Zwischen Hin und Her. Meine Flucht aus Syrien

Autor*in
Kadour, Malak
ISBN
978-3-946804-04-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Tägtmeyer, Rosa
Seitenanzahl
104
Verlag
Global Music Player Verlag
Gattung
BiografieTaschenbuch
Ort
Oldenburg
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In diesem Buch erzählt die heute 16-jährige Malak Kalour ihre Fluchtgeschichte. Malak ist acht Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr und ihren beiden jüngeren Brüdern vor dem Krieg aus Syrien fliehen. Sehr persönlich schreibt sie episodenhaft über ihre Erlebnisse auf der Flucht, ihre Erinnerungen an die Heimat und ihre Startschwierigkeiten in Deutschland, um nicht zu vergessen, wie sie selbst sagt.

Beurteilungstext

Malaks Familie lebte in Idlib. Liebevoll erinnert sich Malak an das Leben in der Großfamilie, ihre Freiheiten in der Schule, die ihre Eltern leiteten, an die schönen Stunden in der Kindheit. Sie erinnert sich aber auch an die Kampfflugzeuge, die Fluchten im Auto aus der unmittelbaren Gefahrenzone hinaus. Zwei Häuser, in denen sie wohnten, werden zerstört. Ihre beste Freundin kommt durch eine Bombe ums Leben. "Wer einen Krieg überlebt, ist entweder gut im Wegrennen oder ist einer, der von Gott beschützt wird" schreibt sie. (S. 36)

Die Flucht beginnt nach kurzer Verabschiedung für sie zunächst wie eine Reise in den Urlaub. Der illegale Grenzübertritt in die Türkei scheint Malak eher ein Abenteuer. Mal werden Schlepper bezahlt, mal reist die Familie mit einem Flugzeug oder einer Fähre. In der Türkei werden sie von Profiteuren betrogen, in Griechenland müssen sie zum ersten Mal in einem Camp leben. Die Flucht geht weiter über die Balkanroute und endet schließlich in Oldenburg.

Malak braucht lange, bis sie realisiert, dass es keine Heimreise geben wird. Sie ist im Grundschulalter und bewahrt sich den Blick auf das Schöne, nimmt die Kühe, die Krähen und die Natur wahr. Aber sie erfährt auch sexuelle Belästigung und ihr Selbstwertgefühl wird tief verletzt. Der schwierige Einstieg in den deutschen Schulalltag ohne Sprachkenntnisse ist schwer. Sie listet auch die zahlreichen Vorurteile auf, denen sie begegnet und von denen sie in manchen Situationen sogar profitiert.

Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen der Illustratorin verleihen der Geschichte noch einmal eine ganz andere Intensität. Die Zeichnungen sind an Stellen platziert, an denen Malak für sie besonders Wichtiges erzählt. Beispiel: Malak sitzt weinend auf dem Boden, nachdem sie vom Tod ihrer besten Freundin erfährt, um sie herum sind nur die Füße und Unterschenkel der Erwachsenen sichtbar, die nicht alle ihr zugewandt sind. Einsamkeit wird hier sichtbar und fühlbar. "Man kennt uns nur als Flüchtlinge, doch wir sind viel mehr als das, wir sind Überlebende, wir sind Kämpfer", schreibt sie in einem der "Learning to know"-Kästchen, in denen sie zum Beispiel über Bräuche, Höflichkeitsregeln, die Rolle der Frauen, das soziale Miteinander oder die arabische Sprache aufklärt.

Malak Kadour gewann mit ihrer Geschichte 2022 den Jugendkulturpreis und einen Sonderpreis. Sprachlich schreibt Malak wie eine Jugendliche, "was geht da ab?" (S. 11), manchmal erkennt man, dass sie Deutsch als Fremdsprache gelernt hat: Das Camp war nicht "ganz besser" als das erste. Manche Szenen schildert sie recht distanziert. So verlieren die Strapazen und die Situationen in den Camps etwas von der unvorstellbaren Realität.

Berührend ist das Vorwort der Eltern, die die Flucht wagten, um ihren Kindern das Überleben zu ermöglichen (S. 7). Sie haben dafür viel aufgegeben. Eine Kartenskizze der Fluchtroute ergänzt das Buch ebenso wie ein Inhaltsverzeichnis. Wenige Zeilen sind in Arabisch gedruckt, werden aber direkt ins Deutsche übersetzt, denn Malak dolmetscht bei Streitigkeiten in der Schule. In ihrer Danksagung dankt Malak auch den engagierten Lehrerinnen, die sie in der IGS Flötenteich begleitet und unterstützt haben, sowie ihrer deutschen Freundin.

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Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 15.01.2024