Yadriel und Julian. Cemetery Boys

Autor*in
Thomas, Aiden
ISBN
978-3-7488-0181-8
Übersetzer*in
Lemke, Stefanie Frida
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
Dragonfly
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Yadriel lebt in Los Angeles am Rande eines Friedhofs und seine Familie besteht aus Heilerinnen und Geisterbeschwören. Weil er trans ist, wird ihm die volle Anerkennung seiner magischen Kräfte verwehrt. In einem originellen und spannenden Setting rund um den Tag der Toten, den Dia de Muertos, vermittelt Aiden Thomas dennoch einfühlsam, mit welchen Schwierigkeiten Jugendliche zu kämpfen haben, die das Geschlecht wechseln wollen.

Beurteilungstext

Yadriel ist als Mädchen und mit einem anderen Vornamen auf die Welt gekommen. Aber er hat sich für für eine Identität als Junge entschieden, sich einen neuen Namen gegeben und befindet sich mitten im Prozess. Nach seinem Outing sind es vor allem die Alltagsdinge, die ihn viel Kraft kosten: sich in der Schule nicht auf die Jungentoilette zu trauen, sich dagegen zu wehren, mit dem alten Vornamen angesprochen zu werden, der tägliche Kampf mit dem Binder, der die Brüste kaschiert. Ganz zu schweigen von der fehlenden Anerkennung seines Vaters. Er ist das Oberhaupt der lateinamerikanischen Community aus Heilerinnen und Geisterbeschwörern.

Es ist kurz vor dem Dia de Muertos, wo allen 14-Jährigen von Santa Muerte, der Todesgöttin, magische Kräfte verliehen werden. Yadriels Vater hat sich im vergangenen Jahr geweigert, ihn an der Zeremonie teilnehmen zu lassen, denn eigentlich hätte er als Mädchen eine "bruja", also eine Heilerin, werden sollen und er darf nicht "brujo" werden und Geister ins Jenseits führen. Aber Yadriel ist von seinen Fähigkeiten überzeugt. So bleibt Yadriel ein Außenseiter. Seine verständnisvolle und mitfühlende Mutter ist vor einiger Zeit gestorben. Er hat nur seine Cousine Maritza als Vertraute und seinen Onkel, der ebenfalls am Rand steht, weil er weniger magische Kräfte hat als die übrigen Familienmitglieder. Mit Maritzas Hilfe gelingt es, heimlich und auch ohne offizielle Zeremonie ein brujo zu werden.

Yadriels neue magische Kräfte lassen den Geist von Julian erscheinen, der gerade gewaltsam getötet wurde und es nicht geschafft hat, ins Jenseits zu kommen. Yadriel ist genervt, denn er kennt Julian flüchtig aus der Schule, wo dieser vor allem unangenehm aufgefallen ist. Nun hat er Julians Geist am Hals und muss ihn zu Hause verstecken. Dort herrscht gerade große Aufregung. Offenbar ist auch ein Mitglied der Familie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen, ohne dass seine Leiche auffindbar ist. Auch sein Geist zeigt sich nicht. Alle machen sich auf die Suche nach Miguel. Nur Yadriel wird wieder ausgeschlossen und muss auf eigene Faust handeln. Schnell zeigt sich, dass es eine Verbindung zwischen Miguels Verschwinden und Julians Tod gibt. Der Gedanke, Julian so schnell wie möglich ins Jenseits zu befördern, ist bald vergessen, denn je länger Yadriel mit Julian zusammen ist und je mehr er über ihn erfährt, desto klarer wird, wie besonders und wie liebenswert er ist.

Aiden Thomas benutzt das Setting einer Urban-Fantasy-Story, um einfühlsam von den Problemen zu erzählen, die ein Wechsel der geschlechtlichen Identität nach sich zieht. Die Welt der Geisterbeschwörer, die parallele Existenz von Lebenden und Geistern auf dem Friedhof und die spannende Geschichte um das Verschwinden Miguels bis zum Showdown am Dia de Muertos ziehen die Leser*innen rasch in den Bann. Die sich vorsichtig entspinnende Liebesgeschichte nimmt zum Ende hin ordentlich an Fahrt auf und wird mit allen Unsicherheiten und Zweifeln, die Yadriel durchlebt, anrührend beschrieben. Vor diesem Hintergrund ist es auch zu verschmerzen, dass die Story einige Längen und Klischees birgt.

Erfahrenen Fantasy-Leser*innen ist vermutlich schnell klar, wohin sich der Plot entwickelt und wer der Bösewicht ist. Trotzdem folgt man den beiden Protagonisten und auch der sympathischen Nebenfigur Maritza gern und gönnt ihnen das romantische Happy-End. Für alle Leser*innen, die sich weder von der Länge des Buches noch den vielen spanischen Wendungen im Text abschrecken lassen und die in die Welt des Dia de Muertos eintauchen wollen, ist dieses Buch sicher ein großes Lesevergnügen. Darüber hinaus bietet es einen aufschlussreichen Einblick in die Gefühls- und Alltagswelt von Transpersonen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ame; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 06.05.2023