Zuhause redet das Gras

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Teaser

Wilhelmina Silver, vom Vater und dessen Freund Captain Browne nur Will und Wildkatze genannt, lebt unbeschwert als Jugendliche in Simbabwe auf einer Farm. Sie hat dort gute Freunde, kann reiten und hat keine Angst vor wilden Tieren. Ihr Leben ändert sich schlagartig, als ihr geliebter Vater stirbt und der Captain eine neue Frau heiratet, die Will gerne los werden will und sie auf ein Internat für höhere Töchter nach England schickt. Für Will beginnt eine schlimme Zeit.

Beurteilungstext

Katherine Rundell hat ein Buch geschrieben, das junge erwachsene Leser von Anbeginn an in seinen Bann zieht. Zunächst begegnet dem Leser Will wie eine Schwester von Pippi Langstrumpf in Afrika. Sie ist dort meistens mit ihren Freunden Lazarus und Tedias zu Streichen aufgelegt. Will liebt ihre Freiheit und weiß, wie man im afrikanischen Busch ohne fremde Hilfe überleben kann. Die Erwachsenen auf der Farm, so der Vater und der Captain, dem das Anwesen gehört, haben sie nie bevormundet. Sie waren eher die älteren Freunde, die Will in allen Lebenslagen um Rat und Hilfe bitten konnte. Da ihre Mutter früh verstorben ist, wächst sie unter Jungen und Männern auf. Um so mehr ist sie vom harten, ja feindlichen Verhalten der neuen Frau von Captain Browne ihr gegenüber überrascht.
Der Captain hatte Wills Vater versprochen, dass sie bei seinem Tod weiter auf der Farm leben könne. Das ändert sich nun schlagartig, als die neue Gattin des Captain gegen sie intrigiert und sie weit weg von Afrika auf das Leewood-College nach England schickt. Dort angekommen, sieht sie sich einer völlig fremden Welt gegenüber. Die Menschen benehmen sich für sie ungewohnt, es ist immer graues Wetter und vor allen Dingen das Leben an der Schule und im Internat schockiert sie. Sie ist anders gekleidet als die Mädchen im College und fühlt sich dann in der neuen Schuluniform wie in einem Gefängnis, das sie eng umschließt. Schlimmer ist noch, dass die Mädchen sie nicht akzeptieren und einige sie auf das gemeinste mobben. Als sie das alles nicht mehr auszuhalten vermag, flieht sie in Richtung London, um irgendwie mit einem Flieger zurück nach Harare zu reisen. Dem Leser wird bald klar, dass das nicht glücken kann. Sie wird von der Polizei gesucht, einige Male kann sie kurz vor dem Zugriff fliehen. In letzter Minute findet sie bei einer verständnisvollen Familie Zuflucht. Nun scheint sich das Blatt zum Besseren zu wenden.
Der Erzähler nimmt den Leser in dem Buch von der ersten Seite an mit in die Gedanken- und Gefühlswelt von Will.
Einprägsame Naturschilderungen vom afrikanischen Busch und vom Leben der Protagonistin unter den veränderten sozialen Verhältnissen in England schlagen den Leser immer wieder in ihren Bann. Es ist auch der Verdienst von Katherine Rundel und der Übersetzung von Henning Ahrens, dass der Leser über die sprachliche Gestaltung des Textes Eingang in die Gefühlswelt von Will findet.
Man wünscht Will von ganzem Herzen, dass ihr Wahlspruch “Faranuka” (“sei glücklich”) nach den Enttäuschungen in ihrem jungen Leben wieder Wirklichkeit werden kann.
Das ist aber auch ein Appel an die Leser, behutsam und verständnisvoll mit ihren Mitmenschen in all ihrer Unterschiedlichkeit umzugehen.