Worüber keiner spricht

Autor*in
Stratton, Allan
ISBN
978-3-423-78204-3
Übersetzer*in
Brandt, Heike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Chanda lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Bonang, einer fiktiven afrikanischen Stadt. Fernab ihrer Träume durchleidet sie Armut, Missbrauch, Tod und den sozialen Abstieg ihrer Freundin. Ihre Hoffnungslosigkeit wächst, als die AIDS-Erkrankung ihrer Mutter akut wird. Chanda übernimmt Verantwortung. Sie wehrt sich gegen die Tabuisierung von AIDS durch ihr soziales Umfeld und hinterfragt die verbreitete Ansicht, dass AIDS ein Makel ist und für einen unmoralischen Lebenswandel steht.

Beurteilungstext

Mit seinem Buch gelingt es Allan Stratton, den Blick auf eine zentrale, gesellschaftliche Problematik in Afrika zu richten: die Verbreitung von HIV. Dabei beschreibt er das Leben und die Erfahrungen der sechzehnjährigen Chanda so authentisch, dass der Leser in die Geschichte einzutauchen vermag und gefesselt wird.
Der Autor thematisiert den verdrängenden Umgang mit AIDS. Die damit verbundene Ohnmacht der Menschen entsteht dadurch, dass sie nahezu täglich Verwandte und Bekannte begraben, aber gleichzeitig ihre Ängste über die “Krankheit, über die man nicht spricht” nicht zum Ausdruck bringen dürfen.
Allan Stratton gibt über die Protagonistin Chanda ein Modell vor, dem es gelingt, dieses Schweigen zu brechen, der Ohnmacht entgegenzutreten, Unterstützung zu suchen und für andere Menschen einzustehen. Dabei wird dieser Weg nicht als gradlinig und selbstverständlich aufgezeigt. Vielmehr wird der Leser immer wieder Zeuge Chandas scheinbar auswegloser Situation, ihrer Angst, ihrer häufigen Überforderung und ihrer inneren Zerrissenheit.
Neben der Beschreibung des häufig tabuisierenden Umgangs mit AIDS, regt Strattons Roman zu weiterem Nachdenken an. So finden sich in den Dialogen immer wieder Gedanken über ein mögliches Leben nach dem Tod. Es wird beschrieben, wie diese Frage in der afrikanischen Kultur eng mit traditionellen Riten, aber u.a. auch mit dem christlichen Glauben verwoben ist. Das Buch zeigt den Unwillen Chandas auf, Dinge als gottgegeben hinzunehmen. Sie wendet sich von der Religion ab, da sie nicht glauben kann, dass Gott hinnimmt, dass die Menschen so qualvoll sterben müssen.
Weiterhin gibt der Autor Einblicke in die schwierige Freundschaft zwischen Chanda und ihrer Freundin Esther. Esthers Eltern sind an AIDS gestorben. Sie wird von ihren Geschwistern getrennt und lebt fortan bei Verwandten. Diese misshandeln sie. Esther geht schließlich auf den Strich, um für sich und ihre Geschwister eine gemeinsame Zukunft finanzieren zu können. Sie wird brutal vergewaltigt. Chanda überwindet ihre moralischen Bedenken und hält zu Esther, indem sie diese trotz des Geredes der Nachbarn bei sich aufnimmt.
Gegen Ende des Romans gelingt es dem Autor eine Perspektive zu bieten. So lässt Chanda sich und ihre Familie auf HIV überprüfen, um die Ungewissheit hinter sich zu lassen. Weiterhin besucht sie mit ihrer infizierten Freundin das örtliche Gesundheitszentrum durch den Haupteingang, obwohl sie durch dieses selbstbewusste, öffentliche Auftreten den Klatsch der Leute provoziert. Ihr Klassenlehrer bietet ihr seine Unterstützung an. Die weitere Entwicklung Chandas bleibt offen.
Das Buch vermag beim jugendlichen als auch beim erwachsenen Leser Betroffenheit und Nachdenklichkeit zu hinterlassen. Jugendliche sollten mit den verbleibenden Eindrücken nicht allein gelassen werden, sondern Möglichkeiten erhalten, sich darüber auszutauschen, z.B. im Unterrichtsgespräch.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Allan Stratton eine in sich schlüssige, authentische und sprachlich gut verständliche Geschichte eines Mädchens geschrieben hat, die den Leser berühren kann. Dabei geht er ein sensibles Thema unserer Zeit angemessen an, indem er nichts schönschreibt, aber auch nicht in der Hoffnungslosigkeit verbleibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von AP.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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