Wie die Seefahrer die Welt entdeckten

Autor*in
ISBN
978-3-411-12640-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
26
Verlag
Brockhaus - MeyerDuden (Weingarten)
Gattung
Ort
Mannheim/ Leipzig
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
46,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wandkalender mit Seefahrerkarten

Beurteilungstext

Ähnlich wie der Kalender “Das Bild der Welt” ist der Seefahrerkalender: mit den von 12 Original Welt- und Erdumseglungskarten, davon eine aus dem 14., sechs aus dem 16., vier aus dem 17. und eine aus dem 18., Jahrhundert. Chronologisch betrachtet, zeigen sie eindrucksvoll, wie sich das Bild der Welt im Laufe der Zeit ausprägte und veränderte.
Auch dieser Kalender von den Seefahrern ist ein dreisprachiger Kalender (deutsch / englisch / französisch), der von knapperen Texten begleitet wird, die dem Buch THE CHARTING OF THE OCEANS - 10 CENTURIES OF MARITIME MAPS von Dr. Peter Whitfield entnommen sind; von ihm stammen auch hier einige der brillanten Farbfotografien.
Am ungewöhnlichsten ist die älteste Karte, eine katalanische Weltkarte von 1375, angefertigt für Karl V. von Frankreich. Es ist weniger eine Weltkarte als eine Seekarte des Mittelmeerraums und des Schwarzen Meeres. Auf den ersten Blick macht die auf vier Holzpaneele montierte Karte einen verwirrenden Eindruck; enthält sie doch lange Textpassagen neben der kartographischen Beschriftung, die sich als Reiseerzählungen aus fernen Ländern entpuppen. Europa - Nordeuropa war damals noch nicht kartographiert - ist bedeckt mit Fahnen und Symbolen, während Nordafrika und der mittlere Osten reich bebildert sind mit Menschen, Tieren, Tempeln und Heiligtümern, die die moslemische Macht in den betreffenden Gebieten deutlich verkünden.
Auch eine Karte von 1625 beschränkt sich auf den Mittelmeerraum, zeigt n etwa die gleichen Ausschnitte, hat aber viel weniger figürliche Darstellungen zu bieten als vielmehr reichlich abstrakte Schmuckornamente - zumindest auf den ersten Blick. Dann aber zeigt sich bei längerem Betrachten, dass sich die Schmuckelemente gleichsam zu Podesten formen, die im mittleren Europa christliche König, im afrikanischen Teil muslimische Herrscher, beide in stark stilisierter Form, tragen.
Auch andere Karten beschränken sich auf Teilbereiche, gern aus der damals wirklich Neuen Welt. Die Brasilienkarte vom Beginn des 16. Jahrhunderts dient, so scheint es, vor allem der topographischen Beschreibung des ungezähmten Landes in Bildern: Landschaftsformen, Ureinwohner, wilde Tiere, Lebensweisen, dazu die Ortschaften an der detailliert gezeichneten Ostküste des Landes. Das Meer ist hingegen bevölkert mit den prachtvollsten, reich ausgestatteten Schiffen, die vielleicht die Entdeckung des Landes durch die Portugiesen symbolisieren sollen.
Andere Karten beschränken sich auf das nördliche Amerika, Kanada und Florida (1556) sowie auf die Küste Virginias und Floridas (1585). Die erste Karte zeigt in ihrer Ausmalung ein hohes künstlerisches Niveau, sowohl in der Darstellung der Landschaft und der wilden Tiere als auch in der Ornamentik, die die gesamte Fläche des Meeres bedeckt. Die andere Karte setzt auf eine realistische Darstellung vor allem der Meerestiere; hier ist der Ozean mit Walen, Delfinen und anderen Meerestieren bevölkert.
Wieder andere Karten stellen Routen der Erdumsegler dar, so die des Francis Drake 1587, oder die Suche nach der Nordwestpassage von 1746. Eine dritte Karte gilt der Darstellung des Nordatlantik. Es fällt auf, dass diese Seekarten im Vergleich zu den Landkarten viel sachlicher und nüchterner gehalten sind, ohne "spielerische" oder interpretatorische Elemente. Die Seekarten konzentrieren sich stärker auf die Präsentation von Fakten uns legen eine überaus große Exaktheit an den Tag. Eine ornamentale Ausschmückung ist kaum vorhanden und wurde in Verbindung mit dem wissenschaftlichen Anspruch vielleicht schon damals als unpassend empfunden.
Regelrechte Weltkarten sind eigentlich nur zwei der Karten. Die von 1544 zeigt als erste Karte eine Darstellung des Amazonasgebietes, der erst zwischen 1541 und 1543 erforscht wurde; ungewöhnlich ist auch, dass die Karte darauf verzichtet, die Polargebiete überhaupt (imaginär) darzustellen. Der Norden Europas hingegen ist auf der Karte geradezu grotesk.
Fazit: Zwei wunderbare künstlerisch und wissenschaftlich wertvolle Kalender, die man auch nach Ablauf des Jahres 2008 ganz sicher nicht wegwirft. Zu Hause können sie - hinter Glas gerahmt oder als Poster aufgehängt - ein wertvoller Wandschmuck sein, in der Schule können sie ein ungewöhnlicher Zugang zu den aufbereiteten Themen im Fach Geographie sein.
Mehr als empfehlenswert für alle ab ca. 12 Jahren.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn .
Veröffentlicht am 01.01.2010