Wittgensteins Nashorn

Autor*in
Armengaud, Francoise
ISBN
978-3-03734-504-7
Übersetzer*in
Laugstien, ThomasHénissart, Martine
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Buxton, Annabelle
Seitenanzahl
64
Verlag
diaphanes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Experten für Geheimschriften und Verschlüsselungstechniken sind in heller Aufregung: Was bedeuten nur die Aufzeichnungen, die man im Notizbuch des Geheimagenten Ludwig Wittgenstein entdeckt hat? Derweil jagt dieser einem wilden Tier nach, das es augenscheinlich gar nicht gibt...

Beurteilungstext

Die Neubegründung der abendländischen Philosophie als Sprachkritik („linguistic turn“) geht nicht zuletzt auf den österreichisch-britischen Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951) zurück. Als einer der Ersten erkannte er, dass die Unterscheidung sinnvoller und unsinniger Aussagen nur auf Grundlage einer grundsätzlichen Klärung der Funktionsweise von Sprache geschehen könne. Die durch sein Grundlagenwerk „Tractatus logico-philosophicus“ begründete wissenschaftliche Tradition, nach der Sprache alle menschliche Erkenntnis strukturiert und die Idee einer außerhalb der Sprache liegenden Realität verneint wird, lebt heute in den verschiedenen (post-)strukturalistischen Denkschulen aller sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen fort: Realität wird demnach durch Sprache nicht einfach abgebildet, sondern so überhaupt erst hervorgebracht. Seltsamerweise ist wohl den meisten Menschen der Name Wittgenstein kaum geläufig, und für sein Werk gilt dies erst recht. Es ist also an der Zeit für ein Buch, das leicht verständlich und unterhaltsam nicht nur jungen Lesern die sprachtheoretisch-philosophischen Grundideen Wittgensteins näherzubringen versucht.

Gewählt wird der Weg einer Erzählung mit einem eher unkomplizierten Plot: Der junge Student Wittgenstein nervt seine Dozenten der altehrwürdigen Cambridge-Universität mit der Aussage, nur weil man dort nie ein Nashorn zu Gesicht bekäme, hieße das noch lange nicht, dass dort nicht doch eines oder mehrere existierten. Um seine These zu bekräftigen, reist er mit einem Freund zunächst nach Island, später nach Norwegen. Er will dort ein Nashorn finden, wo man es am wenigsten vermutet. Das Problem der Negativität („Wie lässt sich beweisen, dass etwas nicht existiert?“) begleitet ihn jedenfalls auch noch nach seiner Studienzeit, als Schiffslotsen der kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg und als österreichischen Geheimagenten im russischen Zarenreich. Und so viel sei verraten, er wird das Nashorn – überraschenderweise – nicht finden. Oder etwa doch?

„Wittgensteins Nashorn“ ist ein in seinem Anspruch sehr gelungenes Philosophiebuch für junge Leser. In Wort und Bild, besonders gelungen die kongenialen Illustrationen von Annabelle Buxton, werden Wittgensteins zentralen philosophischen Annahmen und Imperative intuitiv einsichtig. Allderdings leidet die Geschichte zugegebenermaßen unter einer gewissen Spannungslosigkeit, was sich leider auch nicht durch die (fiktive) Agentengeschichte ändert.

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Diese Rezension wurde verfasst von mz.
Veröffentlicht am 01.04.2015