Zu Hause redet das Gras

Autor*in
Rundell, Katherine
ISBN
978-3-551-31420-8
Übersetzer*in
Ahrens, Henning
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zu Hause, das ist für Will eine Farm im sonnigen Afrika und ihr Leben dort ist unbeschwert, frei und voller Abenteuer. Doch als ihr Vater plötzlich stirbt, verliert sie alles, was sie so glücklich macht: ihre Freunde, ihre Heimat und ihre Freiheit, denn sie wird auf ein Internat in England abgeschoben. Verzweifelt und maßlos überfordert mit den dort herrschenden Vorschriften und dem Spott ihrer Mitschülerinnen, flieht Will. Ihr Ziel: Sie möchte so schnell wie möglich nach Afrika zurück.

Beurteilungstext

Der Roman „Zu Hause redet das Gras“ handelt von Freundschaft, Familie, Glück und Freiheit und was es bedeutet, all dies zu verlieren.

Die Geschichte Wills wird auf 256 Seiten in 28 Kapiteln erzählt. Der Verlauf der Handlung ist chronologisch dargestellt, wobei sich die Autorin in den ersten Kapiteln zunächst Wills unbekümmerter Kindheit in Afrika widmet. Es wird hauptsächlich zeitraffend erzählt. Die eigentliche Handlung setzt mit dem Tod von Wills Vater ein und folgt der Protagonistin durch die nächsten anderthalb Monate ihres Lebens. Gelegentlich werden Rückblenden eingeschoben, wodurch der Erzählfluss aber nicht beeinträchtigt wird, da sie funktional in die Handlung eingebunden sind, indem sie beispielsweise dazu herangezogen werden, Wills Leben in England mit dem in Afrika zu vergleichen.

Der auktoriale Erzähler gewährt zeitweilig Einsicht in die Gedanken und Gefühle Wills sowie vereinzelter Nebenfiguren, welche teilweise mithilfe starker sprachlicher Bilder zum Ausdruck gebracht werden. Dennoch schildert die Autorin Wills ergreifendes Schicksal in einer eher nüchternen, schlichten Sprache, sodass die tragischen Erlebnisse des jungen Mädchens den Leser eher zum Nachdenken anregen als zu Tränen rühren. Als Erzählzeit wurde das Präteritum gewählt, welches ebenfalls zu einer gewissen Distanz gegenüber dem Erzählten beiträgt und bewirkt, dass starke Gefühle wie Trauer und Verlust nicht überzogen darstellt werden.
Eine Besonderheit des Romans stellen die regelmäßigen Einwürfe von Wörtern und Sätzen in Shona - Wills Heimatsprache - im Rahmen von Dialogen und Monologen der Protagonistin und ihren afrikanischen Freunden dar, die sich aus dem Kontext heraus jedoch gut erschließen lassen. Außerdem endet die Protagonistin deutsche Sätze häufig mit „hey?“ oder „ja?“, was zunächst etwas fremdartig erscheint und ein wenig Eingewöhnung bedarf, letztlich aber dazu beiträgt, dass dem Leser noch stärker Wills Andersartigkeit vor Augen geführt wird.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, wie gut die Autorin es geschafft hat, dass man sich als Leser in die Protagonistin hineinversetzen kann, denn obwohl man sich nicht wirklich mit ihrem Verhalten identifizieren kann, erscheint es einem absolut natürlich, sodass man sich durchaus dabei ertappt, dass einem die eigene westliche Kultur fremd erscheint, weil man sie aus Wills Perspektive betrachtet.
Dem ist sicherlich auch zuträglich, dass sie einem auf Anhieb sympathisch erscheint und das nicht nur, weil sie ein erschütterndes Schicksal erleidet. Man lernt Will als ein überschwängliches Mädchen voller Lebensfreude kennen, die unbändig ist und sich keinem anpasst. Im Verlauf des Romans bleibt sie sich selbst treu und beweist großes Durchhaltevermögen.

Zudem schafft es die Autorin, welche selbst einen Teil ihrer Kindheit in Afrika verbrachte, Wills sonnendurchflutete Kindheit dort so anschaulich einzufangen, dass man diesen Ort vor dem Hintergrund der Beschreibung des düsteren Londons auch als Leser vermisst und die Sehnsucht der Protagonistin nachvollziehen kann.
Zusammenfassend wird in „Zu Hause redet das Gras“ eine originelle und bewegende Geschichte erzählt, die realistisch nicht mit einem Happy End, sondern recht offen, aber hoffnungsvoll endet und damit verdeutlicht, dass es keine Lösung ist, vor seinen Problemen davonzulaufen.

Meiner Meinung nach eignet sich der Roman zudem gut als Klassenlektüre, weil er zum Nachdenken darüber anregt, wie oft wir Menschen in unserem Umfeld mit Unverständnis begegnen und welche Folgen dies haben kann. Wills Schicksal berührt, weshalb sich der Roman meiner Meinung nach gut für die Förderung von Empathie beziehungsweise Fremdverstehen eignet. Außerdem wird der Umgang mit schwierigen Gefühlen wie Angst, Verlust und Einsamkeit angesprochen, die Ursachen haben, die im Regelfall nur selten aus dem Erfahrungsbereich der Jugendlichen stammen, was sich dahingehend als hilfreich erweisen dürfte, als dass es sich leichter über fremde Ängste sprechen lässt, als über die eigenen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 18gast; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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