Wie Fernsehen gemacht wird

Autor*in
, Seibert
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kutschera, Rolf u.a.
Seitenanzahl
105
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2005
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
9,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Fernsehmoderator Seibert beschreibt die Herstellung der Jugendsendung PuR, schreibt über Werbeeinnahmen, Nachrichten, Kinder- und Familiensendungen, streift die Diskussion um Gewalt im Fernsehen und geht auf die technischen Voraussetzungen ein.

Beurteilungstext

Die Aufmachung des Buches wendet sich an Kinder etwa von 10 - 12 Jahren mit der Einteilung in kurze Absätze und kleine Kapitel, die im Inhaltsverzeichnis ausführlich aufgelistet werden. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Illustrationen Kutscheras, der seine Petty-Figur aus der Kindersendung PuR in allen möglichen Varianten - meist nur als Kopf mit Grimasse - durch das Buch geistern und für Auflockerung sorgen lässt. Zusätzlich gibt es Fotos, Kopien von typischen Dokumenten aus der Arbeit der Fernsehredaktion PuR und umrandete mit extra dickem Text versehene Informationskästen. Dieses Layout ist ein dickes Plus des Buches.
Bei den Texten wird es schwieriger. Zwar bemüht sich der Autor um lebendige Schilderungen, doch bleibt die Übersichtlichkeit manchmal auf der Strecke, vor allem wenn man sich die mangelhaften Voraussetzungen junger Leser vor Augen hält. Gelungen wirkt die sehr genaue Beschreibung (S.30/31), wie die Comic-Figur Petty gezeichnet wird und in den Film gelangt. Dabei wünscht sich vielleicht mancher Leser mit mir eine Vorstellung, wie lang ein Zeichner (R.Kutschera in diesem Fall) an der Produktion sitzt.
Am eigenen Beispiel im Vorwort und am Beispiel des Moderators Jo aus der PuR-Sendung beschreibt Seibert den Werdegang eines Moderators mehr oder weniger als eine Sache des Zufalls. Mit einigen Tipps und einem Moderationstrainer klappt es dann schon. Statt dessen wird unterstrichen, wie spannend und einmalig toll dieser Job ist. Immerhin gibt es bei Jo einen dezenten Hinweis darauf, dass er diesen Job nur eine begrenzte Zeit ausüben kann.
Andere Berufe wie Maskenbildner, Aufnahmeleiter, Cutter, Kriegsberichterstatter, Komparse, Reporter-Assistent, Redakteur, Auslandskorrespondent werden in den zusätzlichen Kästen erklärt, leider wiederholt ohne Beschreibung der Ausbildung, ihrer Inhalte, der Chancen und Bezahlung. Wennn Seibert schreibt, ein Cutter brauche “normalerweise eine Ausbildung als Mediengestalter”, sagt das dem jungen Leser nichts! Ist das mehr oder weniger als die Ausbildung zum Fernsehtechniker, worin liegt der Unterschied, die Gemeinsamkeit? Ähnliches gilt für den Regisseur im Kasten S.26. keinerlei Hinweis auf eine Ausbildungsmöglichkeit, sondern Beschränkung auf drei Schlagwörter “gutes bildliches Vorstellungsvermögen...kreativ...immer den Überblick...” Dass Regieführung ein Ausbildungsgang an der Film- und Fernsehakademie ist, die mit einem Probefilm endet, der oft über das weitere Schicksal entscheidet, bleibt unerwähnt. Wichtiger scheint dem Autor ihre jeweilige Aufgabe bei der Produktion zu sein. Auch dass viele Redakteure ihren Weg nicht über ein Studium, sondern über die Journalistenschule finden, ist nicht zu finden. Zu Recht betont er dagegen die Bedeutung von Praktika, aber wie schwer es inzwischen geworden ist, an einen solchen Platz zu gelangen...
Nach den ersten 35 Seiten über die Herstellung einer PuR-Sendung könnte gut Schluss sein, aber es folgt eine lockere Sammlung teils informativer, teils belangloser Texte zum großen Thema Fernsehen. So wird S.50 beschrieben, wie unterschiedlich oder ähnlich die Auswahl der täglichen Nachrichten aus den Meldungen erfolgt, aber wer nach welchen Kriterien auswählt, bleibt unklar, obwohl die Unterscheidung der verschiedenen Nachrichtenquellen recht übersichtlich ist. Folgt man dem Autor (S.57) entscheidet das Interesse der Zuschauer über die Auswahl! Was bestimmt nicht zutrifft.
Die folgenden Abschnitte über Kindersendungen, Soaps geben weitere z.T. informative Hinweise, aber der Absatz über Internet (S.69f) ist so dürftig, wie er auch 2005 bei der Entstehung des Buches nicht mehr sein durfte. Das Angebot und die wachsende Bedeutung des Internet-Angebotes gerade für jugendliche Nutzer bleibt völlig außen vor.
Dagegen wird den Sportübertragungen und dem Kampf der Sender um die Übertragungsrechte viel Platz eingeräumt. Dabei wird noch einmal deutlich, wie schnell die aktuellen Angaben für dieses Medium veralten, wenn S.74 von den Übertragungsrechten für die WM 2006 die Rede ist.
Beim Thema Jugendschutz und Gewalt im Fernsehen beschränkt der Autor sich - wie ich meine unzulässig - auf die formalen Bestimmungen und die Verantwortung der Eltern (S.82) und lässt diesen Abschnitt auch noch mit einem direkten Appell an die lesenden Kinder enden, dass zuviel Fernsehen schädlich sei für die Schulleistungen!
Diesen Mittelteil des Buches könnte man gut entbehren.
Das Schlußkapitel über die technischen Voraussetzungen enthält dagegen wieder eine Menge brauchbarer Informationen, die für die Zielgruppe gut lesbar aufbereitet sind.
Mit diesen Einschränkungen ist es ein Buch, das sich kaum an die Zielgruppe wendet, die trotz des guten Layouts kaum durchhalten wird. es eignet sich, um älteren Schülern in der Mittelstufe einen Eindruck von der Vielseitigkeit der Aufgaben zu vermitteln, die mit dem Medium Fernsehen verbunden sind, um sie dann auf weitere Recherche zu schicken.
Das Register am Schluss ist zwar sorgfältig erstellt, aber zeigt beim Nachschlagen der Stichwörter schnell die oben beschriebenen Schwachstellen des Buches.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010