Zarafa

Autor*in
Jaromier, Adam
ISBN
978-3-9811300-3-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Pawlak, Pawel
Seitenanzahl
48
Verlag
Gimpel Verlag
Gattung
BilderbuchFantastikMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Langenhagen
Jahr
2012
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein fremdartiges Tier am Königshof bringt die eingeschliffenen Abläufe und Machtgefüge gründlich durcheinander. Doch während die Herzogin und andere Würdenträger außer sich geraten, ist der König von dem Neuankömmling begeistert - und er entdeckt sich ganz neu.

Beurteilungstext

Zarafa kommt aus Afrika, und während alle ein einfaches Tiergeschenk des Pascha Mohammed Ali erwarten, entpuppt es sich als ein sprechender Gast. Das Engelchen - dem Himmel ganz nahe - ist in Wirklichkeit eine Giraffe, doch mit höfischer Kleidung und ein wenig unbeholfener Etikette ausgestattet erzählt es von seiner Reise nach Europa - die eigentlich damit zusammenhängt, dass sie Schnee sehen will, den sie nur vom Gipfel des höchsten Berges ihrer Heimat kennt. Die Reisegeschichten sind absolut wunderbar. Sie erzählen von der weiten Welt und noch viel mehr, aber der Herzogin, die im Königreich die Fäden zieht, sind sie ein Gräuel. Doch der König erwacht langsam aus seiner Lethargie. Er ist fasziniert von den Geschichten und lässt sich vom Fernweh des Tieres anstecken. So ergreifen beide am nächsten Tag die Gelegenheit beim Schopfe, in einem (scheinbar) magischen Moment das Weite zu suchen. Wohin? Das kann der Leser und Betrachter nur vermuten. Sicherlich aber an einen besseren Ort.
Die verrückte Geschichte von Zarafa - das bedeutet auf arabisch ""die Liebliche"" - ist eine zutiefst menschliche Geschichte. Sehnsucht und Leidenschaft treffen auf Alltag und Routine, sie brechen aus den Bahnen des Üblichen aus und entwickeln einen Sog, dem sich der König nicht entziehen kann. Sichtlich verjüngend wirkt diese Kur, und am Ende wird er vom gespannten Zuhörer und Träumer zum schelmisch Aktiven, der die Grenzen des Möglichen verschiebt und Zarafa einen Wunsch erfüllt. Beide haben sich gefunden und können jetzt gemeinsam die Welt erobern. Insofern liegt hier auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vor.
Die stark linienbetonten Bilder im grafischen Stil wirken skizzenhaft. Aquarellartig durchscheinend koloriert zeigen sie am Rande der Textfelder Momente der Geschichte - in der Regel ihre Protagonisten, wobei Szenerie und Staffage in den Hintergrund treten und häufig gar nicht abgebildet werden, was sie Situation auf die Handlenden begrenzt. Zwischendurch finden sich immer wieder Doppelseiten füllende Illustrationen im gleichen Stil, die Zarafa auf ihrer Reise zum König zeigen und die wunderbaren Momente der Reise dokumentieren. Auch typografisch gestaltet sich das Buch durchdacht. König, Herzogin und Zarafa haben je eine eigene Schriftart, die ihren Charakter auch im Schriftbild abbildet. Der dadurch unruhige Satz verleiht dem Text Charakter und unterstützt eine Orientierung im von wörtlicher Rede dominierten Text.
Insgesamt sind Geschichte und Form des Buches sehr ungewöhnlich und herausfordernd. Sie sprechen uns direkt an, fragen nach unseren Sehnsüchten und selbst gesteckten Grenzen. Das Buch macht in seiner wiederständigen Dynamik Lust auf Anderes. Es ist sehr zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010