Winterpferde

Autor*in
Kerr, Philipp
ISBN
978-3-499-21715-9
Übersetzer*in
Steen, Christiane
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
286
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das jüdische Mädchen Kalinka flieht vor den deutschen Faschisten, die ihre ganze Familie getötet haben, in die ukrainischen Wälder. Als sie in einem Naturreservats auf eine Herde wilder Pferde trifft, ahnt sie nicht, dass sich ihr Schicksal und das der Wildpferde miteinander verbinden. Von nun an sind sie gemeinsam auf einer gefahrvollen Flucht…

Beurteilungstext

In eine spannende Handlung verpackt wird der jugendliche Leser in die Zeit des zweiten Weltkriegs versetzt. Handlungsort ist die südliche Ukraine, ein Land, das manchem Jugendlichen wohl erst durch die jüngsten Ereignisse bekannt geworden ist. Dort verknüpft sich das Schicksal des jüdischen Mädchens Kalinka, das nur knapp der Erschießung durch die SS entgehen konnte, mit der Geschichte zweier Przewalski-Pferde. Diese östliche Form des Wildpferdes, das einst die gesamte eurasische Steppe besiedelte, hat im ukrainischen Natur-Reservat Askania-Nowa überlebt. Doch die faschistische Rassenideologie macht auch nicht vor ihnen halt: als minderwertige Rasse sollen sie ausgerottet werden. Mit Hilfe des Wildhüters Max (schade, dass der Name so untypisch ist) gelingt dem Mädchen Kalinka, dem Wolfshund Taras und den beiden letzten Pferden der Herde Temüdschin und Börte die Flucht. Auf einigen historischen Fakten basierend entwickelt diese fiktive, flüssig geschriebene Fluchtgeschichte eine scheinbar authentische Wirkung. Doch der erfolgreiche englische Krimi- und Thriller-Autor hat dick aufgetragen: seine Pferde zeigen ein fast menschliches Sozial- und Kommunikationsverhalten und eine außergewöhnliche, ebenfalls menschliche Intelligenz. Sie ermöglichen Unmögliches, helfen dem Mädchen aus den aussichtslosesten Situationen und schlagen den deutschen Verfolgern immer wieder ein Schnippchen. Auch wenn der Autor selbst in seinem Vorwort darauf hinweist, dass es allein darauf ankommt, dass es sich hätte so zutragen können, der überraschende Befreiungsschlag aus der jahrtausendealten Grabkammer auf einem ebenso alten Streitwagen ist einfach nicht nachvollziehbar und gehört für mich ins Fantastische. Auch andere Szenen wie die freiwillige Zugfahrt der Pferde sind wenig glaubwürdig. Die thematische Auseinandersetzung mit dem Faschismus ist heute aktueller denn je. Unter diesem Aspekt ist das Buch auf alle Fälle lesenswert und bietet reichlich Gesprächs- und Diskussionsstoff über einzelne Charaktere und Handlungsweisen von Protagonisten der deutschen und der sowjetischen Armee. Auch wenn die Pferde-Rettungsaktion emotional sehr ansprechend ist, für mich hält sie dem Vergleich mit anderen Jugendbüchern zum Thema Krieg und Nationalsozialismus, so etwa von Pressler, Pausewang, Zusak, Lewin oder Orlev nicht stand.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.10.2015

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