Wie ich Fräulein Luise entführte

Autor*in
Bohlmann, Susanne
ISBN
978-3-522-50526-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Specht, Miryam
Seitenanzahl
230
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Gretas Eltern sind berufstätig und achten deshalb, dass Greta jeden Nachmittag einen anderen Kurs hat. Der Donnerstagskurs geht zu Ende und Greta lernt Luise kennen und lieben. Als Luise ins Altersheim kommt, bemerkt sie Veränderungen an Luise. Sie beschließt, Luise zu entführen. Ava geht für sie ins Ferienlager. Die abenteuerliche Reise geht nach Menton. Dort hat Luise ein Haus und einen früheren Geliebten. Sam, der Straßenmusiker fährt sie. Unterwegs retten sie noch einen ausgesetzten Hund.

Beurteilungstext

Natürlich ist diese abenteuerliche Entführungsgeschichte unwahrscheinlich. Welches 10jährige Mädchen kommt schon auf die Idee, die alte Nachbarin, die, weil der Vormund es bestimmt hat, ins Altersheim muss, zu entführen?
Aber das Buch ist unterhaltsam und spannend bis zum Schluss. Trotz der unrealistischen Konstellation einer 79jährigen Frau, die sich erst im Altersheim an das kleine Häuschen in Menton erinnert, trotz des alten Autos, von dem auch der Vormund nichts gewusst hat, trotz Sam, dem Straßenmusikanten, der erst 16 ist und glücklicherweise gut das alte Auto ohne Führerschein fährt, trotz all der kuriosen Begebenheiten auf der Reise, das Buch fasziniert!
Einmal wird deutlich, wie hilflos Kinder mit ihrer Freizeit sind, wenn einmal nichts organisiert und vorgesetzt wurde. Zum anderen zeigt es durchaus liebevoll, wie eine Person, die im Altersheim kaum aus dem Morgenrock kommt, körperlich und geistig schrumpft, wenn, ja wenn nicht jemand da ist, der Aktionen macht, die das Leben auch im hohen Alter lebenswert machen. Da werden die dementen Personen geschildert, die im Park des Altersheims an einer fingierten Bushaltestelle warten. Da ist Ulla, die auf einen Clown wartet...
Greta hat die Entführung organisiert. Ihre beste Freundin Ava fährt an ihrer Statt ins Ferienlager und informiert per SMS alle Aktionen, die Greta dann an ihre Eltern weitergibt. Die Eltern wissen aber bald von der heimlichen Reise, weil Sam über das Internet eine “Fräulein Luise - Seite” installiert hat, auf der alle Erlebnisse, z. B. das Rockfestival und Luises Auftritt zu sehen und zu hören sind.
In Menton steht tatsächlich noch das alte Ferienhaus im verwilderten Garten und selbst Arthur, der ehemalige Geliebte von Fräulein Luise lebt noch und hat seine frühere Freundin nicht vergessen. Wie sich alle Personen auf dieser Reise verändern zeigen nur äußerlich andere Frisuren und Kleider. Luise ist bei Arthur und seiner Schwiegertochter - sie ist gelernte Krankenschwester - in guten Händen. Sam wird ebenfalls bei Luise bleiben und wohl eine Berufsausbildung machen, und Greta schließt glücklich ihre geliebten Eltern in die Arme. Also wohltuendes Happyend für alle, das nicht kitschig, sondern märchenhaft wirkt.
Das Problem des Alleinseins im Alter und die Situation in Altersheimen regt die Leser dieses Buches aus der Sicht der 10jährigen Greta an. Gemeinsamer Lesestoff für Jugendgruppen, damit Aktionen daraus erwachsen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPLTLD.
Veröffentlicht am 01.10.2016