Wie man einen Tiger fängt

Autor*in
Keller, Tae
ISBN
978-3-7488-0081-1
Übersetzer*in
Rothfuss, Ilse
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
263
Verlag
Dragonfly
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Die verträumte Lily zieht mit ihrer Mutter und ihrer großen Schwester Sam in eine verregnete Kleinstadt. Dort trifft sie eine magische Tigerin, die ihr verspricht ihre kranke Großmutter zu heilen, wenn sie deren gestohlene Geschichten wieder zurückbringt. Doch kann man einem Tiger trauen?

Beurteilungstext

Lily liebt ihre Halmoni - ihre Großmutter - und ganz besonders ihre Geschichten. Der Roman beginnt mit dem Umzug der Kleinfamilie in das Haus der Großmutter. Die verträumte Einzelgängerin Lily hat kaum Freunde und so findet sie es weit weniger dramatisch als ihre Schwester Sam, die kalifornische Großstadt gegen den Heimatort ihrer Mutter einzutauschen. Im strömenden Regen kommen die drei an dem kleinen, verwunschenen Haus der Halmoni an und diese Atmosphäre ist bezeichnend für die Erzählweise des gesamten Buchs: Realität und Phantastik gehen fließend ineinander über. Schon zu Beginn sieht Lily einen riesigen Tiger mitten auf der Straße auftauchen und wieder verschwinden. Beunruhigend wirkt diese Begegnung vor allem deswegen auf die Protagonistin, weil sie an die Geschichten ihrer Halmoni erinnert wird. Die Tiger dort sind immer gefährlich und listenreich. Das Fabelwesen, welches sich als Tigerin entpuppt, erscheint Lily immer öfter und bietet ihr einen Handel an. Sie verlangt von dem Mädchen, die Geschichten wieder zu beschaffen, die ihre Halmoni vom Sternenhimmel stahl und in Gläser sperrte. Im Gegenzug wird sie Halmoni heilen. Denn Lilys Großmutter ist krank und wie ernst die Lage ist, wird erst nach und nach enthüllt. Da sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwester kein Verständnis für die koreanischen Geister der Großmutter haben, kann Lily sich nur dem verschrobenen, aufgedrehten Rick anvertrauen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Jagd nach der Tigerin, um ihr die gestohlenen Geschichten zu bringen. Doch einem Tiger - und ganz besonders einem magischen Tiger - ist nicht zu trauen, die befreiten Geschichten haben Konsequenzen. Durch sie enthüllt sich die schmerzliche Vergangenheit von Halmoni, die diese am liebsten wegsperren und vergessen möchte. Doch Lily gibt nicht auf, öffnet ein Sternenglas nach dem anderen und hilft dem verschwindenden Gedächtnis ihrer Großmutter auf die Sprünge. Die Familie wird einerseits durch die Konfrontation mit der Vergangenheit, andererseits auch durch die Probleme der Gegenwart auf die Probe gestellt und wächst schlussendlich enger zusammen. In ihren verletzlichsten Momenten öffnen sie sich Anderen gegenüber. So findet Lily in Rick einen treuen Freund, Sam eine neue Liebe in der Bibliotheksangestellten Jensen und ihre Mutter versöhnt sich mit den Konflikten zwischen ihr und der Großmutter. Das Erbe der Geschichtenerzählerin übernimmt Lily, indem sie Halmoni in ihren letzten Momenten mit einer Geschichte verabschiedet.
Somit schafft das Buch den Spagat zwischen dem realen Verlust eines geliebten Menschen und der Hoffnung, die durch etwas Neues, manchmal magisch anmutendes, finden lässt. Die Art, wie mit Krankheit und Tod umgegangen wird, ist sehr implizit und damit auch dem Alter der LeserInnen entsprechend. Andere Themen, wie die sexuelle Orientierung der Schwester oder die Probleme alleinerziehender Eltern werden nur angerissen. Damit werden sie als erfrischend normal dargestellt und fügen sich gut in die gefühlvolle, sehr bildhafte Sprache der Autorin ein. Gerade der spielerische Umgang mit einer harten Wirklichkeit und der Fantasiewelt, die die Neugierde der Leser*innen weckt, macht den Lesegenuss dieses Buchs aus.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 29.10.2021

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