Zauberwort

Autor*in
Harenski, Rita
ISBN
978-3-401-60155-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Brand, Christine
Seitenanzahl
150
Verlag
Arena
Gattung
Lyrik
Ort
Würzburg
Jahr
2015
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Rund 150 Gedichte von Dichtern aus vier Jahrhunderten, ausgewählt für Kinder von heute von Rita Harenski, reich und modern illustriert von Christine Brand. Die Gedichte sind thematisch geordnet und bieten eine ansprechende Auswahl an Lyrik, die Kinder verstehen können. Ein schönes, wertig gestaltetes Hausbuch für Familien, aber auch eine hervorragende Materialsammlung und „Quelle“ für Lehrer und andere Pädagogen. Mit sehr schöner, abwechslungsreich gestalteter Audio-CD.

Beurteilungstext

Keine leichte, aber eine schöne Aufgabe, die Rita Harenski sich da gestellt hat: Gedichte für Kinder von heute auszuwählen, Altes und Neues - und um es gleich vorweg zu sagen: Es ist eine gelungene Auswahl. Natürlich wird niemand jedes Gedicht mögen. Auch mir kommt manch neueres Gedicht allzu kindgerecht und profan daher, zum Beispiel Das „Wunder des Alltags“ von Hans Manz:

Manchmal da habe ich eine Angst.
Manchmal, da habe ich einen Zorn.
Manchmal, da habe ich eine Wut.

Manchmal, da habe ich keine Freude.
Manchmal, da habe ich kein Vertrauen.
Manchmal, da habe ich keinen Mut.

Aber manchmal,
da kommt plötzlich jemand
und fragt mich: „Komm du, geht’s dir nicht gut?“

Lyrik als Lebenshilfe? Damit kann und möchte ich so gar nichts anfangen. Aber damit kann man leben. Anderen wird vielleicht der gehobene Blödsinn von Ernst Jandl („Ottos Mops“) ähnlich wenig gefallen, und darauf würde nun ich so gar nicht verzichten wollen! Nein, die Auswahl ist schon gut, und ganz überwiegend nicht zu „kindlich“ oder „aus der Kniebeuge“ getroffen. Immerhin fehlt einem „alten Hasen“ in Sachen Gedichte wie mir wirklich keines meiner liebsten Gedichte aus jungen Jahren. Und einige der jüngeren Gedichte, die ich noch nicht kannte, gefallen mir ebenfalls gut. Dennoch vermisse ich zum Beispiel Erich Fried, der als sehr wichtige Stimme der neueren deutschsprachigen Lyrik durchaus auch in einer Gedichtauswahl für Kinder einen Platz finden könnte. Aber jede Auswahl ist subjektiv, soll es auch sein, und ich möchte hier nicht unnötig kritisch sein. Oft wird eine Auswahl ja auch durch rechtliche Fragen (mit)bestimmt.

Dem Buch tut es ausgesprochen gut, dass es durchgehend von einer einzigen Person illustriert wurde. So entsteht ein "runder" Eindruck und es wird wirkungsvoll verhindert, dass aus einer Sammlung ein reines "Sammelsurium" wird. Die Illustrationen von Christine Brand sind eher modern, zeitgemäß und verleihen dem Buch insgesamt einen freundlich-fröhlichen Anstrich, wie es zu einem "Hausbuch" gut passt. Dabei gelingt es der Zeichnerin, trotz einer Vielfalt an Techniken (Feder- und/oder Stiftzeichnungen, Kolorierungen mit Buntstiften und Aquarellfarben, Tuschezeichnungen und Collagen), einen stimmigen Gesamteindruck zu schaffen, nicht zuletzt durch ihren sehr eigenen Stil, eine feine Mischung aus realistischer und karikaturistischer Darstellungsweise. An einer Stelle nur finde ich eine aus meiner Sicht wirklich „schlechte“ Illustration, und zwar zu dem Gedicht "Die Stadt" von Theodor Storm. Da hat Frau Brand wohl Husum mit Helgoland verwechselt, überhaupt scheint sie insgesamt keine Beziehung zur Nordsee zu haben. Ein hoher Leuchtturm schwankt hier auf fantasievoll gestalteter Steilküste, im Hintergrund ragen Berge aus dem hellblauen Wasser – da fehlen nur noch Palmen! Über all dem schwebt riesig und majestätisch ein bunter Vogel, der sehr an einen Pfau erinnert... Auf der Rückseite des Buches steht: "Die zauberhaften Illustrationen von Christine Brand ermöglichen schon den Kleinen einen Zugang zu den Gedichten - und den Großen eröffnen sie neue Sichtweisen auf Altbekanntes." Ersterem kann ich im Großen und Ganzen nur zustimmen. Aber dem zweiten sind dann doch Grenzen gesetzt! Der "Wandergans", die "mit hartem Schrei" in der Herbstnacht vorbei fliegt, kann nach meinem Empfinden ein bunter "Paradiesvogel" nichts sinnvoll hinzufügen! Und die extrem flache Landschaft um Husum herum (wie gut ich sie kenne!) mit Steilküsten und Bergen zu versehen ist einfach nur unsinnig. Aber so etwas ist in diesem Buch die absolute Ausnahme und wird durch viele, viele schöne Illustrationen wettgemacht. Sehr gut gefällt mir zum Beispiel die Illustration zu Joseph von Eichendorffs Gedicht "Sehnsucht": Da fliegt der sehnsüchtig am Fenster Stehende mitsamt seines beflügelten Hauses davon – unter sich nur angedeutet die im Gedicht beschriebene Landschaft. Das Haus, eine geniale Mischung aus Engel und Rakete, fliegt durch die Sternennacht, die ähnlich einer Schneekugel dargestellt ist. Der Sehnsüchtige steuert in seinem Haus auf deren Rand zu, er ist fast nicht mehr "von dieser Welt" - das finde ich ausgesprochen gelungen gemacht und schlägt eine wirkliche Brücke von 1834, dem Jahr in dem das Gedicht erschienen ist, in die Gegenwart heutiger Kinder.

Sehr schön ist auch die Audio-CD, die man auch als Erwachsener gut hören kann. Da gibt es keine unnötigen Verniedlichungen oder Kindertümeleien, auch nicht in der Musik (viel Klavier und Gitarre). Es werden natürlich nicht alle Gedichte vorgetragen. Die musikalischen Zwischenspiele sind öfter musikalische Interpretationen bekannter Gedichte, was ich sehr schön finde. Vor allem aber lesen die Sprecher, überwiegend renommierte Leute wie z. B. Rufus Beck und Sabine Postel, um nur zwei zu nennen, die Gedichte so lebendig und einfach gut, dass sie Kindern den Zugang zu den Inhalten wirklich erleichtern. Bei einem Gesamtpreis von nur 22 € inklusive Audio-CD stellt diese Sonderausgabe von „Zauberwort“ ein wirklich tolles Angebot dar. Natürlich ist es auch ein schönes Geschenk!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BSH; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 29.03.2016

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