Wir sind die Wahrheit

Autor*in
Harvey, Andreas
ISBN
978-3-570-31543-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Noah und Leah, die 18-jährigen Zwillinge, stehen sich sehr nah. Eigentlich. Doch in letzter Zeit hat Noah sich verändert, ist unzugänglich geworden. Und Leah war mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, die Beziehung zu ihrem Bruder verlor an Bedeutung.
Nun steht sie im Krankenhaus an seinem Bett, er wurde von Asylanten verprügelt, liegt im Koma, sie bangt um sein Leben.

Beurteilungstext

So dramatisch beginnt das Buch und hält die Leser*innen von der ersten Seite an in Spannung. Leah reflektiert in Form von Selbstgesprächen die letzten Monate. Was ist passiert? Sie kann es nicht einordnen, beginnt zu recherchieren, nimmt Kontakt zu Freunden von ihm auf und landet plötzlich bei Rechtsradikalen. Sie bekommt Videos zugeschickt, in denen sich Noah deutlich zu ihnen bekennt. Leah ist geschockt, fassungslos, hält alles für einen Fake, fühlt sich mit schuldig. Noah, der sich in der Flüchtlingshilfe engagiert hat? Unmöglich! Doch als sie Noahs Freund, den charismatischen, intelligenten Alexander, und seine Schwester Sandra, kennenlernt, verliebt sie sich in Alex, findet sich plötzlich selbst in rechten Kreisen wieder.
Das Buch führt den Lesern vor Augen, wie schnell es möglich ist, die Seiten zu wechseln, wenn nur der „richtige“ Seelenfänger auftaucht. Wie schnell man auf platte Parolen hereinfällt und sie verinnerlicht, wenn man sie nicht kritisch hinterfragt, wie schnell man manipuliert wird, man eigene, feste Überzeugungen plötzlich in Frage stellt.
Für Leah ist fast alles zerstört. Der Glaube an ihren Bruder, die Beziehung zu ihrer besten Freundin. Es dauert lange, bis sie wieder klar sieht, sich von Alexanders Zauber in jeder Hinsicht befreit und zu sich selbst zurückfindet.
Am Ende wacht Noah aus dem Koma auf, kann sich lange nicht erinnern, ist dann selbst fassungslos von seiner Veränderung und alles wird wieder gut. Das wäre schön, funktioniert aber im richtigen Leben selten so. Deshalb "nur" ein empfehlenswert, obwohl das Buch selbst durchaus sehr zu empfehlen ist.



Anmerkung

Das Buch erschien bereits im Jahr 2020, wurde 2021 mit dem GLAUSER-Preis ausgezeichnet und liegt nun als preisgünstiges Taschenbuch vor. Gut vorstellbar, dass es als Schullektüre eingesetzt wird.

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Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Pliefke; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 20.01.2024