Wilhelm Busch und die Folgen

Autor*in
(Hrsg.), König
ISBN
978-3-7704-3173-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Egmont
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Köln
Jahr
2007
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Auf der Vorlage von sieben Geschichten Wilhelm Buschs gestalten Comic- und Manga-Künstler wie Ralf König, Laska, Volker Reiche, DuO, Flix, Martin tom Diek, Ulf K. & Martin Baltscheit sowie Anike Hage die Geschichten “Der fromme Schlomm”, “Plisch und Plum”, “Willis Welt”, “Die beiden Enten und der Frosch”, “Meine fromme Helene”, “Kunstbericht”, “Der kleine Herr Paul findet das Glück” und “Die feindlichen Nachbarn” neu. Zeichnerbiographien leiten die jeweiligen Geschichten ein.

Beurteilungstext

Dieser als Hommage an Wilhelm Busch gedachte Comicband wirkt auf der Szene Außenstehenden zunächst zwiespältig. Zum einen lernt man hier eine interessante Bandbreite der heutigen Comics kennen, liest eine nicht weniger interessante Einführung in die Geschichte des vielfach verfemten Genres (köstlich Ralf Königs “Im Vorhinein, S. 21f.) sowie eine Kurzbiographie Wilhelm Buschs, zum anderen glaubt man auf dem ersten Blick, viel Gewalt festzustellen. Hat man letzteren Eindruck gewonnen und überprüft diesen anhand der Vorlagen, muss man dem Herausgeber Recht geben: Buschs Werke sind voll von Gewalt und Kritik an Bigotterie oder Eitelkeit. Dies führt zu einer Änderung des ersten schlechten Eindrucks zu einem erheblich besseren, insbesondere in Ralf Königs Fassungen, in denen u.a. ein pädophiler katholischer Priester erscheint, der auch mal heimlich nach Amsterdam fährt: Busch war in seiner Kritik keineswegs zurückhaltender, und so wandelt Ralf König gekonnt auf des Meisters Spuren.
Ganz anders gehen beispielsweise Ulf K. & Martin Baltscheit an die Vorlagen heran. Sie bieten eine sehr freie Version von “Hans Huckebein”, die ganz ohne Worte auskommt und die nicht ohne die Vorlage zu verstehen ist. Feinheiten wie die Rabenfeder am Hut des kleinen Herrn Paul werden erst dadurch verständlich. Man kann an dieser Stelle nicht alle Autoren und ihre Bearbeitungen würdigen. Der Reiz aller, vom klassischen Comic bis zum japanischen Manga für Mädchen, liegt darin, dass sie sich selten beim ersten Blick erschließen, vor allem, wenn man die Vorlagen zum Vergleich heranzieht. Erst nach genauerem Hinsehen und Nachdenken erschließen sich - immer auf der Folie der Werke Wilhelm Buschs - die wahren Qualitäten.
Sehr gut sind - neben der schon oben erwähnten Einführung - auch die Biographien der Künstler mit ihren Comicographien sowie den betreffenden Internetseiten.
Man kann dieses Comic empfehlen - allerdings insoweit mit Einschränkungen, als dass es für Kinder nicht geeignet erscheint, sondern nur für den Busch-Kenner als Kontrast oder Fortführung und für den Comic- und Mangafreund als ein außergewöhnliches anderes Comic. Von daher scheint sich der Kreis der Zielgruppe weiter einzuschränken.

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Diese Rezension wurde verfasst von eb.
Veröffentlicht am 01.01.2010