Zackarina, der Sandwolf und das Meer

Autor*in
Asa, Lind
ISBN
978-3-407-79918-0
Übersetzer*in
Jeukel, Jutta
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
125
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Weinheim
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zackarina hat einen guten Freund. Mit ihm kann sie reden, wenn die Eltern sie nicht verstehen. Sie geht hinaus zum Strand und sucht ihn. Der Sandwolf weiß auf alle Fragen eine Antwort, sogar warum man die Zeit nicht einfach verbuddeln kann. Gemeinsam mit ihm wird es Zackarina nicht langweilig. Spielerisch erklärt er ihr die alltäglichen Dinge und die Zusammenhänge der Natur. Doch am Ende muss der Sandwolf Abschied von Zackarina nehmen, weil er in eine neue Höhle umzieht.

Beurteilungstext

Sie kommt aus Schweden, ist Kinderbuchautorin und schreibt Geschichten über ein Mädchen ganz besonderer Art. Wer jetzt an Astrid Lindgren und Pippi Langstrumpf denkt, hat falsch gedacht! Die Rede ist von ?sa Lind - ohne das "gren" am Ende. Auch sie ist die "Mutter" eines Mädchens, das auf den ersten Blick allerdings sehr wenig Gemeinsames mit der berühmten Pippi zu haben scheint. Zackarina - so heißt ?sa Linds kleine Mädchen - kommt weniger selbstbewusst und redegewandt daher. Sie ist ängstlich und auch nicht so stark wie Pippi.
Zackarina wohnt mit ihren Eltern in einem Haus am Meer und nicht allein in einer bunten Villa im Garten. Sie hat auch keine Freunde wie Pippi, mit denen sie auszieht und gefährliche Abenteuer besteht, dafür aber einen guten Freund, den Sandwolf mit wüstengelben, goldglitzerndem Fell. Sie fand ihn am Meer und er versucht alle ihre Fragen zu beantworten. Zackarina denkt über Vieles nach und muss mit den komischen Ansichten von Mama und Papa zurecht kommen. Ihre Eltern sind zwar lieb und gut, sie verhalten sich aber wie Erwachsene und haben vor allem wenig Zeit.
Doch Zackarina kennt einen Ort, den sie aufsucht, wenn Mama und Papa sie wieder einmal nicht verstehen. Dann läuft sie hinaus zum Strand, wo ihr Freund wohnt. Manchmal sitzt er wie in Gold gekleidet vor seiner Grotte, ein anderes Mal zählt er Sandkörner, manchmal liegt er auch "einfach nur lang wie ein Sommer hinter dem Schilf" oder flach auf einer Klippe am Meer. Und wieder ein anderes Mal planscht er in den auslaufenden Wellen herum oder "donnert mit krachenden Sprüngen umher".
Wenn Zackarina ihm eine Frage stellt, vollbringt er wahre Wunder, um sie ihr verständlich zu beantworten. Er springt mit einem "winzig kleinen Riesensprung" in ein Sandkorn hinein. Er fängt mit seinen Tatzen ein Bündel leuchtender Sonnenstrahlen ein und schwingt sie hin und her. Er läuft mit Zackarina auf seinem Rücken so schnell, dass sein Schatten zurückbleibt. Auf diese Weise erklärt er ihr alltägliche Dinge oder Zusammenhänge in der Natur: Zum Beispiel wie stark kleine Quarks sind, warum sich die Farben verändern können und dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann.
Auf ganz unkomplizierte, spielerische Art und Weise ermöglicht er seiner Freundin Einsichten in das Leben: Er weiß, was Zeit ist und dass man sie nicht aufhalten kann, auch wenn man die Uhr tief im Sand verbuddelt. Er weiß, dass man Menschen, die stehlen, nicht mit Gewalt ändern kann. Und er weiß: Was gerecht und ungerecht ist, hängt manchmal vom Standpunkt des Betrachters ab.
Der Sandwolf - übrigens eine Erfindung der Tochter der Autorin - hilft Zackarina, die Erwachsenen besser zu verstehen. Klug vermittelt er zwischen zwei Welten, der des Kindes und der der Erwachsenen. Mit dessen Hilfe denkt Zackarina nach, versucht Erklärungen zu finden und Entscheidungen zu treffen. Er gibt keine fertigen Lösungen vor und seine Antworten regen das Mädchen zu eigenständigen Handlungen an: zum Beispiel, als es darum geht, die passende Kleidung zum Fest von Tante Klara auszuwählen, oder als Zackarina von zu Hause weg rennt, weil es Streit mit den Eltern gab. Als das Mädchen Angst hat, singt er mit ihr ein Lied, das die Angst vertreibt. Die Idee mit der sandraschelnden Büchse kam allerdings von Zackarina, die dann - wieder zu Hause - die Büchse schüttelt und so die beängstigenden Geräusche nicht mehr hören braucht.
Es sieht nur auf den ersten Blick so aus, als hätten Zackarina und Pippi nicht viel Gemeinsames. Doch eigentlich können beide Mädchen ihre kleinen Leser ganz schön in Staunen versetzen und sie zum Nachdenken "einfangen", die eine mit, die andere ohne Sandwolf.
Pippi erobert die Herzen ihrer Leserschaft auf lautstarkem, tatkräftigen Weg, Zackarina schafft es eher auf leisem, sinnlichen.
Und noch eine Besonderheit sollte an dieser Stelle erwähnt werden: Während Pippi die Erwachsenenwelt zunächst wenig begeistern konnte, lassen Zackarinas Geschichten die Herzen der "großen Leute" vom ersten Buch an höherschlagen. Aber das liegt wohl an der Zeit, in die beide "hineingeboren" wurden, und die verändert sich bekanntlich.

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Diese Rezension wurde verfasst von gsh.
Veröffentlicht am 01.01.2010