Willy Bumm. Mission Goldtransport

Autor*in
Vliestra, David
ISBN
978-3-499-21778-4
Übersetzer*in
Erdmann, Birgit
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Vosters, Chris
Seitenanzahl
160
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2017
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Wer "Wilder Westen" will, der bekommt hier "Wilder Westen". Eine lustige und spannende Geschichte um den zehnjährigen Willy, der ganz allein wertvolle Goldmünzen zu seiner Schwester bringen muss.

Beurteilungstext

Willys Familie hat Goldmünzen geerbt. Nun muss aber der Erbteil von Schwester Milly nach Reno gebracht werden, zwei Tage Zugfahrt von Sunshine aus. Kurzerhand werden 12 Münzen in Willys Unterhemd genäht, dann macht er sich auf den Weg auf die lange Reise. Ganz allein. Und dann ist alles dabei, was das Wild-West-Herz begehrt: Reise mit Zug, Postkutsche und Pferd. Ein undurchschaubarer Indianer, ein Goldsucher, der Gold riechen kann (oder auch nicht...), ein Postkutschenüberfall, ein Duell und eine Schießerei. Am Ende kommt Willy glücklich bei seiner Schwester an und kann alle Goldmünzen abliefern - nur eine ist ein wenig deformiert, weil sie eine Kugel daran hinderte, in seine Brust einzudringen.

Der auktoriale Erzähler fokalisiert nah an Willys Perspektive. Wir wissen also als Lesende meist nicht mehr als Willy. Eingestreut sind zwei Binnenerzählungen, die einerseits über Willys Bruder Billy berichten, andererseits über die Herkunft des Goldes aufklären. Als erfahrene Lesende können wir viel vorherahnen, wenn auch nicht alles. So gibt es einige überraschende Wendungen. Gelungen ist, dass die wild-west-typischen Elemente in leichter Dosierung verabreicht werden: Keine Massenschießereien, keine Indianerhorden, sondern einzelne Ereignisse, einzelne Schüsse, einzelne Menschen. So ist das Buch nicht darauf angelegt, durch besonders grausame, wilde oder abenteuerliche Darstellungen die Lesenden an sich zu fesseln. Schade ist allerdings, dass die gängigen Wild-West-Stereotype hier in wenig origineller Form neu zusammengesetzt werden. Die Motive sind bekannt, aus Lucky Luke, vielen Western-Filmen und den Büchern von Karl May. Das ist schade, denn zum einen wird damit die einseitige Erzählung vom Wilden Westen ohne einen Hauch einer Irritation fortgeschrieben, zum anderen werden erfahrenere Lesende etwas Originelles in dem Buch vermissen.

Die Illustrationen von Christ Vosters greifen zentrale Elemente des Erzählten auf, manchmal als erläuternde Vignette, die Schlüsselszenen aber auch als ganzseitige Darstellung. So können sie manche erzählte Szene bildlich veranschaulichen oder auf bestimmte Details hinweisen. Sehr gelungen ist die Szene, in der Willy von einem Querschläger getroffen wird: Wir schauen von oben direkt auf Willy und sehen auch aus dieser Perspektive die Füße und Beine der umstehenden Menschen.

Insgesamt liegt hier also ein Buch vor, das Kindern, die gerne vom Wilden Westen lesen, einige schöne Stunden bescheren wird, das aber sicher keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 25.10.2017