Wer hat eigentlich die Schule erfunden?

Autor*in
Smith, Shoham
ISBN
978-3-907293-29-4
Übersetzer*in
Harnisch, Ulrike
Ori. Sprache
Hebräisch
Illustrator*in
Tsarfati, Einat
Seitenanzahl
79
Verlag
Helvetiq
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Basel
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Shoham Smith und Einat Tsarfati laden Schüler ein zu einer Kennenlernreise an einen der bedeutendsten Orte des Kinderlebens ein. Auf dieser Reise können sie Antworten auf Fragen bekommen und lernen, wie Kinder in der Schule in früheren Zeiten gelernt haben.

Beurteilungstext

In Kurzkapiteln führen Autorin und Illustratorin in einem Parforceritt durch die Geschichte der Schule (als Institution einer Gesellschaft). Ausgehend von der Feststellung, dass die Schule eine Erfindung ist, von der man keinen persönlichen Erfinder benennen kann, geht es über die Sumerer, die Antike, das Mittelalter, die Renaissance bis zur Schule im 21. Jahrhundert, die hier in beiden dimensionen des Wortes falsch und absurd als „Zeit der Informationsrevolution“ (S. 54) bezeichnet wird – jenseits jeglicher Kontextualisierung in Bezug auf politische und/oder ökonomische Bedingungen der gesellschaftlichen Verfasstheit. In den anschließenden Kapiteln geht es um Fragen rund um den heutigen Schulalltag, die sich sicherlich nur Kinder in den reichen Ländern des Westens stellen: Z.B. Ob man ohne Schule auch lernen kann? Oder wozu man Hausaufgaben oder Prüfungen braucht? Oder auch wozu Ferien notwendig sind?
Vieles an diesem Buch ist ärgerlich. Angefangen von der Beliebigkeit der dargestellten Fakten (da steht z.B. die weibliche Erfinderin von ‚Chocolate Chip Cookies‘ neben dem Erfinder der elektrischen Glühbirne Thomas Edison), über die stark eurozentrische Sicht auf Schule und Lernen (keine Berücksichtigung findet z.B. die hohe Achtung vor Lehrern und {Handwerk]-Meistern in den asiatischen Ländern), bis hin zur völlig ahistorischen Darstellung der Geschichte in den Texten wie auch in den Illustrationen: Die Kinder wie auch die Erwachsenen wirken kostümiert. Das Kindchenschema der Figuren (große Augen, großer Kopf und kleiner Körper) in Verbindung mit den ihnen in den Mund gelegten Texten soll wohl modern und witzig sein, verstärkt aber den Eindruck der Einebnung bzw. Verwischung historischer Differenzierung. Wenn z.B. im antiken Griechenland ein halbnackter Mann zu dem behelmten Mädchen an seiner Seite sagt: „Ihr Mädchen lernt, für die Soldaten Pullover zu stricken.“ Und der kleine Junge sagt: „Meine Katze beantragt, ihren Militärdienst nur einen Katzensprung von zu Hause abzuleisten,“ Was soll das?
Besonders ärgerlich ist, dass mit diesem Buch Kinder nicht verstehen können, wozu die Kulturtechnik ‚Schrift‘, die man mühsam erlernen muss – im Unterschied zur Sprache, die natürlich gegeben und erworben wird - in den frühen Zeiten wie auch heutzutage dient(e): Es ging und geht um die Weitergabe des Wissens, der Erfahrungen und der Fähigkeiten einer Gesellschaft an die nachfolgenden Generationen. Bei den Sumerern vor ca. 5000 Jahren, die bereits städtische Strukturen hatten, ging es auch schon um den Handel: Preise und Lebensmittelverteilung mussten aufgeschrieben werden, eingeritzt auf Tontafeln. Außerdem war es bei den Ägyptern schon so, dass nur wenige privilegierte Klassen und außerdem nur Jungen schreiben lernen durften, was wichtig war, um bessere Berufe ausüben zu können, wie Arzt oder Priester.
Dass das Recht auf Bildung und Lernen in den meisten Ländern der Erde nicht umgesetzt ist und der Schulbesuch – so lästig oder gar überflüssig er manchmal unseren Kindern hierzulande erscheint – etwas Kostbares ist, von dem die Mehrheit der Kinder im globalen Süden nur träumen können. Sie schuften nämlich unter elenden Bedingungen in Bergwerken, auf Plantagen oder sortieren Zivilisationsmüll, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.
Einige wenige tatsächlich lustige und gelungene kleine Kapitel gibt es schon auch, die aber aus diesem schlechten Buch kein gutes machen: Z.B. zählt hierzu ein Ausreden-Quiz (S. 64/65), Schülertypen nach den jüdischen Weisen‘ (S. 25) oder auch die Miniportraits berühmter Pädagogen (S. 70ff)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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