Zauberhafte Lieder für kleine Hexen

Autor*in
Göschl, BettinaMaske, Ulrich u.a.
ISBN
978-3-8337-4398-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
52  Minuten
Verlag
Jumbo
Gattung
Audio
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Alters­empfehlung
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

2010 erschienen beim JUMBO-Verlag die „Lieder für kleine Hexen“. Zehn Jahre später veröffentlicht der Verlag fast die gleiche Liederauswahl unter dem Titel „Zauberhafte Lieder für kleine Hexen“. Auch wenn einzelne Lieder annehmbar wären, gibt es hier schwerwiegende Punkte, aufgrund derer die CD in ihrer Gesamtheit leider durchfällt.

Beurteilungstext

Beginnen wir beim Anfang, dem Cover, genauer dem Text auf der Rückseite der CD: „Diese Auswahl an zauberhaften Liedern und Reimen lädt kleine Hexen und starke Mädchen in magische Welten ein.“ Dieses Versprechen löst sich bezogen auf die große Mehrzahl der siebzehn Lieder nicht ein. Meist geht es ganz geschlechtsneutral um Drachen, eine Mittsommernacht im Land der Trolle oder das Behalten eines Geheimnisses. Mädchen spielen dort keine Rolle.
Oder soll es "stark" sein, wenn sich ein Mädchen ein Dornröschen-Schloss mit Heckenröschen und zwei weißen Pferden erträumt? Auch der Titel "Wer sagt, dass Mädchen dümmer sind?" wirft eher die Gegenfrage auf, ob das heute überhaupt noch wirklich jemand ernsthaft sagt.
Das Vorhandensein der zwei folgenden Lieder führt aber unweigerlich zum Eindruck, dass die Lieder dieser CD vor der Veröffentlichung nicht noch einmal redaktionell kontrolliert wurden.
Im Lied "Alouette" wird von Gerhard Schöne in einer unerträglich schwülstigen, verhauchten, erotischen, fast schmierigen Art und Weise folgender Text präsentiert (der hier zum besseren Verständnis komplett wiedergegeben wird):
"Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich. Küsse dir die Augen wach, küsse dir die Augen wach. Augen wach – ich werd schwach./Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich. Küsse dir die Lippen wund, küsse dir die Lippen wund. Lippen wund – sehr gesund. Augen wach – ich werd schwach./Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich. Küss dir auf den Hals ’nen Fleck, küss dir auf den Hals ’nen Fleck. Hals ’nen Fleck? – ach du Schreck! Lippen wund – sehr gesund. Augen wach – ich werd schwach./Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich. Geb dir einen Backenschmatz, geb dir einen Backenschmatz. Backenschmatz – süßer Fratz. Hals ’nen Fleck? – ach du Schreck! Lippen wund – sehr gesund. Augen wach – ich werd schwach./Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich. Ach ich küss dich überall, ach ich küss dich überall! Überall – klarer Fall./ Backenschmatz – süßer Fratz. Hals ’nen Fleck? – ach du Schreck! Lippen wund – sehr gesund. Augen wach – ich werd schwach./Alouette, kleine Alouette, Alouette, komm ich küsse dich." Nicht nur der Text und dazu Schönes Präsentation sind untragbar und alles andere als ein Lied für "starke Mädchen", auch der historische Kontext des französischen Originals erscheint mehr als fragwürdig (auch wenn es bis heute als Abzählreim in Frankreich gesungen wird). Der Originaltext behandelt das Zerrupfen einer Lerche und soll möglicherweise das Entkleiden einer Frau symbolisiert haben. In der deutschen Version wird noch nicht einmal ein Tier zur "Verschleierung" genutzt und so denkt man sich Alouette als ein Mädchen, das direkt angesprochen, geküsst, bedrängt wird.
Auch beim Hören des deutschen Textes zu "Marie Pompon" (der sehr viel näher am Original ist als bei "Alouette") fragt man sich, wie eine Redaktion das 2021 so durchlassen konnte:
"In Paris lebt eine Alte, in Paris lebt eine Alte. Die Alte ist ganz zitterig und ran-plan-plan sie zittert. Die Alte ist ganz zitterig und ran-plan-plan sie lacht./ Montag wäscht sie ihre Wäsche, Montag wäscht sie ihre Wäsche. Sie wäscht und wäscht ganz zitterig und ran-plan-plan sie zittert./Sie wäscht und wäscht ganz zitterig..." An jedem Tag der Woche erledigt "die Alte" ihren Haushalt, zittert dabei immer wieder - bis sie am Freitag stirbt. Das ist nicht lustig, sondern nur menschenverachtend.
Vermutlich war die Parkinson-Krankheit zur Hochzeit des französischen Originalliedes nicht so bekannt wie heute, vielleicht ist die französische Rezeption als Kinderreim auch heute noch eine andere, unbeschwertere. In jedem Fall verhöhnt dieser Text, der im deutschen Sprachraum keine positive Rezeptionsgeschichte hat, Krankheit und Alter und Kinder würden den deutschen Text so hören wie er ist.
Beide Texte sind für Kinder nicht tragbar und haben auf einer CD, die ja oft ohne Eltern "durchgehört" wird, nichts verloren.

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Diese Rezension wurde verfasst von kbm; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 04.01.2023

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