Wirklich, wir könne nur unsere Bilder sprechen lassen KunstGeschichten

Autor*in
Schulze, Traber/
ISBN
978-3-446-24758-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
152
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kunstwerke aus zwei Jahrhunderten werden zu Geschichten.

Beurteilungstext

Mit diesem Satz aus einem Brief Vincent van Goghs an seinen Bruder beginnen die KunstGeschichten und wohlgemerkt, hier wird Kunst in Worte übersetzt, das vielfach Deutbare der Bilder in eine Erzählung, in einen Monolog, den eines Betrachters, den eines Betrachteten, in die Selbstgespräche einer Hand, in die eines Beins gezwängt, eine Anmaßung, die nicht beim ungefähren es könnte so, es könnte so verstanden sein, verharrt. Hier spricht Cezanne im Selbstbildnis von 1880, ist nicht zufrieden mit dem Bild, kann sich nicht einmal mehr erinnern, wann und wie er es gemalt hat, ob im Sitzen oder Stehen, entschuldigt sich bei einem imaginären Käufer für die Unvollkommenheit seiner Arbeit und spricht sich am Ende Mut zu mit den Worten „auch wenn ich sonst kein Held sein mag, feige bin ich in meinen Bildern nicht“. Die Büglerin von Degas, gemalt um 1869, beschwert sich über das, was ihr abverlangt wird, nicht als Büglerin, sondern als Modell des Malers Degas: „Ich frage mich, wofür er mich überhaupt braucht. Stets hat er sein Bild im Kopf, hat es im Kopf, noch bevor er beginnt. Und mich, mich kennt er doch, hat mich so oft schon gemalt. Könnten wir doch spazieren gehen…“ Vor Caspar David Friedrichs Fichtendickicht im Schnee von 1828 stehend unterhalten sich ein ER und eine SIE über den möglichen Grund, vor einem solchen Bild zu verweilen, es sei denn, man möchte lernen, wie man Schnee auf Fichten malt. So geht es weiter, quer durch die Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts, ein literarischer Vorschlag nach dem anderen, bis auch wir die museale Distanz aufgeben und eigene Geschichten hinzufügen, Geschichten aus Gedanken, Worten, Schrift, weil wir nicht malen können, leider.

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Diese Rezension wurde verfasst von bf.
Veröffentlicht am 01.04.2015