Wer fast nichts braucht, hat alles - Janosch - Die Biographie

Autor*in
Bajorek, Angela
ISBN
978-3-550-08125-5
Übersetzer*in
Schulz, Paulina
Ori. Sprache
Polnisch
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
316  Minuten
Verlag
Ullstein
Gattung
BiografieDigitale Medien
Ort
Berlin
Jahr
2016
Alters­empfehlung
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Tiger und Bär oder Tigerente und Günter Kastenfrosch kennt wohl fast jeder. Doch über den Mensch dahinter weiß man recht wenig. Angela Bajorek verschafft dem Leser einen detaillierten und einfühlsamen Blick hinter die Kulissen der weltberühmten Marke - und vor allem des Menschen - Janosch.

Beurteilungstext

Der Schöpfer der Panamaabenteuer vom kleinen Bären und Tiger gilt als eher öffentlichkeitsscheu und macht ungern Wirbel um seine Person. Angela Bajorek ist es dennoch gelungen, ein sehr enges Verhältnis zu Janosch aufzubauen und schreibt nach jahrelanger Zusammenarbeit mit dem Autor eine bemerkenswerte Biografie.
Diese beginnt mit einer Kindheit in Schlesien. Schonungslos detailliert berichtet Janosch hauptsächlich von Armut, Alkohol, Ehrfurcht, Gehorsam und Gewalt, dass sich der Leser wünscht, dieses Kapitel seines Lebens ende bald. Er schien der Prügelknabe für ungefähr jedermann gewesen zu sein. Umso mehr muss man sich hier schon wundern, welch lebensbejahende und fröhliche Kinderbücher er später schreibt und illustriert.
Über die gesamte Biografie hinweg streuen Janosch und Bajorek zeitgeschichtliche und politische Informationen ein, sodass sich manches besser verstehen lässt.
Man meint, Janosch persönlich kennenzulernen. Dabei wirkt er bescheiden durch Zitate wie: "Die Schule heißt jetzt Janosch-Schule, weil sie dort denken, daß ich berühmt bin." und machen ihn damit ungemein sympathisch. Dennoch geht es lange um kummervolle Alltagserinnerungen. So wird auch die Entwicklung seiner Meinung zur Kirche nachvollziehbar dargestellt. Dazu kam der zweite Weltkrieg mit all seinen Grausamkeiten und schließlich die Vertreibung durch "die Russen", von denen er gleich mehrfach fast erschossen wurde. Kein Schulabschluss, keine abgeschlossene Berufsausbildung. Da verwundert es den Leser nicht mehr, wenn von Dämonen der Kindheit, Selbstmordgedanken und Alkoholsucht die Rede ist.
Umso mehr beeindruckt sein Eifer, mit dem er sich schließlich über die Textilfachschule zum Tapetendesigner und nach zahlreichen Umwegen und Rückschlägen zum Maler und Autor voran gearbeitet hat. So kam es 1978 endlich zum Durchbruch und Beginn der "Marke Janosch". Er selbst entdeckt die Welt, heilsames Yoga und seinen eigenen Weg zum Glück. Seither hagelt es förmlich Preise und mit Kritik kann Janosch bestens umgehen. Er möchte Anleitungen für ein glückliches Leben geben, keine pädagogischen Vorträge halten. Wer Teile seiner Arbeit kennt, weiß, wie und dass es ihm gelingt und man gönnt ihm von ganzem Herzen die ruhigen Tage in seiner Hängematte auf Teneriffa. Hier schafft er es scheinbar, fast nur noch zu machen, worauf er Lust hat - nach allen Sonnen- wie auch Schattenseiten seiner Popularität, an der sich auch andere zu bereichern wussten.
Die Autorin versäumt es nicht, Inhalte einiger Bücher Janoschs vorzustellen und somit Lust zu machen, mehr von ihm zu lesen. Zudem gibt es Fotos und Zeitzeugnisse im Buch, einen Anhang mit Familienstammbaum sowie eine Bibliographie, ein Abbildungsverzeichnis und Anmerkungen.
Das Selbstportrait auf dem Vor- und Nachsatzpapier macht es zu einem "echten Janosch", während die wohl sehr authentischen Informationen im Text - den Auszügen aus der Emailkorrespondenz nach - Janosch selbst auch sehr gut gefielen, weil sie echt sind.
"Glück heißt, frei zu sein!"
Ein wirklich lesenswertes Porträt eines außergewöhnlichen (Lebens-)Künstlers!

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Veröffentlicht am 03.08.2016