Ziemlich zappenduster

Autor*in
Uschmann, Oliver
ISBN
978-3-407-81339-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Witt, Sylvia
Seitenanzahl
108
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2024
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein landesweiter Stromausfall bringt alle Bereiche des Lebens zum Erliegen. Alle Menschen werden aufgefordert, ihre Häuser bzw. Wohnungen nicht zu verlassen. Auch Familie Fürstenberg sitzt in ihrer Wohnung fest.

Beurteilungstext

Was passiert, wenn der Strom ausfällt? Nicht nur für eine Stunde oder einen Tag, sondern eine Woche oder länger. Welche Dynamiken entwickeln sich in einer Familie? Wie wird mit knappen Ressourcen umgegangen?
Oliver Uschmann beschreibt diese Situation sehr anschaulich am Beispiel von Familie Fürstenberg. Vater Lars kauft grundsätzlich nicht mehr als notwendig ein, lieber geht er zweimal am Tag zum Discounter. Lebensmittelvorräte sind in den Schränken der Familie nicht vorhanden. Als es zum landesweiten Stromausfall kommt und niemand das Haus verlassen darf, treibt der Mangel an gewohnten, alltäglichen Dingen die Familie an ihre Grenzen.
Interessant ist, wie sich im Verlauf der Zeit die Prioritäten verschieben. Wenn am Anfang noch über die Akkulaufzeit vom Handy nachgedacht wird, ist man später schon dankbar für ein Glas Wasser. Sehr anschaulich dargestellt sind auch die unterschiedlichen Phasen, welche die Familie durchläuft: Panik, Schuldsuche und -zuweisung, Hilflosigkeit, aggressiver Aktivismus, kriminelle Handlungen, Neid, Leugnen, Verschwörungstheorien, Resignation.
Im Haus wohnt noch Familie Shin, welche mit Balkonkraftwerk und ausreichend Vorräten für die Situation gut gerüstet sind. Das Hilfsangebot dieser Familie lehnt Vater Lars allerdings stolz ab. Tochter Lisa ist da viel pragmatischer und erstaunlich normal, wenn man die anderen Familienmitglieder betrachtet.
Die Geschichte wird von Lisa in der Ich-Form im Präsens erzählt. Dadurch werden die Lesenden schnell in die Handlung hineingezogen und nehmen sehr direkt am Verlauf teil. Das fiktive Gedankenspiel fühlt sich dadurch beim Lesen sehr real an. Schriftgröße, Zeilenabstand und Seitengestaltung sind großzügig und laden auch ungeübtere Leser*innen ab 11 Jahren zum Lesen ein. Die Kapitel sind angenehm kurz und in übersichtliche Abschnitte gegliedert.
Vater Lars ist mir leider bis zum Schluss nicht sympathisch geworden. Sein Verhalten hatte teilweise etwas von einem bockigen Kleinkind. Auch wenn er Burnout hat, der Sündenbock für die Familie ist und von seiner Frau permanent angezickt wird, kann ich über seine rassistischen und diskriminierenden Äußerungen nicht hinwegsehen. Immerhin hat er zum Ende heraus gefunden womit er zukünftig zum Lebensunterhalt beitragen möchte. Ich hatte auf Biogemüse von der Dachterrasse gehofft, stattdessen ist es ein Ladenlokal für den Notfall. Irgendwie hätte ich mir zum Schluss eine andere Botschaft gewünscht, als dass man mit der Not anderer Geschäfte machen kann.
Leider ist auch Mutter Jasmin für mich keine Sympathieträgerin. Sie kritisiert alles, trägt aber Null zur Konfliktlösung bei. Generell scheint sie sehr unzufrieden zu sein und nimmt es ihren Kundinnen sogar übel, wenn diese aufgrund der Situation nicht zum „Handauflegen“ kommen. Für mich ist das eine Familie, die auch ohne Stromausfall schon lange nicht mehr richtig funktioniert. Bruder Nicklas hat ein besonders merkwürdiges Hobby, er versucht durch Clickbait im Internet reich zu werden. Im Hinblick auf dieses Hobby erscheint die Geschäftsidee des Vaters dann schon wieder logisch.
Auf jeden Fall bietet das Buch unglaublich viele Gesprächsanlässe und regt zu starken Diskussionen an, wirklich empfehlen möchte ich es aber nicht. Dem angekündigten Humor konnte ich leider auch nichts abgewinnen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Rebekka Starkloff; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 04.03.2024