Wie unsichtbare Funken

Autor*in
McNicoll, Elle
ISBN
978-3-85535-027-8
Übersetzer*in
König, Barbara
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Atrium
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Zürich
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Addie ist Autistin. "Selbststimulierendes Verhalten, Stimming, ist etwas, was ich mache, wenn ich mich überreizt fühle. Meine Hände funkeln und flattern, meine Arme und Beine werden unruhig. Manchmal habe ich das Verlangen, mir auf den Hinterkopf zu klopfen." (S. 23). Addie möchte nicht anders sein, als sie ist, aber sie macht deutlich, dass viele Menschen sie nicht so akzeptieren, wie sie ist. Als im Unterricht das Thema Hexenverfolgung behandelt wird, erkennt sie Parallelen und setzt sich in ihrer ganz eigenen Art für ein Denkmal für diese Frauen im Ort ein.

Beurteilungstext

Der Schulalltag ist eine tägliche Herausforderung für Addie. Sie lernt begeistert, wenn sie etwas interessiert, alles andere erledigt sie, weil sie es muss. Ihre Feinmotorik ist schlecht. Ihr Pech ist, dass sie eine Lehrerin hat, die sie nicht als Autistin wahrnimmt, die sie vor der Klasse bloßstellt, die Mobbing nicht ahndet, Addie am liebsten aus ihrer Klasse verbannen möchte. Zum Glück hat Addie eine Familie, die sie stützt und schützt, zwei große Schwestern, die ihr zuhören, sie verstehen, ihr vieles erklären und eine Freundin. Zum Glück gibt es an ihrer Schule auch Lehrer*innen, die auf Addies besonderen Bedürfnisse eingehen.

Das Thema Hexenverfolgung in ihrem Heimatort, einem kleinen Ort in der Nähe von Edinburgh, berührt Addie zutiefst. Wie bei allen Themen, die sie interessieren, liest sie sich klug. Anderssein wurde auch damals nicht toleriert. Sie sieht in den Schilderungen über die Hexenverfolgung nicht die gruselige Story aus dem Mittelalter, sie sieht die realen Frauenschicksale hinter den Geschichten und setzt sich im Ortsrat dafür ein, diesen Frauen im Dorf ein Denkmal zu setzen. Von den Ablehnungen lässt sie sich nicht bremsen. Um ihr Ziel zu erreichen, wird sie aktiv, sammelt Geld, verteilt Flyer und tritt immer wieder in der Ortsversammlung auf, jedes Mal ein bisschen besser vorbereitet. Sie zeigt Parallelen der Intoleranz auf, zeigt, dass auch Wegschauen und Nichtstun eine Situation verschlimmern kann.

Durch die Ich-Erzählung gelingt es der Autorin, den Leser*innen den Alltag einer Autistin mit all seinen Herausforderungen anschaulich darzustellen. "Die echte Addie versteckt sich hinter einer Maske aus gesellschaftlichen Normen, Regeln und seltsamen neurotypischen Angewohnheiten." (S. 141). Ein solches Alltagsleben ist extrem anstrengend. Ihre große Schwester, auch Autistin, leidet im Studium noch weit mehr darunter. Addie schildert Situationen aus ihrem Alltagsleben, die zeigen, wie angenehm und entlastend es ist, wenn Menschen auf ihre besonderen Bedürfnisse eingehen und wie belastend Intoleranz und Mobbing sind. Sie verdeutlicht die Unterschiede im Tun, Bewerten, Prioritäten setzen, Wahrnehmen, Reagieren und verdeutlicht, welche Schwierigkeiten durch die Reizüberflutungen sich in manchen Situationen daraus ergeben.

Addie ist eine starke Protagonistin, ihr Rückhalt in der Familie macht sie mutig, selbstbewusst, erstaunlich erwachsen und reflektiert für ihre elf Jahre. "Ich weiß, dass an mir nichts falsch ist." (S. 205). Addies Geschichte berührt und beeindruckt und sensibilisiert hoffentlich nachhaltig. - Für diesen Debütroman gewann die Autorin den "Waterstones Children's Book Prize of the Year".

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 10.07.2023

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