Wolke träumt

Schlagwörter

• Außenseiter
• Kindheit
• Philosophie

Teaser

Das Mädchen Wolke träumt von einem weißen Land – und spielt den Traum in vielen Facetten. Dabei ist das weiße Land erstaunlich bunt, wie man auf den zweiten Blick erkennen kann.

Beurteilungstext

Irgendwo liegt ein weißes Land in einem weißen Meer. Und mittendrin mit vielen Tieren wohnt das Mädchen Wolke. Wolke spielt in einem weißen Zimmer, mit der Schwester Weike im Spiegelbild, mit den Tieren und den Spielsachen, die sie begleiten und die alle weiß sind. Und Wolke träumt eben auch von diesem weißen Land, dem Mädchen in dem weißen Haus, den Tieren und Spielsachen und der Welt, die sich weitet und ein großer Erfahrungsraum wird. Und mittendrin erkennt sie sich selbst. Eine Meditation über das eigene Sein.
Es ist ein seltsamer und nicht leicht zugänglicher Text, den Paul de Moor hier anbietet und der langsam und genau erschlossen werden muss. Erst scheint alles so klar, doch die vordergründige Reduzierung einer Kinderzimmerwelt auf die Farbe Weiß wird spätestens fragwürdig, als sich die beschriebene Szene im Traum der Protagonistin zu wiederholen beginnt. In den Bildern variiert das Muster nun auch, denn die Welt ist offenkundig nicht mehr nur weiß schattiert, sie wird weiter und farbiger, zwar zart, aber dennoch vielfältig, schaut man genau hin.
Wie viele Farben verbindet das Weiß? Wohl alle, die wir kennen, so der Eindruck, der immer mehr entsteht. Und so ist auch das Buch eins, das in der Einsamkeit der dargestellten Szene die ganze Welt verbindet. Die naturalistischen und detailgenauen Acrylzeichnungen zeigen Szenen, die fast transparent realistisch und traumdurchdrungen gleichzeitig wirken und das Mädchen in seinem Spiel auch in sein Spiel hinein versetzen – und die Phantasiewelt damit auch ernst nehmen. Ein faszinierendes Traumbuch – eindrücklich, besonders, fremd und herausfordernd. Auf jeden Fall zu empfehlen.