Zloty

Autor*in
Ungerer, Toni
ISBN
978-3-257-01144-9
Übersetzer*in
Cramer-Klett, Anna
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ungerer, Toni
Seitenanzahl
32
Verlag
Diogenes
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Märchenbuch, wie Tomi Ungerer es sieht: Er spielt mit dem Bekannten (Rotkäppchen und Wolf, Riese und Zwerg, russische Oktoberrevolution und Einhorn, Knoblauch und Buddhismus, Mods und Wanbli, Erdbeben und Katastrophenhelfer) und macht - wie üblich - etwas ganz Eigenes daraus. Da gibt es etwas für die Erwachsenen und ganz viel für die Kinder zu schauen, sich überraschen zu lassen und sogar noch eine Moral mitzunehmen.

Beurteilungstext

Zunächst ist Zloty, das kleine Mädchen auf dem Motorroller, ganz in Gelb gekleidet. Allein die Stiefel und der Schal sowie die Streifen auf der Kleidung und dem Helm sind rot. Da sind wir noch beim ersten Unfall im Wald, bei dem Zloty den größten Zwerg und den kleinsten Riesen sowie ihre Familien und deren Hilfsbereitschaft kennenlernt. Mit der Wiederaufnahme der Fahrt zur Großmutter, ändert sich die Farbe des Helms: ein gelber Streifen im Rot, das sich vom Blut des Wolfes, der den zweiten Unfall verursachte, nicht unterscheidet.
Zloty ist Unschuld. Das sieht man bereits auf dem Titelbild, auf dem sie unverdrossen durch einen Wald mit nackten Ästen, auf denen eine dünne Schneedecke liegt, fährt. Sie bemerkt gar nicht, wie zwei Äste - Klauen gleich - nach ihr greifen wollen. Genauso begegnet sie den Zwergen und den Riesen, dem Wolf und der Großmutter, die gar nicht so friedfertig zu sein scheint, wie man es von Großmüttern - vor allem im Märchen - erwartet. Ein Schnellfeuergewehr hängt an der Wand, gleich neben der Einhorn-Trophäe und dem Bild von Stalin und den Orden. Auf ihrem Nachtisch steht eine Räucherkerze und ein relativ schlanker Yoga-Buddha, und sie findet gar nichts dabei, dass der verletzte und mit vielen Binden verbundene Wolf neben ihr im Bett liegt und von Zloty gefüttert wird, während der kleine Riese mit den Kochlöffeln auf dem Topf Schlagzeug spielt zur Querflöte des großen Zwerges, die aus einem Wasserrohr hergestellt ist.
Viel zu gucken und zu entdecken also, vor allem wenn Ungerer Volksaufläufe zeichnet. Dann dürfen auch ganz andere Wesen mitmachen oder merkwürdige Dinge betreiben: Krankenbettstemmen oder Klavierbeißen, Lachgas schlucken oder durch die Brille schauen (der Wolf schiebt seinen Kopf durch eine Toilettenbrille auf der Suche nach Verschütteten).
Warum tatsächlich der Geschichte gemäß, also folgerichtig zum Schluss einem Vulkan Respekt gezollt wird, das muss man nun aber wirklich selbst erlesen.

Ungerer löst nicht auf, warum das Mädchen heißt wie die polnische Währung, aber er zeigt auf dem ersten Bild, dass sich alles auch um eine Aufführung auf einer Bühne handeln könnte, die von zwei ganz schwarz gehaltenen Baumstämmen bestimmt wird. Er liebt es offensichtlich, immer neue Ebenen aufzumachen, auf die wir uns begeben können. Manchmal ist es Glatteis.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010