Wer nicht weg ist, wird gesehn

Autor*in
Voss, Ida
ISBN
978-3-551-37277-2
Übersetzer*in
Pressler, Mirjam
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
188
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
6,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nachdem die Deutschen Holland besetzt haben wird das Leben für Rachel und ihre Familie immer mehr zu einem Alptraum. Rachel ist noch klein und versteht zunächst noch nicht, was tatsächlich passiert. Die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung nimmt immer größere Ausmaße an und schließlich wird Rachel von ihren Eltern getrennt und muss versteckt bei hilfsbereiten Menschen leben... Nach dem Ende des Krieges ergibt sich die grausame Bilanz von 100.000 niederländischen Juden, die in den faschistischen Konzentrationslagern ermordet wurden.

Beurteilungstext

Die niederländische Autorin Ida Voss gestaltet in diesem bewegenden und aufrüttelnden Buch das Schicksal ihrer Familie in der Zeit der deutschen Besetzung in Holland. Konsequent aus der Sicht des Kindes Rachel - zu Beginn etwa 8 oder 9 Jahre alt - erzählt sie, wie der Alptraum der Entrechtung der jüdischen Bevölkerung beginnt. In vielen alltäglichen, kleinen Szenen wird das Grauen dieser Entwicklung für den heutigen Leser intensiv spürbar. Etwa wenn Rachel und ihre jüdischen Freundinnen sich nicht mehr auf den Parkbänken vom Rollschuh fahren ausruhen dürfen, oder wenn die im Lesen so schwache Klassenkameradin nicht mehr zu ihr kommen darf, denn “sie darf keine Judenbücher lesen” oder wenn selbst das Versteckspielen zum Hochverrat wird. Dann muss Rachel ihr schönes Fahrrad abgeben und die Familie darf nur noch zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Läden einkaufen gehen. Als dann die ersten Kinder aus der jüdischen Schule nach Westerbork ins Lager gebracht werden, entschließen sich Rachel und Esthers Eltern unterzutauchen. Die Mädchen ängstigen sich, zumal sie zunächst von den Eltern getrennt sind und nicht wissen dürfen, wohin sie gebracht werden. So leben sie nun im Geheimen, immer in großer Angst und niemals draußen. Endlich ist der Krieg zu Ende und die Kinder können wieder mit Vater und Mutter zusammenleben. Aber auch jetzt ist der Schrecken nicht einfach vorbei. Die Erwachsenen, insb. der Großvater, der viele Jahre im KZ war, können nicht einfach normal weiterleben nach diesem Terror und den körperlichen und seelischen Grausamkeiten, die gegen sie verübt wurden. Auch die Kinder leiden an den Traumata: Rachel möchte so gerne auch einen Aufsatz schreiben zum Thema “Befreiung”, aber sie kann nicht, denn sie muss immer an all die vielen Freunde und Verwandten denken, die von den Deutschen ermordet wurden, alleine in ihrer Familie über 100 Menschen ....
Die Autorin schreibt ernst, wahrhaftig und mit einer großen erzählerischen Dichte, die den Leser unmittelbar in das Erlebte eintauchen lässt, ohne die historische Distanz zu verlieren.
Was sie im Vorwort zur Entstehung dieses autobiographischen Buches schreibt, wird unmittelbar im Text und in den zurückhaltenden schwarz-weiß Zeichnungen, die wenig konkretes zeigen, sondern vor einer grauen Fläche den Davidstern und Ausschnitte aus den Gesetzen gegen die Juden, spürbar und glaubhaft: Sie antwortet auf die selbst gestellte Frage nach dem Warum? dieses Textes: “Weil es nicht vorbei ist, weil in vielen Teilen der Welt Kinder verfolgt werden, gefoltert und getötet. Darum! Ich finde es richtig, Menschen, die in Freiheit leben dürfen, etwas von der Angst fühlen zu lassen, die verfolgte Kinder aushalten müssen. Darum habe ich durchgehalten, auch wenn mich das Schreiben dieses Buches viele schlaflose Nächte gekostet hat.” (S. 7)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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