Wie werde ich Papst

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Teaser

Den Titel “Wie werde ich Papst” wörtlich nehmend und davon ausgehend, dass der Leser tatsächlich diesen Beruf anstrebt, erläutert Leo G. Linder in 14 Kapiteln, wie man sich den Papstberuf genau vorzustellen hat. Dabei macht er einen Streifzug durch die Geschichte des Papst- und Christentums, beschreibt die Aufgaben und den Tagesablauf eines Papstes und beleuchtet kritisch die Ambivalenzen dieses verantwortungsvollen Berufs.

Beurteilungstext

Nach der Wahl des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. ist in Deutschland das Interesse am Vatikan und dem Oberhaupt der katholischen Kirche exponentiell gewachsen. Für Kinder, die sich außerordentlich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen wollen, ist dieses Buch geeignet.

Der Autor erzählt auf spannende Weise, wie es im Vatikan zugeht bzw. auch, wie es dort früher zuging. Ein Streifzug durch die Geschichte des Papsttums bringt die dunklen Seiten, aber auch außergewöhnliche Inhaber dieses Amtes zum Vorschein und geht beispielsweise Fragen nach wie: Warum geben sich Päpste einen anderen Namen? Wie sieht das Verhältnis von Kirche und Politik aus? Wie ist die katholische Kirche organisiert?
Weiterhin erfährt der Leser Begebenheiten aus dem Leben Papst Benedikts oder Vorlieben von Johannes Paul II. und bekommt so echte “Insiderinformationen”. Außerdem wird beschrieben, wie das Leben im Vatikan, wo es nirgends Werbung und Reklame gibt und wo die Menschen nur eine “vorübergehende” Staatsbürgerschaft erhalten, abläuft, wie der Papst seine Arbeitstage gestaltet und mit welchen Problemen er sich herumschlagen muss.
Natürlich wird auch darauf eingegangen, wie die Wahl zum Papst denn nun genau abläuft bzw. was ein Mensch überhaupt für Voraussetzungen mitbringen muss, damit er die Chance bekommt, zum Papst gewählt zu werden.

Das Buch ist in einem netten, erzählenden Ton gehalten, und die vielen Sachinformationen sind amüsant verpackt. Der Autor verwendet einen reichen und anschaulichen Wortschatz. Viele der verwendeten Fachwörter werden im Text erläutert. Allerdings muss der Leser bereits etwas Vorwissen bzw. ein gewisses Interesse für die Thematik mitbringen. Linder kommentiert kritisch verschiedene Tatsachen und erläutert die Ambivalenzen des “Berufs”. Teilweise wendet er sich an den Leser, von dem er wie erwähnt ausgeht, dass er Papst werden möchte.

Das Layout ist leider etwas unglücklich: Die Schrift ist relativ klein bzw. geht weit bis zum Rand, was die Seiten unglaublich voll aussehen lässt, so dass Kinder, die normalerweise nicht viel lesen, möglicherweise abgeschreckt werden. Zwar lockern Illustrationen die Texte etwas auf, doch der comicartige Zeichenstil passt nicht zur Thematik. Wünschenswert wären (farbige) Fotos, z. B. vom Vatikan oder erwähnten Gebäuden sowie von Päpsten, gewesen. Auch Hinweise, wie beispielsweise Radio Vatican empfangen werden kann, wann welche Papstmessen übertragen werden oder wie man im Internet weitere Informationen bekommt, wären für echte Fans (und für andere ist ein ganzes Buch nur über den Papst sowieso weniger spannend) hilfreich.

Insgesamt ist das Sachbuch unterhaltsam und amüsant, wenn sich jemand sehr für die Thematik interessiert. Als Klassenlektüre oder für die Schule ist es jedoch als Gesamtlektüre zu speziell. Es könnten aber bei großem Interesse der Kinder einzelne Kapitel (z. B. zur Kirchengeschichte, die wirklich anschaulich geschrieben sind) herausgegriffen und im Unterricht eingesetzt werden.