Wolkentiere und Quadrat

Schlagwörter

• Außenseiter
• Diversität
• Natur

Teaser

Eine kleine Wolke unter vielen – aber sie hat viele eigene Idee und ist dabei irgendwie anders als die anderen.

Beurteilungstext

Eine kleine Wolke über dem Atlantik, die gern auch einmal über Island schwebt – das klingt nicht sehr spektakulär. Aber unsere Wolke ist nicht zufrieden damit, sie ist kreativ und vielseitig. Schäfchen- oder Zuckerwatte-Formen reichen ihr nicht. Sie experimentiert, ist mal ein Tannenbaum, ein Vogel, eine Klapperschlange mit Bärenkopf und noch vieles mehr. Denn als Wolke kann man alles sein, es gibt die absolute Freiheit. Doch als die Wolke ihre Begeisterung für geometrische Formen entdeckt und als Quadrat über Island schwebt, ist das doch zu auffällig. Die Menschen sind fasziniert und versuchen, dem außergewöhnlichen Schauspiel auf die Schliche zu kommen. Da tarnt sich die kleine Wolke lieber wieder als Schäfchen und schwebt davon. Schließlich gerät sie in ein Gewitter und regnet ab – so kann etwas Neues beginnen.
Anna Gusella erzählt eine besondere Geschichte von Einzig- und Andersartigkeit. Die Freiheit des Daseins und die Macht der Konventionen stehen in einem spannungsvollen Verhältnis. Das Bedürfnis nach Selbsterprobung gerät dabei in Konflikt mit den Erwartungen anderer und die Protagonist:in passt sich im Zweifel besser an. Das wird auch gar nicht skandalisiert, zeigt eher, wie erschreckend die ausgestellte Aufmerksamkeit sein kann, wenn sie sich auf einen selbst richtet. Dass sie Wolke am Ende einer Veränderung erlebt, scheint dabei der Lauf der Dinge zu sein, der überraschend kommt, aber neue Horizonte eröffnet. Die Existenz ist kein Kontinuum, sie erlebt Brüche und Transformationen – und das ist letztendlich auch eine Chance.
Die Geschichte wird in kurzen, nüchternen Sätzen erzählt. Diese werden begleitet von mittelformatigen, seitenfüllenden Illustrationen, die vermutlich mit Wachsstift und Gouache, aber auch mit Druckeffekten ausgeführt wie Collagen wirken. Die Bilder deuten Handlungsmomente gegenständlich an, changieren aber in ihrem Abstraktionsgrad und halten viel auch im Vagen und Offenen, so dass sich die Betrachtenden herausgefordert fühlen dürfen, ausgehend von den Bildern innere Vorstellungen zur Wolke zu entwickeln. Das öffnet das Buch als großen Imaginationsraum – und ist als Lektüre ausdrücklich zu empfehlen!