Wer morgens lacht

Autor*in
ISBN
978-3-407-74486-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Taschenbuch
Ort
Weinheim
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
17,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Anne zum Studium nach Frankfurt geht, glaubt sie, vor der Vergangenheit sicher zu sein. Doch auch dort verfolgt sie das Gesicht und die Stimme ihrer seit sieben Jahren verschollenen Schwester Marie.
In der Vorbereitungsphase ihrer Bachelorarbeit fasst Anne den Entschluss, sich der inneren Beeinflussung ihrer Schwester zu entledigen und sich die Vergangenheit von der Seele zu schreiben. Mit Schreibpapier und Füller macht sie sich in ihrem WG-Zimmer an die Arbeit. Doch wo soll sie beginnen?

Beurteilungstext

Miriam Pressler gelingt es, das schwere Thema “Verschwinden eines Jugendlichen” in ihrem neuen Jugendroman aus der Sicht einer zurückgelassenen Schwester mit Feinfühligkeit und wunderbarem Tiefgang zu erzählen, ohne dabei das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen oder sich in Schwermütigkeit zu verlieren. Die konsequente Ich-Perspektive, in der die Autorin die Geschichte von Anne erzählt, trägt insbesondere dazu bei, die nach Antwort suchende Protagonistin Anne authentisch darzustellen.
Die Unklarheit, wo das Schicksal seinen Anfang nahm, spiegelt sich am Beginn des Romans in der Erzählweise der Geschichte wider: mehrere Ereignisse werden angerissen, ohne wirklich ausgeführt zu werden. Doch was zunächst bei mir als Leserin Verwirrung stiftete, erschien im Nachgang als dramaturgisches Element der Autorin. Die Suche der Protagonistin nach der Wahrheit über die Vergangenheit wird damit eindrucksvoll dem Leser vorgeführt und sortiert sich zum Ende des Romans.
Weiterhin durchzieht die Frage nach der Glaubhaftigkeit der eigenen Erinnerungen die Geschichte. Damit wird aus der scheinbar jugendlichen Identitätssuche der Protagonistin Anne zutiefst philospohisches Fragen an das Leben, die dem Roman einen doppelten Boden verleihen und auch den erwachsenen Leser zum Nachdenken anregen.
Was bleibt am Ende dieser Rezension zu sagen? Das neue Buch von Miriam Pressler habe ich trotz des schwierigen Themas sehr gern gelesen. Der Roman ist mehr als die Geschichte eines identitätssuchenden Jugendlichen. Es geht um elterliche Bevorzugungen einzelner Kinder, erwachsen sein wollen und gleichzeitig sich in seiner Naivität gefangen zu sehen, das Bestreben die Vergangenheit zu vergessen und doch die Schuldgefühle nicht loszuwerden. “Wer morgens lacht” ist ein mutmachendes Bekenntnis zu einem offenen Dialog in der Familie, auch wenn die Wunden der Vergangenheit erneut kurzzeitig zu schmerzen beginnen: Denn es ist die Tür zu etwas Neuem.
Prädikat: sehr empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von alw.
Veröffentlicht am 18.09.2023