Zeit zu gehen, Friday Brown

Autor*in
Wakefield, Vikki
ISBN
978-3-7373-5099-0
Übersetzer*in
Schmitz, Birgit
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
410
Verlag
Gattung
Ort
-
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ihr Leben lang ist Friday mit ihrer Mutter kreuz und quer durch Australien gezogen. Nach dem Krebstod der Mutter wird die 17-Jährige von einer Hausbesetzergruppe aufgelesen. Das heimelige Chaos der Jugendlichen entpuppt sich bald als Privatzoo der Anführerin Arden. Die fordert von den Kids viel Geld, bestimmt dann den Aufbruch in eine verlassene Siedlung und dort offenbart sich ihr wahrer Charakter als herrisch und mordend. Nach der Katastrofe kehrt Friday zum Großvater zurück.

Beurteilungstext

Die Mutter Fridays war ständig auf der Flucht vor sich selbst, die Tochter hat das von ihr übernommen. Ihr Name leitet sich von der Familienfama ab, alle Frauen kämen an einem Samstag in oder durch das Wasser um. Folglich endet das Drama auch mitten in der Wüste Australiens mit einem katastrofalen Hochwasser. Schon der Name des Ortes kündigt diesen Höhepunkt an, die desolat organisierte Gruppenreise in das Nichts endet mit dem Tod eines der Mitglieder, der Tod weiterer kann gerade noch verhindert werden und die beiden Peerleader verschwinden. Für Friday ist dieses Geschehen die Katharsis, in der sie sich von der Suche nach der Mutter lösen kann. Ihre gemeinsame Suche nach der Freiheit im ziellosen Herumreisen endet endlich und sie kann sich mit dem Vater ihrer Mutter auf einen Minimalkonsens einigen.
In der Gruppe der Straßenkinder war sie stets die Außenseiterin. Sie war freiwillig in dem besetzten Haus, sie musste vor keiner Gewalt fliehen, sie hatte nicht nötig, sich ihr Geld auf der Straße zu verdienen, sie machte das,weil sie es so wollte. Alle anderen haben die üblichen Gewaltkarrieren hinter sich, die sie misstrauisch, empfindlich und aggressiv machten. Besonders der jüngere Silence, der Friday auf dem Bahnhof aufgegriffen hatte und der sie anhimmelt, ist typisch für die Mitglieder: obwohl er seine Stimme durch die Gewalt seines Vaters verloren hat, einen Körper besitzt, der praktisch nur aus Narben und Verwachsungen besteht, ist er sanftmütig geblieben, harmoniebedürftig. Das kostet ihn letztlich auch das Leben, weil er der sich immer offener kriminell gerierenden Verhaltensweisen der Gruppe entgegen setzt.
Arden ist die Übermutter der Kids. Bildschön und sich sehr nah und sympathisch gebend wird sie von keinem in Frage gestellt, auch Friday bewundert sie. Aber nach und nach wird immer offenbarer, dass sie nicht nur die Fürsorgliche ist, sondern auch die kalte Herrscherin, die buchstäblich über Leichen geht, wenn sie es für erforderlich hält. Es gibt keine Diskussionen, keinerlei Versuche, so etwas wie demokratische Ordnungen zu etablieren, sondern alleine ihr Wort zählt in der Gruppe. Sie verträgt es überhaupt nicht, kritisiert zu werden. Als die Gruppe in der verlassenen Siedlung auf Probleme stößt und nur Friday weiß, wie die zu bewältigen wären, rastet Arden aus. Aber Friday ist kein Stadtkind, sie hat Jahre in der Wildnis verbracht, kennt Lagerfeuer und die Gefahren der australischen Wildnis, weiß, woher der Name des Ortes stammt und ahnt die sich anbahnende Katastrofe.
Das alles führt dazu, dass Friday erfolgreich den Tod ihrer Mutter verarbeitet. In Tagträumen diskutiert sie mit ihrer Mutter alle Probleme durch, träumt nachts von ihr und erkennt, warum die Mutter vor ihrem Vater floh. So kann sie sich ihm nähern. Beide erkennen, dass sie sich sehr ähnlich sind in Gedanken und Reaktionen.
Dieser Roman ist die Geschichte eines Mädchens, das zu sich selber findet und ein großes Abenteuer im Australien des 21. Jahrhunderts. Cjh15.03

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Veröffentlicht am 19.04.2015