Wie fischt der Fischer frische Fische? Alles in Butter auf dem Krabbenkutter!

Autor*in
Bayerischer Rundfunk ,
ISBN
978-3-8339-5583-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
Verlag
Baumhaus
Gattung
Digitale MedienFilm
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2007
Alters­empfehlung
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Willi besucht bayerische Binnenfischer und “stört die Störe”, will alles wissen über Angeln und Zucht, über Netzfischerei und das Räuchern, über die Fischarten und deren Innenleben, über den Reichtum der großen Störe und den geringen Verdienst der Fischer.
Willi fährt mit dem Krabbenkutter in Büsum auf See, muss heftig mit anpacken und die Krabben pulen helfen.

Beurteilungstext

Willi fragt und nimmt kein Blatt vor den Mund, wird aber von der Mannschaft des Krabbenkutters eingespannt und muss mit schrubben, sortieren, helfen... Der sympathische, humorvolle Willi führt als geborene gute Laune durch die Sendung. Es ist unglaublich, wieviel der Zuschauer hier erfährt: Beifang wird über Bord geworfen, deswegen sind auch die Möwen ständige Begleiter. Die maschinelle Aussortierung des Fangs findet noch an Bord statt, die rohen Krabben werden erst durchs Kochen rot, gleich ab Bord kommen sie noch lebendig ins kochende Wasser. Nach Größe sortiert werden sie maschinell, per Hand aber werden die Muscheln etc. aussortiert, die gekochten Krabben kommen in den Kühltrichter, werden dann in Kisten abgefüllt und weiter gekühlt.

Krabben werden genauer vorgestellt (sie heißen eigentlich Garnelen) und exemplarisch untersucht. Nebenbei erfährt man von der auskunftfreudigen Mannschaft vielerlei, z.B. auch, dass die Bohrmuscheln aus Amerika per Schiff importiert wurden (und auch Messermuscheln heißen, weil sie auch Netze zerschneiden können), Unterwasseraufnahmen zeigen anschaulich, wie ein Netz auf dem Boden entlang rollt.
10mal wird das Netz ausgebracht, im Büsumer Hafen wird die Ladung nach einem 12-stündigen Arbeitstag gelöscht. Beim Fischer zu Hause pult dann die ganze Familie, allerdings nur für den Eigenbedarf. Frische Krabben lassen sich leicht pulen, in 1 Minute schafft Willi drei, der Schnellste 20 Krabben. Deswegen gibt es Krabbenpulmaschinen, die eine komplizierte Technik zeigen und tatsächlich viel mehr Krabben pulen können als ein Mensch.

Der bayerische Fischer am Ammersee erzählt im zweiten Film dem unermüdlich fragenden Willi von seiner Arbeit, für die man drei Jahre ausgebildet wird, und dass er selbst den Beruf von seinem Vater gelernt hat, wie der von dem seinen usw. Zander und Renken fangen sie heute sogar reichlich, dennoch kann er aber nicht alleine vom Fischen leben und betreibt noch einen Bootsverleih. Beim Fischausnehmen erklärt er Leber, Herz, Galle, Schwimmblase, Laich und Schuppen des Fisches. Der größte Fisch, den er je gefangen hat, war ein Karpfen, den er präpariert hat und den Willi zur Anschauung herum trägt (ebenso wie einen albernen, singenden Fisch).
Zum Würzen kommen die Süßwasserfische in Salzwasser, geräuchert wird dann mit Erlenholz. Nach 2 Stunden sind sie goldgelb und schmecken auch Willi offensichtlich.
In der Oberpfalz besucht er eine Fischzucht: Störe, die bis 100 Jahre alt und 150 Kilo schwer werden, von dieser Fischzucht aber ausgesetzt werden sollen, um die Flüsse wieder zu beleben Die Funktion der Kiemen wird erläutert; 10 % des Eigengewichts eines trächtigen Störweibchens ist Kaviar, je Kilo kostet der im Handel 2000€, den Ertrag kann man sich leicht ausrechnen.

Fischer Robert angelt mit Fliegen, künstlichen Fliegen und erzählt über den Fischergruß “Petri Heil” und sein Angeln,
Fischer Frank fängt mit dem Wurfnetz einen Karpfen, zeigt aber eigentlich das Abfischen der Karpfenteiche im Herbst.

Jede Sendung ist etwa 25 Minuten lang und besteht ihrerseits aus zwei Hälften, die in einer Zusammenfassung kurz und knapp das wiederholen, was wirklich wichtig ist.

Die lockere und humorvolle Art des Reporters, der nebenbei geschickt zeigt, wie man Leute zum Erzählen bringt, denn gerade die Fischer, ob im Binnen- oder Butenland, gehören ja nicht unbedingt zu den mitteilsamsten Menschen, befördert die Sendungen weit über nüchterne Sachberichte hinaus, macht sie zu einem unterhaltenden und kurzweilig belehrendem Film. Willis Scherze und Gags sind so sympathisch harmlos und nett, dass auch jüngere Zuschauer ihren Spaß daran haben können - und lernen.

Über das unmittelbar Mitgeteilte allerdings geht Willi nicht hinaus. Er und und die Zuschauer erfahren nur, was seine Gesprächspartner erzählen. Und da sie von ihrem Handwerk erzählen, erzählen sie nicht das, was irgendwie problematisch erscheinen könnte: Konkrete Arbeitsbedingungen, Bezahlung, das Angewiesensein auf Nebenverdienste erwähnt nur der Ammerseefischer. Aber wie sieht es mit Subventionen aus? Im Winter? Und wie steht es mit den Fischereiproblemen wie Fangquoten, Überfischung, Konkurrenz, überhaupt der Umwelt? Dennoch: es geht hier nur um den direkten Arbeitsplatz, nicht um die Problematik einer Arbeit. So hätte ich mir eine Anmerkung gewünscht, nicht einen größeren Raum der Problematisierung. Dafür gibt es andere Sendungen. Der Hinweis auf so etwas aber wäre auch hier angebracht.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010