Wie schmeckt der Mond?

Autor*in
Grejniec, Michael
ISBN
978-3-85581-589-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Grejniec, Michael
Seitenanzahl
32
Verlag
Bohem Press
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Wie schmeckt der Mond? Süß? Oder salzig? Und wie kommen wir an ihn heran?“, fragen sich die Tiere in diesem Bilderbuchklassiker von Michael Grejniec. Der Mond versteht das Ganze als ein Spiel und rückt immer weiter nach oben - bis ausgerechnet das kleinste Tier, die Maus, ihn schließlich erreicht.

Beurteilungstext

Die Geschichte, die in diesem sehr hochwertig und ästhetisch gestalteten DIN-A4 Buchformat erzählt wird, ist relativ einfach. Eines Tages beschließt eine Schildkröte, den höchsten Berg der Gegend zu erklimmen, um an den Mond heranzukommen - mit dem Ziel, von ihm zu probieren. Als nächstes ruft sie den Elefanten hinzu, danach folgen die Giraffe, das Zebra, der Löwe, der Fuchs, der Affe und schließlich die Maus. Die Tier-Pyramide wird immer höher und immer, wenn die Lesenden denken: „Gleich erreichen sie ihn“, rückt der Mond, als kreisrundes, freundlich guckendes Gesicht dargestellt, ein kleines bisschen nach oben und bleibt somit vorerst unerreichbar. Als er die Maus kommen sieht, hat er keine Lust mehr auf das vermeintliche Spiel und bewegt sich nicht weiter. Dadurch gelingt es dann doch – ausgerechnet dem kleinsten Tier – ein Stück vom Mond abzubeißen und dieses mit den anderen Tieren zu teilen. Das Besondere: Für jedes Tier schmeckt der Mond anders, aber für alle schmeckt er besonders gut. Nach diesem gemeinsamen Erlebnis, das sich in einer einzigen (Vollmond)Nacht abgespielt haben muss, da der kreisrunde Mond nicht abnimmt, schlafen alle Tiere nahe beisammen und der Mond, der nun als Sichel dargestellt ist, schaut (nun nicht mehr lächelnd) auf sie hinab. Das Buch schließt mit den Gedanken eines Fisches im Wasser, der die Handlung beobachtet hat und nicht verstehen kann, warum die anderen Tiere sich so viel Mühe gemacht haben und auf den höchsten Berg gestiegen sind, wo es doch noch einen zweiten (gespiegelten) Mond bei ihm im Wasser gibt, der sehr viel leichter zu erreichen gewesen wäre.
Die Gestaltung des Buches ist sehr hochwertig und konsequent. Gemalt wurde auf ein rauhes, organisch anmutendes Papier, gedruckt hingegen auf glattes Papier aus „verantwortlichen Quellen aus Europa“. Diese „Pappmaché-Anmutung“ lässt die Bildelemente haptisch interessant hervortreten und macht sie dadurch auch sinnlich interpretierbar. So erinnert der Berg, den die Schildkröte als Erste erklimmt, an einer Stelle an ein Brot und auch der Mond könnte ein riesiger Reiscracker sein, bei dem sich die Tiere auf nachvollziehbare Weise fragen, wie er wohl schmecke. Es könnte sich bei den Bildern auch um Fotos von arrangierten Bildelementen handeln, die mit Scheinwerfern in Szene gesetzt wurden – so realistisch wirkt z. B. die Darstellung des mystischen Mondlichts. Auf dem Cover lässt sich die Wandelbarkeit des Mondes sogar in der Blindprägung ertasten – ein ästhetisch sehr gelungenes Gestaltungsmoment!
Auf den ersten Blick habe ich das Ende der Handlung nicht verstanden, aber je öfter ich es lese, umso mehr Raum zum Philosophieren entdecke ich in der „Unaufgeregtheit“ der Story. Das Buch, das 1993 in seiner ersten Fassung erschienen ist, lädt an unglaublich vielen Stellen zum gemeinsamen Nachdenken ein: über Nähe-Distanz-Verhältnisse, das damit verbundene Gefühl der Sehnsucht (nach etwas Unerreichbarem), aber auch über physikalische Phänomene wie Zeit und Raum, den Himmel, die Mondphasen oder das Weltall. Zeit und Raum werden auf der Handlungsebene „gedehnt“ bzw. werden hier bewusst physikalische/biologische Gegebenheiten außer Acht gelassen. So ist es z.B. ausgerechnet die Schildkröte - ein sehr langsames (aber vielleicht auch sehr ausdauerndes Tier?) - die sich als Erste auf den Weg macht. Auf ihr lastet dann auch das Gewicht der anderen Tiere, unter anderem das des Elefanten - das sie unter normalen Umständen zerquetschen würde.
Auf einmal erinnere ich mich an mich selbst als Kind. Und an all die vielen Fragen, die mir damals durch den Kopf gingen..“Warum ist der Mond manchmal so riesig und nah und manchmal so klein und so weit weg? Ist es dort warm oder kalt? Warum sieht die Mondoberfläche so zerknittert aus? Gibt es den wirklich, den „Mann im Mond“?“
Ich denke, jedes Kind denkt über den irgendwie immer geheimnisvoll bleibenden Mond nach – und dieses Buch liefert dazu wunderschöne Bildlandschaften und interessante Denkanstöße. Sehr empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von nico; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.11.2022

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