Wicker King

Autor*in
Ancrum, Kayla
ISBN
978-3-423-76233-5
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Zwei Jungen. Sportstar der Mannschaft und Drogendealer. Freundschaft. Halluzinationen. Abenteuer des Wicker Kings und seines Ritters, der beide an eine gefährliche Grenze bringt, um die Realität und Fantasie verschwimmen.

Beurteilungstext

Grobzusammenfassung des Plots: Die Jugendlichen August und Jack sind befreundet, stehen aber in der Hierarchie der Schule an so unterschiedlichen Stellen, dass sie sich während der Schulzeit nicht sprechen. In ihrer Freizeit stehen sie sich jedoch sehr nah, insbesondere in Ermangelung an Erwachsenen, die sich um sie kümmern: Augusts Mutter ist depressiv, Jacks Eltern sind so erfolgreich, dass sie oft für Wochen nicht nach Hause kommen.

Jack beginnt, Halluzinationen zu haben und die Jungen greifen ein Spiel aus der Kindheit wieder auf, in dem Jack der „Wicker King“ ist und August sein Ritter. Die Halluzinationen nehmen zu und Jack fordert immer schwierigere Aufgaben von seinem Ritter. Als die beiden schließlich eine Spielzeugfabrik anzünden, werden sie verhaftet und beide in eine Psychiatrie gesperrt, wie der/die Leser*in bereits durch den Einstieg ins Buch weiß.

Zu Beginn des Buchs „Wicker King“ erwartet uns die erkennungsdienstliche Erfassung von August Bateman noch vor einem ersten Kapitel, einer Einführung oder einem Inhaltsverzeichnis. Im ersten Moment fühlte ich mich an die „Die Illuminae-Akten“ von Amie Kaufman und Jay Kristoff erinnert. Als Leser*in werden wir direkt in die Handlung geschleudert und ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren, insbesondere ob der Zeitsprünge in den ersten Kapiteln.

Die Kapitel des Buchs sind sehr kurz. Die Jetzt-Zeit, in der wir unwissentlich starten, zeigt Jack und August nach ihrer Verhaftung in der Psychiatrie. Die beiden folgenden Kapitelüberschriften heißen „August“ und „Jack“, sodass ich annahm, wie in so vielen anderen Jugendbüchern aktuell, seien die Kapitel aufgeteilt in die verschiedenen Sichten der Protagonist*innen. Ich war so verwirrt, dass ich das Kapitel „Jack“ zwei Mal lesen musste, bis mir klar wurde, dass das Buch grundsätzlich aus Augusts Perspektive geschildert wird. In den ersten 40 Seiten folgen wir dann einer Einführung in Augusts Leben VOR der Psychiatrie. Besonders gut charakterisiert werden die Protagonist*innen durch die Kopien ihrer Lieblingsmusik und dem entsprechenden Medium: Mixed Tapes auf Kassette oder CD, ordentlich beschriftet oder bekritzelt und vor allem natürlich die Auswahl der Lieder sagt viel über die jeweilige Person aus und gibt einen guten Einblick in die Charaktere.

August ist der Leser, Jack der Bastler und Tüftler, der Ingenieur werden möchte. Jack sagt, wo es langgeht, aber August kümmert sich um Jack und kocht für sie beide. Als Nebencharaktere gibt es zum einen die wichtige Rolle der Zwillinge, da einer der beiden als foreshadowing August warnt, dass es um Jacks psychische Gesundheit nicht gut stünde. Außerdem ist da Alex, eine Mitschülerin, Rina, eine Poetin, bei der die beiden Jungen viel Zeit verbringen und mit der August auch eine Beziehung eingeht, sowie Goldie, mit der August eine on-off-Affäre hat.
Das Buch teilt sich in zwei Schichten: die reale Welt und die Welt, die in Jacks Kopf entsteht und die immer düsterer wird und auch auf das Reale einwirkt. So weit, dass August schließlich an den Rand des Sterbens kommen muss und die Jungen eine Spielzeugfabrik anzünden.

Spoiler: Jacks Halluzinationen wurden durch einen Tumor ausgelöst, der im Krankenhaus erkannt und entfernt wird. August fürchtet, dass ihre Beziehung als König und Ritter darunter leidet, erkennt dann aber, dass Jack ihn liebt und es gibt Hinweise darauf, dass die beiden nach der Psychiatrie auch weiterhin eine Beziehung mit dem Machtgefälle zwischen König und Ritter führen werden. Das Buch endet damit, dass Jack, der früher entlassen wird, August abholt und ihn nach Hause, vermutlich zu Rina, bringt.

Meinung: Nach einem recht holprigen Anfang hat mich das Buch umgehauen. Es greift so viele so wichtige Themen auf. Dass beide Jungen ineinander verliebt sind und ihre Beziehung zum Teil sehr ungesund ist, ist dabei nur ein Nebenaspekt. Die Vernachlässigung durch Eltern und auch andere erwachsene Bezugspersonen und das Thema der psychischen Erkrankungen können ebenfalls anhand dieses Buchs im Klassengespräch thematisiert werden. Genauso wie der Wunsch von August, einfach nur zu tun, was Jack ihm sagt und nicht selbst entscheiden zu müssen. Alles richtig machen zu wollen. Die Probleme selbst lösen zu wollen. In einer Klasse der Mittel- oder Oberstufe ist dieses Buch, auch weil sich die Kapitel so gut einteilen lassen, sicher als Klassenlektüre und begleitet durch eine Lehrperson, gut aufgehoben. Das schöne Coverdesgin und der Schnitt des Buchs, der parallel zum Inhalt dunkler wird, tun ihr Übriges dazu.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von nha; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 24.12.2018

Weitere Rezensionen zu Büchern von Ancrum, Kayla

Ancrum, Kayla

Wicker King

Weiterlesen
Ancrum, Kayla

Wicker King

Weiterlesen
Ancrum, Kayla

Wicker King

Weiterlesen