, klar unterscheidbare Erzählerstimmen zu generieren (dies gilt zumindest für die dt. Übersetzung). Einzig darin, dass Siennas Geschichte schnell aufgedeckt wird, Austins dagegen etappenweise, spiegelt sich das unterschiedliche Temperament der beiden Ich-Erzähler.

Die Figurenzeichnung ist stark klischiert. So beruht die Liebesgeschichte auf dem althergebrachten Prinzip der Gegenüberstellung von good guy vs. villain; dabei ist Austin mehr als ‚gut', was sich bspw. darin zeigt, dass er mit fast seinem gesamten Ersparten heimlich für die hohen Brandschäden aufkommt, die Siennas Bruder verursacht hat, obwohl die beiden zu diesem Zeitpunkt schon getrennt sind. Die abgrundtiefe Bösartigkeit seines Nebenbuhlers Kyle offenbart sich, als er Austins Hund vergiftet. Auch in der Darstellung der Protagonisten und ihrer adoleszenten Entwicklung ist (trotz deutlichen Bemühens) keine psychologische Tiefe erkennbar.

Der Roman ist vor allem zu Beginn langatmig, ab der zweiten Hälfte gewinnt die Geschichte etwas an Spannung und kulminiert in einem pseudodramatischen ‚letzten Moment der Spannung', bevor sich alles zum Guten wendet, natürlich inklusive der wechselvollen Liebesgeschichte. Die Handlung lebt von der Darstellung großer Probleme, die allzu leicht gelöst werden, etwa die Begegnung Siennas mit den ebenfalls am tödlichen Unfall beteiligten Motorradfahrern, die Fahrerflucht begangen hatten, diese stellen sich zufällig als Austins beste Kumpels heraus. Nachdem diese Erkenntnis zunächst einen Anfall bei Sienna auslöst, ist sie wenig später schon bereit, zu verzeihen, auch weil sich herausstellt, dass die Freunde in Wirklichkeit keine echte Schuld trifft. So ist zu kritisieren, dass die Handlung enorm konstruiert wirkt, sie ist überladen mit Zufällen und Problemen, dabei werden die vielen Probleme allzu schnell (durch weitere Zufälle) aus dem Weg geräumt. So in der übertrieben kitschigen Vater-Sohn-Reunion (zufällig hatte Sienna die Adresse von Austins Vaters ausfinden machen können); nach nur einem Abend ist Austin mit seinem Vater, den er Jahre lang nicht gesehen hat und von dem er glaubte, dass er ihn grob vernachlässigt und vergessen hat, versöhnt. Nach wenigen Tagen ist er gar bereit, seinem Vater, der durch seine Drogensucht an akutem Nierenversagen leidet, eine seiner Nieren zu spenden und dafür seinen Traum als Profi-Football-Spieler aufzugeben. Wenige Tage vor dem anberaumten Termin der Transplantation stirbt der Vater und Austin kann nun doch seine Karrierepläne verfolgen.

Fazit: Weder bietet der Roman etwas Neues in den Bereichen Adoleszenzdarstellung oder Liebesgeschichte, noch beschert er Lesevergnügen. Die ursprüngliche Ausgabe als eBook hätte wohl gereicht, auf die nachfolgende Printausgabe wie die Übersetzung hätte man verzichten können. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.01.2016

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