We Stand On Guard

Autor*in
Vaughan, Brian K.
ISBN
978-3-86425-836-7
Übersetzer*in
Stumpf, Jacqueline
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Skroce, Steve
Seitenanzahl
144
Verlag
cross-cult
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Ludwigsburg
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
25,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Im Jahre 2112 überfällt die von einer extremen Dürre gebeutelte Weltmacht USA seinen nördlichen Nachbarn Kanada, um Zugang zu dessen natürlichen Wasserreserven zu erhalten. In den Wäldern im Norden Kanadas leisten Guerilla-Kämpfer Widerstand gegen die Besatzungsmacht.

Beurteilungstext

Einerseits scheint diese Erzählung eigentlich undenkbar, andererseits hat die jüngere Geschichte gezeigt, dass unter bestimmten Umständen alles möglich ist: Nachdem im Jahre 2112 in den USA aufgrund klimatischer Veränderungen die Wasservorräte zuneige gegangen sind, überfallen diese kurzerhand ihren nördlichen, wasserreichen Nachbarn Kanada. Bei dem Angriff verliert die kleine Amber zunächst ihre Eltern und einige Jahre danach auch ihren Bruder. Als junge, erwachsene Frau schließt sie sich einer bewaffneten Gruppe an, die der Besatzungsmacht Widerstand entgegenzusetzen versucht. Mit einer großen Sabotageaktion gelingt es den wenigen Guerilleros und insbesondere der wagemutigen Amber, die Weltmacht zumindest vorübergehend in die Knie zu zwingen.
Brian K. Vaughans in den USA als sechsteilige Miniserie erschienene Comic-Dystopie »We Stand On Guard« ist nun auch in Deutschland erhältlich, allerdings in einer Hardcover-Gesamtausgabe. Wohl nicht zuletzt, weil sich in Deutschland Comics immer noch besser in Buchform verkaufen lassen denn als Album bzw. Heft. Man muss dem Verlag CrossCult aber dennoch dankbar sein, weil sie immerhin der Versuchung widerstanden haben, das Produkt als »Graphic Novel« zu vermarkten. Das ist sehr ehrlich, denn abgesehen von seiner Form, bietet der vorliegende Comic nur sehr wenig, was eine solche Etikettierung rechtfertigen würde: »We Stand On Guard« atmet viel stärker den Geist des klassischen Abenteuercomic als dass es etwas mit den literarisch anspruchsvollen und experimentell-selbstreflexiven Graphic Novels zu tun haben könnte. Was man allerdings nicht zwangsläufig als Nachteil verstehen muss.
Vaughan beleuchtet das mitunter schwierige Verhältnis der beiden Nachbarstaaten nicht in seiner historisch-politischen Komplexität, sondern nutzt dieses als Ausgangspunkt einer Adaption des David-Goliath-Mythos. Entsprechend besitzt die Protagonistin Amber alle Attribute einer (modernen) Heldin: sie ist schön, mutig, stark und steht natürlich auf der ›richtigen‹, d.h. unschuldigen und vermeintlich unterlegenen Seite. Mit der Repräsentantin der Besatzungsmacht in Kanada, die alle nur die »Amerikanerin« nennen, entwickelt sich ein ganz persönlicher Antagonismus, der stellvertretend für den soziopolitischen Konflikt steht und im großen Finale des Comic entschieden wird.
Auch der stark realistische Zeichenstil von Steve Skroce steht in der Tradition der amerikanischen Abenteuer- und (Super)Heldencomics. Nicht zuletzt sticht die schonungslose Darstellung der Kampfhandlungen und – vor allem ihrer Folgen – hervor: Gliedmaßen werden amputiert, Gedärme quellen aus aufgeschlitzten Bäuchen, Körper werden von Laserkanonen regelrecht zerschnitten. Während explizite Gewaltdarstellung in manchen Comics als rhetorisches Mittel angewandt wird, um den Krieg in seiner Grausamkeit anzuklagen (z.B. in den Weltkriegscomics von Jacques Tardi), dient sie hier der Dramatisierung und Steigerung der Konfliktfrequenz, bis der finale Showdown Erlösung bietet. Schon aus diesem Grund ist der Comic erst ab einem Lesealter von 16 Jahren zu empfehlen. Im Ganzen bietet er ein kurzweiliges, sehr actionreiches, allerdings auch wenig tiefsinniges Leseerlebnis.

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Diese Rezension wurde verfasst von mz; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.04.2017