Wikinger

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Einführung in Leben und Taten der Wikinger

Beurteilungstext

Ein sehr schöner Band, eine Lizenzausgabe von Dorling Kindersley, entstanden unter der fachkundigen Beratung DES Wikingerexperten David M Wilson - da kann es zu keinen grundlegenden Fehlern kommen, abgesehen von Kleinigkeiten, die sich sicherlich bei der Übersetzung durch Unkenntnis der isländischen Sprache ergeben haben oder insgesamt außerhalb von Wilsons archäologischem Verantwortungsbereich lagen.
So heißt es z.B. auf s. 21 "Der Thingvellir" anstatt "DIE Thingvellir" (Mask.Pl.) 'die Thingfelder', und ebenso kann man Markland nicht mit 'Holzland' übersetzen, sondern mit 'Waldland'. Überbevölkerung war sicher nicht der einzige und wichtigste Grund, dass Island im 9. Jahrhundert von Südnorwegen aus besiedelt wurde; vielmehr haben politische Ereignisse und Druck des norwegischen Königs innerhalb seiner Einigungspolitik im Reich eine bedeutende Rolle gespielt. Auf die Wiedergabe isländischer Wörter (S. 28) sollte man verzichten, denn diese hier genannte Form (thraelle) hat es ganz sicher nicht gegeben (richtig: þrælar). Auf S. 46 ist 'Wikiniger' in 'Wikinger' zu bessern und auf S. 47 muss es statt 'mit Männer' dann 'mit Männern' heißen.
Aber das ist auch das Einzige, sieht man davon ab, dass generell alle Ereignisse etwas definitiv als genau so geschehen dargestellt werden, als hätte man die damalige Zeit schon genau mit unseren heutigen historischen Ansprüchen und Methoden festgehalten - auch da, wo die Wissenschaft vorsichtiger formulieren oder zumindest weitere Alternativen aufzeigen würde.
Dennoch handelt es sich um ein sehr informatives Buch, das keinerlei falsche Fakten und sichten vermittelt, und das ist bei diesem Thema selten genug der Fall. Es zeichnet in jeweils zweiseitigen Kapiteln (insgesamt 27 Kapitel) ein Bild der Wikinger und ihrer Taten, das unserem heutigen Wissen entspricht. Von der Abklärung des Begriffs "Wikinger" geht die Verfasserin schnell zu dem typischen Bild der rauen todesmutigen Helden, die nichts vom Gott der Christen wussten und das christliche Europa in Angst und Schrecken versetzten.
Doch diesen meist bekannten Fakten ist nur etwa ein Drittel des Buches gewidmet; die anderen zwei Drittel versuchen erfolgreich, das Bild des Wikingers zu differenzieren: Der Wikinger z.B. als Entdecker neuer Welten und Staatengründer (sie begründeten Russland und entdeckten Amerika 500 Jahre vor Columbus); als erfolgreiche Händler, die Europa aus den mittelalterlichen Strukturen herausführten; als Siedler und Städtebauer, z.B. in England und Irland; als begnadete Künstler, deren Kunst einfach vollkommen war, so vollkommen, dass sie schließlich Dekadenz und Untergang in sich trug.
So schlagartig wie sie 794 begann, so plötzlich war die Wikingerzeit nach 1000 beendet, aber die Kühnen Helden aus dem Norden hatten das Gesicht Europas verändert. Für das Abendland ging die Sonne auf.
Diese Prozess wird spannend beschrieben und mit einer Vielzahl kleiner und kleinster Einzelheiten lebendig gemacht; dazu trägt - nach guter Dorling Kindersley Manier - ganz besonders das exquisite Fotomaterial bei, das das Bild der Wikinger als Seefahrer, Krieger, Händler, Schiffsbauer und Künstler auf ganz eigene Weise eindrucksvoll zeichnet.