Whistleblower Rebels: 20 Menschen, die für die Wahrheit kämpfen

Autor*in
Knödler, BenjaminKnödler, Christine
ISBN
978-3-446-27929-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Horstschäfer, Felicitas
Seitenanzahl
198
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
München/Wien
Jahr
2024
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Helden oder Verräter? An weniger anderen Menschen scheiden sich die Bewertungen in der Öffentlichkeit so sehr wie an sogenannten Whistleblowern; Menschen, die es als ihre Verpflichtung ansahen und ansehen, Dinge offenzulegen, die ihrer Auffassung nach schlecht, gefährlich oder gar kriminell sind und von denen sie in der Regel im Zuge ihrer Arbeit Kenntnis bekommen haben. Christine und Benjamin Knödler porträtieren in ihrem Sachbuch solche Menschen und erläutern die Beweggründe für ihr Handeln.

Beurteilungstext

Was treibt Menschen an, sehr viel aufs Spiel zu setzen, um mit Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen, die bislang unbekannt waren, die als Geheimnisse eingestuft sind, die Skandale auslösen können? Warum riskieren sie viel dafür – ihre Karriere, ihr Privatleben, ihren Ruf, ihre Gesundheit, schlimmstenfalls sogar ihre Freiheit oder ihr Leben? Das Autor*innen-Duo stellt in 20 Kapiteln solche Menschen detailliert vor, bekannte und weniger berühmte. Dabei werden das ganze 20. Jahrhundert und die ersten Jahrzehnte des 21. abgedeckt. Natürlich spielen Edward Snowden, der die Abhörpraktiken der NSA, eines US-amerikanischen Geheimdienstes offenlegte, und Chelsea Manning, die Verbrechen der amerikanischen Armee im Irak aufdeckte, eine prominente Rolle. Aber es werden auch viele andere Whistleblowerinnen und Whistleblower gewürdigt, denen weniger allgemeine Aufmerksamkeit zuteilwurde. Chronologisch der erste ist Edward Dene Morel, der die Ausbeutungspraktiken und die Brutalität des belgischen Kolonialregimes um 1900 offenlegte. Peter Buxton, der einen unmenschlichen und rassistisch motivierten Langzeitversuch mit farbigen US-amerikanischen Syphilis-Patienten ans Licht brachte, ist ein Kapitel gewidmet, ein weiteres Frank Serpico, der gegen Korruption in der New Yorker Polizei vorging. Aber der Fokus richtet sich keineswegs nur auf nordamerikanische Whistleblower. Das Wirken des Jordaniers Abdullah Ibhais, der die menschenunwürdige Behandlung der Arbeiter auf den katarischen Baustellen für die Fußball-WN 2022 publik machte, wird ebenso vorgestellt wie der chinesische Arzt Li Wenliang, der gegen die Vertuschung der Ursachen der Corona-Pandemie durch die Behörden kämpfte, oder Julia Stepanowa und Witali Stepanow, die die Praktiken des russischen Staatsdopings im Leistungssport aufdeckten. Auch die Taten deutscher Staatsbürger*innen werden beschrieben – zum Beispiel von Andrea Würtz, die die skandalöse Behandlung von Pflegepatienten anprangert, oder von Eckart Seith, der den Cum-Ex-Skandal um milliardenschweren Steuerbetrug ins Rollen brachte. Christine und Benjamin Knödler schildern kurz des Leben ihre Protagonisten und beschreiben, auf welche Missstände sie aufmerksam wurden, wie sie zur Überzeugung gelangten, nicht länger wegsehen zu können und welche Wege an die Öffentlichkeit sie einschlugen; aber auch, welche Konsequenzen ihr Tun für sie hatte und hat. In zehn sogenannten Spots werden Hintergründe beleuchtet und das Handeln der Whistleblower in juristische, historische und ethische Zusammenhänge eingeordnet. Besonders intensiv gehen sie der Frage nach, wie dieses Handeln bewertet werden kann oder auch sollte; also der Frage, ob die vorgestellten Menschen richtig handelten, oder ob sie unmoralisch oder eventuell sogar kriminell vorgingen.
Christine und Benjamin Knödler haben in ihrem Buch „Young Rebels“ vor knapp vier Jahren Jugendliche porträtiert, die versuchen, die Welt nachhaltig zu verändern, sie zu einem lebenswerteren und gerechteren Ort zu machen. Wie dieses Buch ist auch das neue Werk von einem aufklärerischen Impetus motiviert – zu zeigen, dass die oder der Einzelne gesellschaftlichen Zuständen oder eben Missständen gegenüber nicht ohnmächtig ist, dass alle Menschen Handlungsoptionen hin zum Besseren besitzen, auch wenn das Nutzen dieser Optionen einen hohen persönlichen Einsatz und viel Mut erfordert. Ihre Sympathie gehört ganz eindeutig den Menschen, mit denen sie sich beschäftigen – dennoch lassen sie Schattenseiten an ihrem Tun nicht unerwähnt. Sie arbeiten die Bedeutung von Whistleblowern für demokratische Gemeinwesen, für Menschenrechte und Meinungsfreiheit nachdrücklich heraus. Die einzelnen Kapitel sind fesselnd und sehr nachvollziehbar geschrieben. Auch die Spots, also die eingeschobenen kurzen Exkurse zu Hintergründen, sind sehr informativ, wenngleich mitunter etwas redundant. Ein umfangreiches Glossar und detaillierte Quellenangaben runden das Buch ab. Nicht unerwähnt seien auch die Illustrationen von Felicitas Horstschäfer, wobei vor allem die Porträts der Dargestellten eindrucksvoll sind.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPKJ; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 20.03.2024